In Oberbayern leben 95,1 Prozent der Bevölkerung in wachsenden Gemeinden. Bayernweit sind es hingegen nur 57 Prozent. Grund für die positivere Entwicklung in Oberbayern ist wirtschaftlicher Erfolg. Diesen Zusammenhang belegt eine Studie der IW Köln Consult GmbH für die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. „Die Zahlen zeigen eindrücklich, dass erfolgreiche Unternehmen einen positiven Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung haben, gerade im ländlichen Raum. Dies gilt natürlich nicht nur für Oberbayern. Jede Gemeinde hat ihre eigenen Möglichkeiten erfolgreich zu sein: Sei es zum Beispiel mit besserer Infrastruktur oder durch die Attraktivitätssteigerung der Gemeinde als Wohnort“, kommentiert vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Detailliert beschreibt die Studie, die alle Kommunen in Bayern analysiert hat, den Einfluss verschiedener Faktoren auf die Entwicklung einer Gemeinde. Die wichtigste Erkenntnis: Wirtschaftlicher Erfolg in Kombination mit zusätzlichen Arbeitsplätzen sorgt für eine positive Bevölkerungsentwicklung. Handelt es sich dabei um Industriearbeitsplätze, ist der Effekt besonders groß. Neben kleinen und mittleren Unternehmen hat insbesondere die Anzahl von Großunternehmen einen positiven Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung. Diese haben auch eine große Ausstrahlung auf das Umland und ziehen weitere Firmen und Handwerksbetriebe an. Auch Hochschulstandorte wirken sich klar positiv auf das Umland aus. „Die Dezentralisierung der Hochschulen ist gerade angesichts des Fachkräftemangels von großer Bedeutung. So können junge Menschen in der Region gehalten und externe Studenten angezogen werden, die nach dem Studium als Arbeitskräfte in der Region bleiben,“ so Brossardt.
Für Gemeinden ohne ausreichend Gewerbebetriebe ist eine gute Verkehrsanbindung unabdingbar. Dies betrifft die Verkehrsinfrastruktur ebenso wie den ÖPNV „Wenn die Menschen schnell und problemlos zu ihren Arbeitsplätzen gelangen, gibt es keinen Grund, wegzuziehen“, so der vbw Hauptgeschäftsführer. Zudem müssen die Gemeinden ihre Attraktivität als Wohnort stärken. Dazu zählen unter anderem die Gesundheitsversorgung, das Bildungsangebot sowie das Kultur- und Freizeitangebot.
Bayernweit schrumpfen 43 Prozent aller Gemeinden. Für diese Entwicklung zeigt die Studie Handlungsempfehlungen auf, um dem Trend entgegenzuwirken. Im Vordergrund steht dabei die bessere Vernetzung der ansässigen Unternehmen untereinander sowie zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen, um Zugang zu neuen Technologien zu erhalten. Ebenfalls dazu gehört eine stärkere Internationalisierung. Geeignete Standort- und Rahmenbedingungen sind weitere wichtige Punkte, die eine Gemeinde steuern kann.
Große Chancen für den ländlichen Raum sieht Brossardt in den neuen Technologien und insbesondere in der Digitalisierung. „In einer digital vernetzten Welt wird der physische Standort eines Betriebs immer unwichtiger. Gleiches gilt für Zukunftstrends wie das autonome Fahren“, so Brossardt und fügt in Bezug auf die Förderung des ländlichen Raums hinzu: „Früher ging es darum, die Arbeitslosigkeit in ländlichen Regionen abzubauen. Heute steht die Sicherung des Arbeitskräfteangebots für die Betriebe vor Ort im Fokus. Der ländliche Raum muss für Arbeitnehmer und Unternehmen gleichermaßen attraktiv sein.“