Die Meinung von Haderthauer muss die CSU schon aushalten, wenn sie nicht in einen fehlgeleiteten Personenkult verfallen will. Strauß war nicht „der Architekt des modernen Bayerns“. Wenn einer diesen Titel verdient, ist dies eher Alfons Goppel, Ministerpräsident von 1962 bis 1978. In dieser Zeit begann der nachhaltige wirtschaftliche Aufschwung. Mit der Landkreis- und Gemeindegebietsreform von 1972/1978 wurde Bayern neu strukturiert und den Anforderungen an die „neuen Zeiten“ angepasst. Die Verwaltung wurde reformiert. Goppel leitete kollegial ein Kabinett von hochqualifizierten Politikern, die noch die Ressortverantwortung kannten und wahrnahmen. Bayern erhielt Anfang der siebziger Jahre als erstes Bundesland ein Landesentwicklungsministerium. Ein Vorschlag junger Regierungsräte, die Goppel aufgriff und umsetzte.
Allerdings musste in dieser Zeit die Abschaffung der Konfessionsschule und die Einführung der Koedukation sowie die Wahrung der Rundfunkfreiheit mithilfe von Volksbegehren durchgesetzt werden, weil sich die CSU mehrheitlich nicht bewegte.
Strauß hat sich unbestreitbar große Verdienste um die CSU als Partei erworben. Er hat ihr ein unverwechselbares Gesicht und der Bevölkerung mit seiner gelegentlichen Opposition gegen die Staatsregierung das Gefühl gegeben, als notweniges politisches Korrektiv zu arbeiten. Mit seiner Integrationskraft und seinem hervorragenden Darstellungsvermögen hat er die CSU breit in Bayern verankert. Seine „Ausritte“ in die Bundespolitik und darüber hinaus haben Bayern als einzigartig in Deutschland erscheinen lassen. Die CSU war dabei sein Vehikel. Die Sacharbeit hat er anderen überlassen und damit in der Tat zum Wohle Bayerns auf allen Ebenen hochqualifiziertes Personal generiert. Also: suum cuique! Nur so wird man dem wahren Wert gerecht, ohne zu übertreiben.
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