Franz von Lenbach (1836 – 1904), Adolf Friedrich von Schack, 1875
Öl auf Lindenholz, 95,0 x 72,2 cm
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlung Schack München
Am 2. August jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag des Dichters, Kulturhistorikers und Kunstsammlers Adolf Friedrich Graf von Schack. 1815 in Schwerin geboren, lebte er ab 1856 in München und begann hier seine Sammlung zeitgenössischer Malerei aufzubauen, die seither mit seinem Namen verbunden ist. Zu ihr gehören Meisterwerke von Moritz von Schwind, Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach ebenso wie Lenbachs berühmter „Hirtenknabe“.
Nach einer Schulausbildung an den Franckeschen Stiftungen in Halle schlug Schack die juristische Laufbahn ein, kam aber bereits während seines Studiums in Bonn und Heidelberg mit den romantischen Strömungen in Berührung und wurde durch Friedrich Diez und August Wilhelm Schlegel mit den europäischen und orientalischen Literaturen bekannt gemacht. Bald entwickelte sich eine tiefe Zuneigung zur Literatur und Kulturgeschichte. Schack beschäftigte sich intensiv mit den Sprachen des Orients und übersetzte mit dem „Buch der Könige“ des Firdausī das Hauptwerk der altpersischen Dichtung ins Deutsche. Daneben beschäftigte er sich intensiv mit der italienischen und spanischen Literatur und veröffentlichte eine grundlegende Geschichte des spanischen Dramas im 17. Jahrhundert. Seine Tätigkeit im preußischen Staatsdienst unterbrach er immer wieder für ausgedehnte Reisen, die ihn in nahezu alle Länder Europas, aber auch nach Ägypten und in der Vorderen Orient führten. Schack war eine Figur von europäischem Format, breit gebildet und belesen, und erfüllte den Goethe’schen Begriff der Weltliteratur mit Leben.
1856 berief Maximilian II. Schack nach München, um hier in jenem Kreis von Dichtern, Natur- und Geisteswissenschaftlern zu wirken, die der bayerische König in geselligen Runden um sich versammelte. Schack, der den Staatsdienst nach Antritt des väterlichen Erbes quittiert hatte, folgte dem Ruf bereitwillig und traf in München auf geistesverwandte Dichterkollegen wie Emanuel Geibel und Paul Heyse, den späteren Literaturnobelpreisträger.In München begann sich Schack nun auch intensiver mit bildender Kunst zu beschäftigen und Gemälde zu erwerben, wobei er mit scharfem Blick und einer klugen Strategie vor allem junge Talente förderte, die sich im Kunstbetrieb noch nicht durchgesetzt hatten. Zu diesen gehörten Maler wie Franz Lenbach, Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach und Hans von Marées, die dem Sammler und Mäzen wesentliche Unterstützung in der frühen Phase ihrer Karrieren verdankten. Schack förderte diese Künstler über Jahre hin und trug große Werkkomplexe zusammen, sodass etwa von Böcklin nicht weniger als 16 und von Feuerbach 11 Gemälde in die Sammlung gelangten. Briefe und vor allem Schacks Buch „Meine Gemäldesammlung“, das er bis 1894 in sieben Auflagen veröffentlichte, geben Zeugnis von der engen, auf persönlichen Kontakten gründenden Beziehung zwischen Künstlern und Sammler.
In den Münchner Jahren begann Schack auch ein umfangreiches dichterisches Werk zu veröffentlichen, das aus Gedichten, Epen und Schauspielen bestand. Seine Gemäldesammlung, die er als national bedeutendes Kulturgut einschätzte, vermachte er nach seinem Tod 1894 dem deutschen Kaiser. Wilhelm II. beließ die Sammlung inMünchen und ließ 1909 das Galeriegebäude an der Prinzregentenstraße errichten, in dem die Gemälde seither ausgestellt sind. Seit 1939 wird sie von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen betreut.
Zur 100-Jahrfeier des Gebäudes wurden 2008 und 2009 die Galerieräume im Erd- und ersten Obergeschoss renoviert und der Kopiensaal neu eingerichtet. Derzeit läuft die Sanierung des zweiten Obergeschosses, die im Herbst abgeschlossen wird. Hier werden künftig drei attraktive, renovierte Galeriesäle für die ständige Sammlung und für Wechselausstellungen zur Verfügung stehen. Für den heutigen Besucher bietet die Sammlung Schack als Sammlermuseum des 19. Jahrhunderts einen tiefen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt dieser Epoche, die hier in seltener Geschlossenheit bewahrt geblieben ist.
Im Jubiläumsjahr bietet ein dichtes Führungsprogramm vertiefende Einblicke zur Person des Sammlers. So sind einzelne Führungen Schack in seiner Rolle als Mäzen, als Literat oder als Reisendem gewidmet.
Führungen
MI 05.08., 18.30 I Schack, der Museumsgründer I Constanze Lindner Haigis
SO 09.08., 11.00 I Schack, der Mäzen I Esther Emmerich
MI 19.08., 18.30 I Schack, der Orientale I Jürgen Wurst
MI 02.09., 18.30 I Schack, der Sprachliebhaber I Constanze Lindner Haigis
SO 13.09., 11.00 I Schack, der Reisende I Daniela Thiel
MI 16.09., 18.30 I Aus erster Hand: Von der Literatur zur Malerei. Zugänge zur Welt des Grafen Schack I Herbert W. Rott
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