Kelpwälder? Zugegeben, mir war dieser Begriff bis dato nicht geläufig. Wenn man dann liest, dass es sich um Seetang handelt, assoziiert man sofort mit dem angespülten, schleimigen Kraut am Meer, das kaum beeindruckt und eher für Unbehagen sorgt. Dabei umfasst die Vielfalt dieser Meeresalgen durchaus erstaunliche Exemplare, von denen einige mehrere hundert Meter lang werden können. In den kühleren Gewässern des Ostpazifik, an der Küste Kaliforniens, wachsen derartige Tang- oder Algenwälder, die sogenannten Kelpwälder, „die bis zu 30 Meter lang werden können und in denen sich Taucher wie bei einer Entdeckungstour auf einem unbekannten Planeten fühlen. Durch ein Wirrwarr von langen, lianenartigen Stängeln schweben sie der fast unwirklich erscheinenden Kronenwelt der Kelpwälder entgegen, die von den goldenen Strahlen der Sonne durchflutet wird“, berichten der preisgekrönte Unterwasserfotograf Ariel Fuchs und Meeresbiologe Steven Weinberg über diesen ökologisch wichtigen „Regenwald im Meer“.
Die beiden Autoren tauchen in die fremde, farbige Unterwasserwelt ein, gleiten schwerelos durch Riffe der Meere und lassen dem Betrachter ihrer wunderschönen, außergewöhnlichen Aufnahmen den Alltag vergessen. Über 350 zum Teil großformatige Fotos spiegeln in diesem großartigen Bildband die schier unendliche Formen- und Farbenvielfalt wider, die erst im Licht der Scheinwerfer und Unterwasserblitzgeräte ihre wahre Pracht zu erkennen gibt: abstrakte Kunst unter der Wasseroberfläche. Dazu liefern sie knappe, sachliche Begleitinformation, die den Leser und/oder potentiellen Taucher auf die zu erwartenden Phänomene einstimmen.
60 Tauchgebieten auf der ganzen Welt, beginnend mit Amerika, der Karibik, dem Atlantik, gefolgt von Mittelmeer, Rotem Meer, dem Indischen Ozean, Pazifik und Indopazifik werden von Fuchs und Weinberg vorgestellt. Zu jedem empfehlen sie die beste Reisezeit und geben Informationen zu geschützten Arten sowie kurze praktische Informationen zu empfehlenswerter Ausrüstung, Anbietern oder speziellen „Tauch-Hotspots“. Allerdings beschränken sich diese Angaben nur auf das Wesentliche und stellen keinesfalls einen ausführlichen Reise- bzw. Tauchratgeber dar. Aber das ist wohl auch gar nicht das Ziel dieses Buches. Das möchte eher Appetit holen, Neugier wecken, Anreize geben: eine visuelle Gefangennahme, die vielleicht den nächsten (Tauch-)Urlaub im Kopf entstehen lässt. Ob man sich dabei auf eine lange Reise einlässt, um Kofferfische auf Puerto Rico, Karibik-Manatis (eng mit den Elefanten verwandte Meeressäuger) in Florida oder Putzerlippfische vor der Küste Thailands zu beobachten oder „nur“ im Mittelmeer, Roten Meer oder Atlantik abtaucht, hängt ganz vom persönlichen Gustus ab. Delfine, Meeresschildkröten, Rote Drachenköpfe, imposante Zackenbarsche oder elegante Langusten kann man – mit etwas Glück – auch auf den Azoren, in der Bretagne, vor Sardinien oder in Ägypten antreffen.
Oder aber man blättert einfach nur in diesem wunderschönen Bildband, der die schönsten und außergewöhnlichsten Eindrücke dieser immer noch verborgenen, aber nicht unsichtbaren Welt, die mehr als 70% unseres Planeten bedeckt, präsentiert. Ein ästhetischer Genuss der Extraklasse.
Ariel Fuchs, Steven Weinberg
Tauchparadiese
60 Reisen, die Sie nie vergessen werden
National Georgraphic, Hamburg (März 2012)
224 Seiten, Gebunden
ISBN-10: 3866902735
ISBN-13: 978-3866902732
Preis: 39,95 EURO
Kommentar hinterlassen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.