Zwei Kilo reines Silber – Die Büste des Isener Kirchenpatrons Zeno im Bayerischen Nationalmuseum

Die alte Zeno-Reliquienkapsel verbleibt in der Nachbildung der 600 Jahre alten Silberbüste, Foto: hans Gärnter

Wer weiß, ob es stimmt, dass die Zeno-Kirche von Isen bei Erding leibliche Überreste ihres im 4. Jahrhundert als Bischof von Verona bekannt gewesenen Patrons hütete. Gewiss ist, dass eine Silberbüste ein „beinernes“ Relikt des Heiligen barg. Diese gut zwei Kilo schwere Büste, gestiftet 1467 von Ladislaus von Achdorf, Propst des einstigen Kollegiatsstifts Isen, ist jetzt im Bayerischen Nationalmuseum (BNM) zu bestaunen. Es hat sich gelohnt, das exzellente Stück nach allen Regeln der Kunst in Stand zu setzen und dabei kunst-technologisch untersuchen zu lassen.

Ein Abschied, so Generaldirektor Frank Matthias Kammel, sei Anlass der Schau: „Seit 1949 ist das 1896 vom Germanischen Nationalmuseum aus dem Münchner Kunsthandel erworbene Reliquiar als Leihgabe im BNM zu sehen. Nach mehr als sieben Jahrzehnten kehrt es … demnächst nach Nürnberg zurück.“ Es soll dort als Glanzstück einer Dauerausstellung fungieren, als „Zeugnis der Glaubenspraxis und herausragendes Dokument künstlerischer Leistungskraft“.

Hört man dazu Franz Wenhardt vom Heimatmuseum Isen, erkennt dieser fraglos sowohl die Bedeutung der Sonderausstellung des „Silberkopfes“ in München als auch seine künftige Funktion als Zugstück des Germanischen Nationalmuseums an. Doch bedauert er, dass es bald wieder „aus der Region, zu der es einen unmittelbaren Bezug hat, wegkommt“. Ein Glück, so Wenhardt, dass der Isener Silber-Zeno von der Säkularisation 1802 verschont blieb. Er wurde nämlich erst „privat verwahrt“, dann 1895 vom Isener Bürgermeister „unter Wert in den Münchner Kunsthandel verkauft“.

Das aus reinem Silber vor gut 500 Jahren in Salzburg gegossene Zeno-Haupt thront auf einer Büste des Heiligen aus Verona. In mehr als 50 Einzelteile wurde es zerlegt und penibel restauriert. Details über die teure, von Ministerpräsident Markus Söder nachdrücklich unterstützte Erneuerung durch Spezialisten kann der Besucher, folgt er dem „Silberkopf“-Pfad im Hochparterre, am Objekt selbst und den ihm zugeordneten Videos erfahren. Er übersehe nicht die verkleinerte Nachbildung der uralten Zeno-Büste mit der Reliquienkapsel, die 1955 Karl Roth aus München für die Pfarrei St. Zeno in Isen herstellte! Dass die Original-Reliquie aus dem Germanischen Nationalmuseum nach Isen zurückkehrte, ist dem Bamberger Weihbischof Artur Michael Landgraf zu danken. Schön, dass diese „echte, alte“ Reliquie in dieser Replik verbleibt. Sie schmückt, sie adelt sie. 

Eine informative Broschüre ist günstig (6 Euro) am Ticketschalter des BNM zu erwerben. Sie rückt das wertvolle Stück, das, noch vor seiner aufwendigen Generalrestaurierung, im September 2014 „Kunstwerk des Monats“ war, in die Nähe der Schnitzwerke des „Meisters von Seeon“, der nach neuesten Erkenntnissen das Modell für den Kopf des heiligen Zeno geliefert hat. Nicht umsonst wurde der „Silberkopf“ mit Original-Kunstwerken aus des Meisters Hand umgeben: von der originalen „Madonna aus Kloster Seeon“, aber auch von dem aus Freisinger Privatbesitz stammenden stehenden Jesuskind mit Weltkugel aus der Werkstatt des „Meisters von Seeon“. Zum ersten Mal wird diese Skulptur der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Sonderausstellung „Silberkopf. Die Büste des heiligen Zeno aus Isen“ ist extrem lange wahrnehmbar: bis 14. Februar nächsten Jahres, jeweils Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17, Donnerstag bis 20 Uhr.      Hans Gärtner

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.