Wirtschaftliche Einschätzung: Pessimismus dominiert

Mittelstand in Sorge: Reform der Schuldenbremse nötig – Unternehmen wünschen politischen Neustart

container hafen schiff logistik transport, Quelle: MICHOFF, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig
  • Eingetrübte Stimmung im Mittelstand: Nur noch 44 Prozent bewerten Geschäftslage „gut“ oder „sehr gut“
  • Forderung nach politischem Neustart: KMU wünschen sich Union als stärkste Kraft
  • Zukunftsinvestitionen: Fast die Hälfte der Betriebe befürwortet eine Reform der Schuldenbremse

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) blicken weniger optimistisch in die Zukunft als noch vor einem Jahr. Dies zeigt der aktuelle DMB Mittelstands-Index, für den der Deutsche Mittelstands-Bund (DMB) 558 seiner Mitgliedsunternehmen befragt hat. Demnach leiden Unternehmen besonders unter der hohen Bürokratielast. Eine Mehrzahl befürwortet einen politischen Neustart nach der Bundestagswahl und rund die Hälfte der Befragten spricht sich für eine Reform der Schuldenbremse aus. DMB-Vorstand Marc S. Tenbieg betont: „Die Umfrage zeigt, dass KMU unter enormem Druck stehen und Reformen erwarten. Nur durch entschlossene politische Maßnahmen kann die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands wieder gestärkt werden.“

Wirtschaftliche Einschätzung: Pessimismus dominiert

Im Vergleich zum Vorjahr schätzen die DMB-Mitgliedsunternehmen ihre derzeitige wirtschaftliche Lage schlechter ein. Aktuell bewerten nur noch 44 Prozent der befragten Unternehmen ihre gegenwärtige Geschäftssituation als „sehr gut“ oder „gut“ – ein Rückgang von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2023: 58 Prozent).

Ein ähnlicher Negativ-Trend zeigt sich bei den Erwartungen für das kommende Jahr. Der Anteil der Unternehmen, die Stagnation erwarten, stieg von 37 Prozent (2023) auf 44 Prozent (2024). Gleichzeitig sank der Anteil derjenigen, die mit leichtem Wachstum rechnen, von 38 Prozent auf 31 Prozent im Vorjahresvergleich.

Rund die Hälfte der Befragten für Reform der Schuldenbremse

In Bezug auf die Schuldenbremse zeichnet sich ein Stimmungswechsel ab. 48 Prozent der Befragten befürworten mittlerweile eine Reform der im Grundgesetz verankerten Regelung (35 Prozent der Befragten lehnen die Reform ab, 17 Prozent machten keine Angaben). Dies ist eine deutliche Wendung im Vergleich zu 2022, als der DMB seine Mitglieder erstmals zu diesem Thema befragte. Damals waren noch 61 Prozent gegen eine Reform der Schuldenbremse. Den größten Investitionsbedarf sehen die Befürworter in den Bereichen Infrastruktur und Bildung. An dritter Stelle steht Verteidigung (18 Prozent) knapp vor Digitalisierung (17 Prozent).

Sonntagsfrage im Mittelstand: Unionsparteien stehen hoch im Kurs

Bei der Frage nach der politischen Präferenz im Falle einer Bundestagswahl am kommenden Sonntag zeigt sich eine klare Tendenz: Während die Union nach dieser nicht repräsentativen Umfrage mit großem Abstand (46 Prozent) stärkste Kraft wäre, würden die Parteien der gescheiterten Ampel-Koalition schlecht abschneiden. So würden nur zwei Prozent der Befragten die SPD wählen. Die Grünen kämen auf acht Prozent und die traditionell bei Unternehmerinnen und Unternehmern beliebte FDP wäre mit neun Prozent drittstärkste Kraft hinter der AfD (15 Prozent).

Auch bei der Frage nach dem besten Kanzlerkandidaten kristallisiert sich eine Tendenz für die CDU/CSU heraus: 40 Prozent der Befragten sprechen sich für Friedrich Merz von der Union aus. Der aktuelle Regierungschef Olaf Scholz (SPD) erhält nur drei Prozent, Robert Habeck (Grüne) fünf Prozent. Eine Mehrheit der Befragten (52 Prozent) würde keinem der drei Kandidaten ihr Vertrauen schenken. Die Spitzenkandidatin der AfD, Alice Weidel, war zum Startpunkt der Umfrage noch nicht offiziell aufgestellt und fehlte deshalb als Antwortmöglichkeit.

Bürokratieabbau Top-Priorität für Mittelständler

Der DMB Mittelstands-Index zeigt darüber hinaus, welche Themen eine neue Bundesregierung 2025 vorrangig angehen muss. Oberste Priorität hat für den Mittelstand demnach der Abbau von Bürokratie: 80 Prozent der Befragten nennen dies als wichtiges Thema. Weitere zentrale Forderungen sind die Senkung der Energiepreise (72 Prozent), eine Reform des Bürgergelds (66 Prozent) und eine Verringerung der Unternehmenssteuern (62 Prozent) sowie eine Verbesserung der Infrastruktur in den Bereichen Verkehr, Internet und Mobilfunk (61 Prozent).

Marc S. Tenbieg, geschäftsführender Vorstand des DMB, fordert eine klare politische Ausrichtung: „Dem Mittelstand geht es heute schlechter als noch vor einem Jahr. KMU stehen unter enormem Druck und erwarten Reformen. Nur durch entschlossene politische Maßnahmen kann die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands wieder gestärkt werden. Die Betriebe benötigen jetzt verlässliche Rahmenbedingungen, um notwendige Investitionen tätigen zu können. Leider fehlt es derzeit genau daran. Die nächste Bundesregierung muss dringend handeln, um Betriebe zu entlasten – allen voran durch den Abbau von Bürokratie. Zudem muss sie sich für eine Senkung der Energiepreise und eine Verringerung der Unternehmenssteuern einsetzen.“

Die Befragung wurde vom 26.11.2024 bis 09.12.2024 online unter 558 DMB-Mitgliedsunternehmen durchgeführt. Der DMB Mittelstands-Index wird systematisch seit dem Jahr 2023 erhoben. Die Grafiken stehen hier zum Download zur Verfügung. Eine detaillierte Analyse der Ergebnisse finden Sie hier.

Über den DMB

Der Deutsche Mittelstands-Bund (DMB) e.V. ist der Bundesverband für kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland. Der DMB wurde 1982 gegründet und sitzt in Düsseldorf. Unter dem Leitspruch „Wir machen uns für kleine und mittelständische Unternehmen stark!“ vertritt der DMB die Interessen seiner rund 30.000 Mitgliedsunternehmen mit über 750.000 Beschäftigten. Damit gehört der DMB mit seinem exzellenten Netzwerk in Wirtschaft und Politik zu den größten unabhängigen Interessen- und Wirtschaftsverbänden in Deutschland. Der Verband ist politisches Sprachrohr und Dienstleister zugleich, unabhängig und leistungsstark. Spezielle Themenkompetenz zeichnet den DMB in den Bereichen Digitalisierung, Nachfolge, Finanzen, Internationalisierung, Energiewende und Arbeit & Bildung aus. Als dienstleistungsstarker Verband bietet der DMB seinen Mitgliedsunternehmen zudem eine Vielzahl an Mehrwertleistungen. Weitere Informationen finden Sie unter www.mittelstandsbund.de.

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