Wunschkonzert mit André Golds „Cantus Aurumque“

Dirigent André Philipp Gold und Mitglieder seines Kammerchors Cantus Aurumque, Foto: Hans Gärtner
Dirigent André Philipp Gold und Mitglieder seines Kammerchors Cantus Aurumque, Foto: Hans Gärtner

Gutes tun – das haben sich alle drei aufs Banner geschrieben: Jürgen Wallner, Dr. Edwin Hungerhuber und André Philipp Gold. Die beiden Präsidenten von Lions Club Mühldorf-Waldkraiburg und Rotary Club Mühldorf-Waldkraiburg sowie der Dirigent des Benefizkonzerts für den Anna-Hospiz-Verein und die Stiftung WeltKinderLachen in der als Konzert-Veranstaltungsort bisher unüblichen katholischen Stadtkirche St. Peter und Paul. Unter dem wohl erstmals für eine musikalische Darbietung gewählten Titel „Farb-Klänge“ fanden sich die beiden Wohltätigkeits-Vereinigungen und der kürzlich zum Musikdirektor ernannte „Gold-Junge“ aus dem Nachbar-Landkreis mit teils gen München, teils gen Oberösterreich ausgestreckten Fühlern zu einem in seiner Art noch nie dagewesenen gut einstündigen Konzert-Nachmittag zusammen.

André Philipp Gold brachte seinen 2017 gegründeten semiprofessionellen, dreißig Frau&Mann starken Kammerchor mit der seinen Familiennamen und seine Liebe zum Gesang verbindenden Firma „Cantus Aurumque“ mit und reihte ihn, schwarz gekleidet und die Stimmbänder bestens präpariert, um den nach-österlich geschmückten Altar, den Gekreuzigten mit weißem Grabtuch für alle sichtbar im Background. Dass die Sängerinnen und Sänger, abgesehen von wenigen leichten Intonationsschwächen, ihren Part – die Vereins-Chefin ins Blickfeld gerückt – sehr gut meisterten, war, angesichts so manchen großen Erfolgs im In- und nahen Ausland, nicht anders zu erwarten.

Bis auf zwei der im Programmzettel angegebenen zehn Stücke brachte der Chor – warum eigentlich nicht exakt in der dort angegebenen Reihenfolge?  –  zu Gehör. Auswendig konnte er die beiden „Eck-Stücke“, Henry Purcells „In these delightful, pleasant groves“ und, als von Gold als einfühlsamste (von Maurice Duruflé) vertonte Herrengebet-Fassung besonders hervorgehoben, das französische Vaterunser. Die fürsorgliche Hand Gottes, der seinen Engeln befahl, die Menschen auf all ihren Wegen zu behüten, wurde hörbar in dem „keine einzige weiße Stelle“ aufweisenden Ausschnitt aus Felix  Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“, nicht weniger eindringlich das mit dem sehr bestimmt gebrachten „H“-Amen endende „Ubi caritas et amor“ des  zeitgenössischen Norwegers Ola Gjeilo, dessen „tiefe Religiosität“ in der speziellen Gold-Interpretation durchaus glaubhaft wurde. Zwei amerikanische Kompositionen, der Gospel-Satz „I`m gonna sing when the spirit says sing“ und Hubert Parrys „My soul, there is a country“ – es erinnerte Gold an eine kleine Chor-Sinfonie“ der Hoffnung auf Erlösung – bot der Dirigent, entgegen der ursprünglichen Planung, wer weiß, warum, nun hintereinander.

Dem Konzert-Thema „Farb-Klänge“ wurde der von einem spürbaren Sendungsbewusstsein erfüllte Spiritus Rex nicht allein im Aufweis der unterschiedlichen Koloraturen der Singstimme, vielmehr noch – und damit beschritt er überhaupt Neuland im Konzert-Betrieb – der Königin der Instrumente. Als Organist seit vielen Jahren und an mehreren Orten tätig, versteht es André Philipp Gold, den Zauber des mit Händen und Füßen zu bearbeitenden Tastenwerkzeugs überzeugend zu entfalten: bald rauschhaft aufbrausend, bald zwitschernd und tirilierend. Dazu kam er nicht umhin, seinen Standort zu wechseln. Zweimal müsse genügen, meinte der Sportive, um nicht völlig außer Atem zu kommen. Was er aus dem FF bot, hat Mühldorf bisher nicht erlebt: zwei ereignisreiche Orgel-Improvisationen nach Wunsch-Ansage. Dazu durften die beiden anwesenden Geistlichen, Dekan und Stadtpfarrer Klaus Vogl und Pater Dr. John Kuttikottayil, das österliche Kirchenlied ihrer Wahl nennen, auf dessen bekannte Melodie der von Musik Erfüllte und technisch Versierte am günstig modulierten Spieltisch umwerfende Ad-hoc-Erfindungen von der Empore herunterschickte: „Gelobt sei Gott im höchsten Thron“ und „Freu dich, du Himmelskönigin“.

Vor fast auf den Tag genau drei Jahren, womöglich ist Gold dies bei seiner Programm-Auswahl bewusst gewesen, sang auf der Wartburg das Kammer-Ensemble des MDR-Rundfunkchors im Gedenken an die dem Corona-Virus zum Opfer Gefallenen das kurze a-cappella-Stück aus dem Jahr 2000, komponiert von dem damit weltbekannt gewordenen US-Amerikaner Eric Whitacre. Mit seinen für viele Ohren ungewohnten Rhythmen und raren Klang-Kombinationen passte es, direkt vor „Notre Père“, exakt sowohl ins Programm als auch zu den Ausführenden: „Lux Aurumque“. Eigentlich kein Oster-, sondern ein Weihnachtslied. Geburt und Tod – und Auferstehung in  einem: der Farben-Reichtum unseres Daseins.

 

 Dirigent André Philipp Gold und Mitglieder seines Kammerchors Cantus AurumqueFoto: Hans Gärtner
Dirigent André Philipp Gold und Mitglieder seines Kammerchors Cantus Aurumque
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Über Hans Gärtner 502 Artikel
Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.