Die Inflationsrate in Deutschland ist kürzlich auf den niedrigsten Stand seit März 2021 gesunken, was zu Diskussionen über mögliche Zinsänderungen seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) geführt hat.
Im August fiel die jährliche Inflationsrate in Deutschland auf 2 %, was durch harmonisierte Daten bestätigt wird, die einen genauen Vergleich zwischen den EU-Ländern ermöglichen. Die nicht harmonisierte Inflationsrate war mit 1,9 % etwas niedriger. Auf monatlicher Basis verzeichnete die harmonisierte Inflationsrate im August einen Rückgang von 0,2 %, während die nicht bereinigte Rate einen geringeren Rückgang von 0,1 % aufwies.
Für jeden, der Investieren lernen will, ist es wichtig, über Berichte wie diese informiert zu bleiben. Das Verständnis der Wirtschaftsindikatoren hilft, fundierte Entscheidungen zu treffen und die Märkte sicherer zu steuern.
Die Energiepreise spielten bei diesem Rückgang eine wichtige Rolle. Die sinkenden Energiekosten bremsten die Inflation stärker als in den Vormonaten, denn die Energiepreise fielen um 5,1 % gegenüber dem Vorjahr. Die Kosten für Dienstleistungen stiegen jedoch weiter an, und zwar um 3,9 %. Die Kosten für Dienstleistungen bleiben einer der größten Inflationstreiber im Land.
Darüber hinaus stiegen die Lebensmittelpreise im Vergleich zum August 2023 um 1,5 %, was den fünften Monat in Folge eine Preisbeschleunigung in diesem Sektor darstellt. Obwohl sich die Inflation insgesamt verlangsamt, zeigen diese Zahlen, dass in bestimmten Bereichen immer noch Preissteigerungen zu verzeichnen sind.
Die Gesamtinflationsrate von 2 % bedeutet, dass die Preise zwar immer noch steigen, aber langsamer als zuvor. Diese nachlassende Inflation hat die Erwartung einer weiteren möglichen Zinssenkung durch die EZB geweckt, da die Zentralbank weiterhin ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Stabilität und Inflationskontrolle anstrebt.
Der Ansatz der EZB bei den Zinssätzen
Da sich die Inflationsraten verlangsamen und das Wirtschaftswachstum in der Eurozone hinterherhinkt, wird allgemein erwartet, dass die EZB die Zinssätze erneut senken wird. Die nächste Sitzung ist für den 12. September angesetzt, und die Analysten rechnen mit einer Senkung des Einlagensatzes um 25 Basispunkte. Dies würde auf die letzte Zinssenkung im Juni folgen, die nach einer Phase erheblicher Zinserhöhungen erfolgte, die Mitte 2022 begann.
Die EZB hat sich darauf konzentriert, die Inflation zu senken und gleichzeitig eine wirtschaftliche Stagnation zu verhindern. Eine Verlangsamung der Inflationsraten in der Eurozone könnte der EZB mehr Flexibilität bei der Anpassung ihrer Geldpolitik geben, ohne dass die Inflation wieder in die Höhe schießt.
Inflation und Wirtschaftswachstum in der Eurozone
Die Inflationsentwicklung in der Eurozone zeigt ein ähnliches Muster wie in Deutschland. Im August 2024 fiel die jährliche Inflationsrate in der Eurozone auf 2,2 % und damit auf den niedrigsten Stand seit Juli 2021. Betrachtet man die Kerninflation, die volatile Sektoren wie Energie und Nahrungsmittel ausschließt, so ist ein leichter Rückgang von 2,9% auf 2,8% zu verzeichnen. Allerdings übt die dienstleistungsbezogene Inflation mit einem Preisanstieg von 4,2 % weiterhin einen Aufwärtsdruck auf die Preise aus.
Auch in der Eurozone bleibt das Wachstum schwach. Das BIP der Region wuchs im zweiten Quartal 2024 nur um 0,2 %, was eine Abwärtskorrektur gegenüber einer früheren Schätzung von 0,3 % darstellt. Deutschland, die größte Volkswirtschaft der Eurozone, verzeichnete einen leichten Rückgang von 0,1 %.
Diese Wachstums- und Inflationszahlen deuten darauf hin, dass die Eurozone von weiteren wirtschaftlichen Impulsen profitieren könnte, die durch zusätzliche Zinssenkungen erfolgen könnten.
Was ist von der EZB-Sitzung zu erwarten?
Wenn die EZB zusammentritt, werden Anleger und Analysten ihren aktualisierten makroökonomischen Projektionen große Aufmerksamkeit schenken. Bereits im Juni ging die EZB davon aus, dass das Wirtschaftswachstum in der Eurozone im Jahr 2024 0,9 % erreichen und sich bis 2025 auf 1,4 % und 2026 auf 1,6 % erhöhen würde. Die Inflation sollte von 5,4 % im Jahr 2023 auf 2,5 % im Jahr 2024 sinken und dann weiter auf 2,2 % im Jahr 2025 und 1,9 % im Jahr 2026 zurückgehen.
Die neuen Projektionen werden wahrscheinlich ähnliche Wachstumsprognosen aufweisen, könnten aber leichte Korrekturen der Inflationsschätzungen für 2025 und 2026 beinhalten. Diese Anpassungen würden wahrscheinlich durch Faktoren wie niedrigere Ölpreise und einen stärkeren Euro bedingt sein.
Ein wichtiges Ergebnis der September-Sitzung wird die Änderung der Leitzinsen der EZB sein. Es wird erwartet, dass der Zinssatz für die Einlagefazilität um 25 Basispunkte gesenkt wird und andere Schlüsselsätze, wie der Hauptrefinanzierungssatz und der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität, um 35 Basispunkte reduziert werden könnten. Diese Sätze liegen derzeit 50 bzw. 75 Basispunkte über dem Einlagensatz.
Ausblick auf künftige Zinssenkungen
Nach dieser Sitzung wird die EZB wahrscheinlich weiterhin einen vorsichtigen, datengestützten Ansatz in der Geldpolitik verfolgen. Weitere Zinssenkungen könnten im Dezember folgen, wobei Projektionen darauf hindeuten, dass weitere Senkungen im Laufe des Jahres 2025 stattfinden werden. Bis Mitte 2025 könnte der Einlagensatz 2 % erreichen und so dazu beitragen, das Wirtschaftswachstum in der Eurozone zu stützen und gleichzeitig die Inflation unter Kontrolle zu halten.
Fazit
Da die Inflationsrate in Deutschland den niedrigsten Stand seit über drei Jahren erreicht hat, wird das Potenzial für weitere Zinssenkungen der EZB immer wahrscheinlicher. Während sich die Inflation verlangsamt, wird der vorsichtige Ansatz der EZB, ein Gleichgewicht zwischen Wirtschaftswachstum und Preisstabilität herzustellen, genau beobachtet werden. Angesichts neuer Projektionen und möglicher Zinsänderungen wird die wirtschaftliche Zukunft der Eurozone davon abhängen, wie effektiv diese Maßnahmen umgesetzt werden.
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