Wir benötigen eine richtige Einwanderungspolitik

Treppe, Foto: Stefan Groß

Propagandistische Aufbereitung

Zurzeit läuft ja während der Advents- und Weihnachtszeit in der ARD und auf anderen Kanälen genügend Anschauungsmaterial, wie bunt unser Land durch Zuwanderung wird. So beginnt man die Vor-Weihnachtswoche und lässt „Krauses Glück“ (ARD, 16.12 um 20.15 h) mit den geschenkten Menschen medial inszenieren.

Irgendwie komme ich nicht umhin, dies unter der Kategorie Propaganda-TV Marke DDR zu verbuchen. Ein steifer, deutscher Typ hat es nicht kapiert und will bei der Willkommensfeier doch glatt Alkohol bestellen, was ihm von einer drallen Blonden, die sonst in „Mord mit Aussicht“ mitspielt, mit den Worten „Alkohol ist heute verboten – so ist es mit der Integration“ versagt wird. Unglaublich. In der ARD verwechselt man Selbstaufgabe mit Weltläufigkeit.

Möglicherweise bin ich selbst die größte Spaßbremse, aber irgendwie passen so kunterbunte rührselige Schmonzetten nicht zu meinen Erfahrungen.

Wir brauchen Einwanderung

Aufgrund der Alterung unserer Gesellschaft, an der wir und auch schon die vorige Generation erheblichen Anteil haben, benötigen wir dringend Einwanderung. Lediglich müssen es qualifizierte Fachkräfte und Talente sein, die bereits bei der Einreise für den Arbeitsmarkt fit sind.

Mit der Asylkarte ist Einwanderung in unser Land einfacher als mit der Begründung, hier arbeiten zu wollen. Daher sollte man legale Einwanderung erleichtern.

Mit der Einreisewelle, die 2014 begann, seit März dieses Jahres abebbt, kann jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass sie unserer überalternden Gesellschaft nützt, auch nicht in 10 Jahren. Prognosen der Arbeitsministerin Nahles zufolge werden in 10-15 Jahren allenfalls die Hälfte der Gekommenen am Arbeitsmarkt angekommen sein.

Vor einem Jahr unterhielt ich mich mit einem Forscher des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen. Er bekräftigte, dass es keine signifikant höhere Kriminalität unter den Einwanderern gebe, wenn man konstatiert, dass die Faktoren jung, männlich, in der Großstadt lebend, mit geringer Bildung, mit geringem Einkommen und geringem Status als Bezugsgrößen herangezogen werden. Gemessen an sozialen Brennpunkten also keine Auffälligkeiten.

Das ist richtig, nur will ich persönlich keine tendenziell eher ungebildeten Einwanderer haben, deren Ausbildungsniveau dann geringes Einkommen und geringen Status zur Folge hat. So tragen zu viele der Gekommenen ihre Fluchtursachen selbst in sich und werden auch hierzulande scheitern, nicht wenige zum Sicherheitsrisiko, es wird viel Geld kosten, das man sich bei konsequenter Anwendung des Artikels 16a Absatz 2 des Grundgesetzes hätte sparen können.

Das erklärt nämlich, warum viele Länder Arabiens und Afrikas so abgewirtschaftet haben. Bei zu vielen ist Gewalt Mittel zur Durchsetzung von Interessen, Bildung eher unterentwickelt und auch die Toleranzbereitschaft gegenüber Minderheiten, Andersdenkenden eher schwach ausgeprägt, die Tendenz zur Separation jedoch eher erhöht. Demokratien sucht man dort mit der Lupe.

Beim letzten Mal, als Deutschland Flüchtlinge produzierte, verließen unser Land Albert Einstein, Thomas Mann, Bert Brecht, Theodor W. Adorno und Max Horkheimer. Einige blieben dauerhaft in den USA und gehörten ihrer Bildung entsprechend schnell der Oberschicht dieses Landes an, bereicherten es kulturell. Propagandistische Begleitmusik war nicht vonnöten. Durch Leistung sprachen die Emigranten für sich und überzeugten.

