Dass sie beide, der Haushamer und der Trostberger, Multi-Talente sind, ist nichts Neues. Marcus H. Rosenmüller macht Filme („Wer früher stirbt, ist länger tot“, 2006) und führt seit 2013 Regie beim traditionellen Münchner Nockherberg-Singspiel. Er schreibt auch Gedichte. Stephan Zinner tritt in eben diesem „bierigen“ Politik-Spektakel als Darsteller des derzeitigen bayerischen Finanzministers Markus Söder auf und wirkte im Rosenmüller-Film „Räuber Kneißl“ mit. Er ist auch Musiker und – schreibender – Kabarettist. Bei den herbstlichen Literaturtagen 2013 standen (genauer: saßen) beide zusammen in der Schul-Aula von Stein an der Traun auf der Bühne – der eine verblüffte mit eigenen, der andere, Stephan Zinner, entzückte mit „fremden“ Gedichten, unter anderem aus „Doktor Erich Kästners Lyrischer Hausapotheke“.
Jetzt gehen die beiden jungen Musensöhne aus Oberbayern getrennte Wege. Was sie dennoch eint, ist, dass sie beide sich in einem neuen, aber unterschiedlichen Metier zu bewähren suchen. Marcus H. Rosenmüller (41) inszenierte im Cuvilliéstheater die komische Rossini-Oper „Le Comte Ory“ mit jungen, vielversprechenden Sängerinnen und Sängern des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper und GMD Kirill Petrenkos Assistentin Oksana Lyniv am Pult. Die Premierentickets waren im Nu weg, auch die vier geplanten Folgeaufführungen im April und Juni sind schon so gut wie ausverkauft.
Stephan Zinner (40) konnte dieses Frühjahr sein erstes Buch veröffentlichen. Der Titel: „Flugmango“. Darin ist, wie es heißt, neben kuriosen Helden des Alltags sogar Gott selbst beim Einkauf in einem Getränkemarkt zu begegnen. Illustriert wurde der Buch-Erstling vom Münchner Designer Christoph Gremmer. „Flugmango“ ist soeben in der „edition lichtung“, Viechtach erschienen. Am 27. April, 20 Uhr, wird das Buch im Münchner Volkstheater präsentiert.
Rosenmüllers Opern-Präsentation in der viel zu überladenen Ausstattung von Doerthe Komnick (Bühne) und Sophia Dreyer (Kostüme) ist dann schon Geschichte. Rosenmüllers Einstiegs-Opernregie gewann dem witzigen bis einfältigen französischen Libretto eine Fülle saudummer bis intelligenter Gags ab. Das anfangs gewählte Eingangs-Ambiente, eine Bowling-Bahn mit integriertem Fitness-Studio für schlankheitsbedachte Girlies wurde bald verlassen – und wo die aufgeplusterte Story rund um den sexbesessenen Gickerl Graf Ory, der in einem seiner Freunde einen ernsthaften Rivalen hatte und erst in ein Nonnengewand schlüpfen muss, um über den Umweg über eine Männer-Poussiererei bei der Angebeteten zu landen, dann weiterspielte, blieb im Unklaren. Viel Zinnober, viel Klamauk. Ein bisschen „Singin` in the Rain“, ein bisschen „Bajazzo“-Kirmes. Dabei aber durchweg bravourös geölte Kehlen in spielbegabten, biegsamen Körpern: Elsa Benoit reicht mit blitzsauberen Adèle-Koloraturen leicht an die Damrau heran, und Matthew Grills übertrumpft selbst den talentiertesten Spieltenorkollegen in der ulkig ausgekosteten Titelrolle. Aus der herrlich süffisanten Rossini-Partitur presste das Produktionsteam um Rosenmüller ein Fest der vokalen Brillanz heraus – mit wunderbar leichter Orchester-Unterfütterung der kapellmeisterlichen Oksana Lyniv. Das Staatsopernstudio kann es sich leisten, alle sieben tragenden Partien doppelt zu besetzen und Sören Eckhoff die Chor-Einstudierung abzufordern. Das Premierenpublikum applaudierte lang anhaltend und begeistert.
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Gehen getrennte Wege: Marcus H. Rosenmüller und Stephan Zinner bei einem gemeinsamen Auftritt bei den Literaturtagen 2013 in Stein an der Traun
(Foto: Hans Gärtner)
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