Zunahme von Missbrauch an Mädchen und Jungen während der Coronapandemie in Afrika

Kinderschutzbündnis legt Zwischenbericht vor

Quelle: World Vision Deutschland e.V.

Ein Jahr nach dem Start des Kinderschutzprojektes von Joining Forces in Afrika, dem Zusammenschluss der sechs größten Kinderhilfsorganisationen der Welt, legt das Konsortium einen ersten Zwischenbericht mit besorgniserregenden Ergebnissen vor. „Die Situation der Kinder ist erschütternd“, sagt Kathrin Hartkopf, Sprecherin der Geschäftsführung von Plan International Deutschland. So hat die körperliche Gewalt gegen Kinder in den Projektländern zugenommen, das Risiko, Opfer sexualisierter Gewalt zu werden, ist gestiegen, ebenso die Zahl der Zwangs- und Frühverheiratungen. Kinder tragen zum Familieneinkommen bei mit schwerer und gefährlicher Arbeit. Einige Mädchen werden für Geld und Nahrung zur Prostitution, andere Kinder zum Betteln gezwungen. „Diese Ergebnisse sind Beleg für die große Bedeutung unseres gemeinsamen Einsatzes für Kinderrechte in der Corona-Pandemie und bestätigen die Notwendigkeit des Hilfsprojektes. Wir haben auf die Befunde bereits reagiert und die Maßnahmen entsprechend angepasst“, so Kathrin Hartkopf weiter. Die Untersuchung basiert auf umfangreichen Befragungen von Kindern und Erwachsenen in den fünf Projektländern Äthiopien, Kenia, Mali, Senegal und Uganda. 

Im August 2020 war das Projekt „Joining Forces for Africa – Schutz von Kindern vor Gewalt während der Covid-19-Krise und darüber hinaus“ (JOFA) gestartet worden. Es steht unter der Leitung von Plan International Deutschland. In Deutschland zählt außerdem World Vision zu den Projekt-Trägern. Rund 718.000 Kinder sollen in den kommenden gut zwei Jahren vom „JOFA“-Projekt profitieren. Die Projektländer sind aufgrund eines hohen Risikos negativer Auswirkungen durch die Pandemie und des daraus resultierenden Bedarfs an Kinderschutz vor Ort ausgewählt worden. 

Zur Bedeutung des Zwischenberichts erklärt Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender von World Vision Deutschland: „Es gibt so gut wie keine Aufmerksamkeit für die extreme Notlage, in die die Corona-Pandemie vor allem Kinder in den ärmsten Regionen der Welt gebracht hat. Doch ein Kind bleibt ein Kind – überall auf der Welt. Dafür setzen wir uns ein. Erfreulicherweise haben wir im ersten Jahr des Projekts schon viele konkrete Ideen von Kindern und Erwachsenen sammeln können, wo und wie am besten Unterstützung geleistet werden kann.“

Eine aktive Beteiligung des Umfelds ist für Erfolge bei der Bekämpfung von Gewalt gegen Kinder entscheidend. Deshalb stärkt JOFA die bestehenden Kinderschutzsysteme in den Ländern und arbeitet gleichzeitig mit Familien, Gemeinden und Institutionen zusammen, um das Bewusstsein und damit die Voraussetzungen zum Schutz von Kindern zu erhöhen.

Zu den konkreten Maßnahmen zählen unter anderem:

•    Stärkung und Aufbau von Kindernotrufnummern, um es Mädchen und Jungen zu ermöglichen, Vorfälle sexueller Gewalt vertraulich zu melden.
•    Training in Kinder- und Jugendclubs: Mädchen und Jungen werden über ihre Rechte aufgeklärt, damit sie diese in ihren Familien und Gemeinden einfordern und vertreten können. 
•    Unterstützung der Eltern bei der Stressbewältigung, beim Aufbau von Fähigkeiten für eine positive Elternschaft und bei der gegenseitigen Unterstützung in schwierigen Zeiten
•    Erstellung und Verteilung von Informationsmaterial für Familien und Kinder zum Kinderschutz, um das Bewusstsein dafür in den Gemeinden zu erhöhen.Neben den 718.000 Kindern, die von dem JOFA-Projekt profitieren werden, sind 3.000 Mitarbeitende der lokalen Kinderschutz-Institutionen sowie 23.000 Eltern und Betreuerinnen und Betreuer an der Umsetzung beteiligt. Die Europäischen Union unterstützt dieses Vorhaben mit zehn Millionen Euro. 



Über Joining Forces
Joining Forces ist eine Allianz der sechs größten internationalen Kinderrechtsorganisationen. Ihr gehören an: Plan International, World Vision International, ChildFund Alliance, Save the Children International, Terre des Hommes International Federation und SOS-Children’s Villages International. Das Bündnis entstand 2017 und konzentriert sich derzeit auf zwei Initiativen: Förderung von Kinderrechten und Beendigung der Gewalt gegen Kinder. Es vermittelt diese Werte im direkten Austausch mit den Regierungen vor Ort. „Joning Forces for Africa“ (JOFA) ist das erste gemeinsame Projekt der Allianz. 

Über Plan International Deutschland
Plan International ist eine unabhängige Organisation der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe. Mädchen und Jungen sollen weltweit die gleichen Rechte und Chancen haben und ihre Zukunft aktiv gestalten. Um das zu erreichen, setzen wir in unseren Partnerländern effizient und transparent Projekte zur nachhaltigen Gemeindeentwicklung um und reagieren schnell auf Notlagen und Katastrophen, die das Leben von Kindern bedrohen. In 75 Ländern arbeiten wir Hand in Hand mit Kindern, Jugendlichen, Unterstützenden und Partnern jeden Geschlechts, um unser globales Ziel zu erreichen: 100 Millionen Mädchen sollen lernen, leiten, entscheiden und ihr volles Potenzial entfalten. Die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen bestärken uns in unserem Engagement.

Über World Vision Deutschland e. V. 
World Vision ist eine unabhängige christliche Kinderhilfsorganisation mit über 70 Jahren Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Nothilfe. Unser Fokus liegt darauf, den am stärksten gefährdeten Kindern Chancen zu bieten, ein erfülltes Leben zu führen.  In rund 100 Ländern arbeiten wir mit Spenderinnen und Spendern, Kindern und Jugendlichen, Dorfgemeinschaften, Regierungen und vielen Partnern transparent zusammen, um nachhaltig Armut und Ungerechtigkeiten zu überwinden. World Vision Deutschland e.V. führt derzeit 280 Projekte in 48 Ländern durch und erreicht damit rund 16 Millionen Menschen. Mit der internationalen Kampagne „It Takes a World to end Violence against Children“ setzt sich World Vision dafür ein, Gewalt gegen Kinder in jeder Form zu beenden. 

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