„Die Ideale“ lautet das Kunstfest-Motto 2009. Es ist der Titel einer sinfonischen Dichtung von Franz Liszt nach dem gleichnamigen Gedicht von Friedrich Schiller. Sie wurde anläßlich der Enthüllung des berühmten Doppeldenkmals von Goethe und Schiller unter Liszts Leitung 1857 in Weimar uraufgeführt.
Der deutsche Idealismus, in Weimar fruchtbar geworden, ist vorbei. „Ideale“ aber gibt es weiterhin. Sie bedeuten Hoffnung, geben der Gesellschaft, dem Leben, der Kultur eine Richtung. Doch Ideale haben auch die fatale Neigung, zu kippen, Ideologie zu werden.
Unsere Ideale des Schönen stammen aus der Antike. Seit der Renaissance geisterten sie durch die europäische Kunstwelt, um schließlich, vergröbert und deformiert, zu den politischen Helden-Idealen der Moderne zu werden: von Praxiteles zu Arno Breker. Heute kehrt die Antike in den Formen der Körperkult- und Schönheits-Industrie wieder, auch mangelt es unserer Gesellschaft nicht an Entwürfen von Schein- und Ideal-Welten, das Urlaubsparadies ist nur eine davon.
Gegen die Ideale steht aber – grundsätzlich – nicht nur die „Wirklichkeit“. Das wäre zu einfach. Ideale definieren sich auch durch ihre Dekonstruktionen und Gegen-Ideale. Die Ästhetiken des Häßlichen hielten schon in der frühen Moderne gegen das Idealschöne, das Dionysische gegen das Apollinische, die Avantgarden gegen etablierte Ordnungen.
Wo aber stehen wir heute, wer bestimmt unsere ästhetischen und gesellschaftlichen „Ideale“?
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