Zum 125. Geburtstag von Alfred Hitchcock Mutter! Wie kommt das Blut hierher?

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Kaum einer hat uns schöner das Gruseln gelehrt. Vor 125 Jahren, am 13. August 1899, wurde der britische-amerikanische Filmregisseur Alfred Hitchcock geboren. Ein guter Anlass, eine Reise durch das Hitchcok-Universum zu unternehmen.

Es gibt nicht viele Bücher, die rundherum Spaß bereiten. Jens Wawrczecks „How to Hitchcock“ gehört dazu, auch wenn es auf knapp 250 äußerst vergnüglich zu lesenden Seiten vornehmlich um Mord und Totschlag geht, um mordende Muttersöhnchen, außer Rand und Band geratene Killer-Vögel und um Ehen, die selten glücklich verlaufen.

Der Autor ist vor allem als Schauspieler und Hörbuchinterpret tätig. Große Bekanntheit erzielte er mit der Hörspielserie „Die drei Fragezeichen“. Vor allem aber hat sich der 1963 in Dänemark geborene Wawrczeck seit seiner frühen Jugend in Hamburg mit den Filmen des Regie-Altmeisters Alfred Hitchcock beschäftigt. Das Geheimnis des Machers von Meisterwerken wie „Marnie“, „Das Fenster zum Hof“, „Vertigo“, „Die Vögel“, „Rebecca“ oder „Über den Dächern von Nizza“ bringt er wie folgt auf den Punkt: „Hitchcock überrascht. Hitchcock irritiert. Hitchcock bringt uns zum Lachen. Und er jagt uns Angst ein.“

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Hitchcock jagt uns Angst ein

Hitchcocks gewaltiges Lebenswerk umfasst 5.264 Minuten Film, 88 Stunden Hochspannung und Unterhaltung, die nicht altert. Natürlich gibt es auch im Œuvre des britisch-amerikanischen Regisseurs Filme wie „Sklavin des Herzens“ (1949), „Ich beichte“ (1953), „Der zerrissene Vorhang“ (1966) oder auch „Topaz“ (1969), die ihre Schwächen haben. Und dennoch finden sich auch in den nicht erstklassigen Hitchcock-Werken, für die immerhin Ingrid Bergmann, Joseph Cotten, Montgomery Clift, Paul Newman, Wolfgang Kieling oder auch Karin Dor vor der Kamera standen, sehr sehenswerte Passagen.

Wawrczeck widmet die einzelnen Kapitel seines uneingeschränkt zu empfehlenden Buchs den Müttern, den Ehen und den Schurkinnen und Schurken in Hitchcocks Filmen. Er erzählt, dass von den über 50 Filmen, die der Meister zwischen 1925 und 1976 drehte, rund 40 auf literarischen Vorlagen beruhten. Allerdings ging der Regisseur meist sehr freihändig mit den jeweiligen Kurzgeschichten und Romanen um – meist nicht zum Nachteil der filmischen  Meisterwerke.

Wer erinnert sich nicht an die Schrecken erregende Duschszene in „Psycho“, in der die schöne Janet Leigh dem vom genialen Anthony Perkins verkörperten Norman Bates zum Opfer fällt, dem berühmtesten Muttersöhnchen und Serienmörder der Filmgeschichte? „Mutter! Wie kommt das Blut hierher?“ ist das entsprechende Kapitel überschrieben, und jeder weiß sofort Bescheid. Mütter, so der Autor, sind „bei Hitchcock tonangebend“. Durchschnittlich ist keine von ihnen. Die Väter, zum Beispiel in „Zwei Fremde im Zug“ nach dem Thriller von Patricia Highsmith, sind meist schwache Randfiguren. „Psycho entlässt uns ohne den geringsten Funken Hoffnung. Und die Wurzel allen Übels ist das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn“, so der Autor. Aber es gibt neben der ermordeten Mrs. Bates, die von ihrem Sohn auch nach ihrem Tod Besitz ergriffen hat, auch die gute und starke Mutter. Doris Day, die amerikanische Sauberfrau der 1950er Jahre, spielt sie in „Der Mann, der zuviel wusste“ von 1956 brillant. Day kämpft wie eine Löwin um ihr entführtes Kind, während der von James Stewart dargestellte Ehemann und Vater eher schwächelt.

Wunderschöne Blondinen!

Und dann erst die wunderschönen Blondinen! Grace Kelly, Tippi Hedren oder auch Kim Novak. Überirdisch schöne und auch kühle Erscheinungen, die es mit dem Meisterregisseur nicht immer leicht hatten.

Immer wieder streut Wawrczeck ganz beiläufig ein, wann und unter welchen Umständen er die Filme das erste Mal gesehen hat, zum Beispiel bei Salzstangen im heimischen Wohnzimmer, in der Winterhuder Dachgeschosswohnung der Schwester oder im Abaton-Kino in Hamburg Rotherbaum.

Jens Wawrczeck: How to Hitchcock. Meine Reise durch das Hitchcock-Universum. dtv-Verlagsanstalt: München 2023, 13 Euro. ISBN 978-3-423-35217-8.

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Über Ansgar Lange 22 Artikel
Ansgar Lange wurde 1971 in Arnsberg / Westfalen geboren. Er studierte Politische Wissenschaft, Geschichte und Germanistik in Bonn und schrieb seine Magisterarbeit über "Christa Wolf und die DDR" bei Professor Hans-Peter Schwarz. Während seines Studiums war er freier Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Schloss Eichholz . Anschließend arbeitete er in einer Bonner Kommunkationsagentur und journalistisch (u. a. Deutschlandfunk, Die Furche, Die Tagespost, Die Politische Meinung, Die Neue Gesellschaft / Frankfurter Hefte). Seit 2009 ist er als Geschäftsführer einer Ratsfraktion in Remscheid tätig.