Wären in den vergangenen 3 Jahren anderthalb Millionen Menschen aus China, (Süd)Indien, Vietnam, Sri Lanka, Russland, Taiwan und Myanmar nach Deutschland gekommen, hätten die Nachrichten anders ausgesehen, die AfD wäre nie auf 15% gekommen, und die Stimmung hierzulande wäre besser.

Diese oben genannten Länder haben nämlich bereits selbstbewusst Fuß gefasst oder sind dabei, sich zu etablieren in der globalisierten Welt. Mit Entwicklungshilfegeldern hat es nicht zu tun.

Der Weg des geringsten Widerstandes

Natürlich sind diese Phänomene bekannt. Aus China und Indien gibt es ebenso wenig einen Massenexodus wie aus Vietnam und Thailand. Mangelnde Bildung ist Fluchtursache. Wo die Masse der Menschen etwas kann, hat der Einzelne als Teil dieser Masse wenig Grund wegzugehen. Umgekehrt ist es ebenso. In Ländern, in denen die Masse der Menschen wenig oder nichts kann, herrscht Armut, ist Gewalt weiterverbreitet, und so gibt es für den Einzelnen als Teil dieser Masse Grund zu gehen, auch wenn er selbst wenig vorzuweisen hat, um im Ausland einen Job zu finden.

Auch wenn jetzt weihnachtliche Zeit ist, habe ich persönlich im Gegensatz zu Franz Josef Wagner von BILD nicht den geringsten Anflug eines schlechten Gewissens, die 40% konsequent abzuschieben, welche kein Anrecht auf Asyl im Lande haben.

Wir brauchen Einwanderung von Menschen, die etwas anzubieten haben. Da ist mir jeder lieb und teuer, egal, woher. Hauptsache, sie oder er kann etwas.

Große Eselei

Was die Kanzlerin im Jahr 2015 machte, war eine große Eselei. Die Überalterung im Lande muss längst zu einem Gesetz zur Einwanderung führen. Jedes Jahr benötigen wir Hunderttausende. Neubürger, aber bitte schön nach Auswahlkriterien, keine geschenkten Menschen, aber auserwählte. Nur so wird das Land bunter.

Jetzt ist das Thema in weiten Teilen der Bevölkerung unten durch. Versuche, jetzt harte Kante zu beweisen, sind unglaubwürdig bis lächerlich.

Die englischsprachige Ausgabe von National Geographic titelte im Oktober mit einer Gruppe von Menschen – offensichtlich aus Afghanistan -, bezeichnete sie als neue Europäer. Mir verging da die Laune recht schnell, entkommt man nicht einmal am Flughafenkiosk dem Thema.

Außer Mitgefühl gäbe es aber augenscheinlich kaum Kriterien, die mir einfielen, warum man die auf der Zeitschrift Abgebildeten nach Europa kommen lassen sollte.

Seit 15 Jahren versucht man in Afghanistan, Schulen für Mädchen zu etablieren, mit überschaubarem Erfolg. Verweise, dass es im Mittelalter in Europa nicht viel besser aussah, einschließlich der Bildungsverachtung, hinken, da man in Afghanistan durchaus selektiv westliche Segnungen annimmt.

Am Ende sollte bei aller weihnachtlicher Stimmung einschließlich Sentimentalität die Vernunft nicht ausgeschaltet werden, eher schon das TV-Programm.

 

 

Über Stefan Groß-Lobkowicz 2159 Artikel
Dr. Dr. Stefan Groß-Lobkowicz, Magister und DEA-Master (* 5. Februar 1972 in Jena) ist ein deutscher Philosoph, Journalist, Publizist und Herausgeber. Er war von 2017 bis 2022 Chefredakteur des Debattenmagazins The European. Davor war er stellvertretender Chefredakteur und bis 2022 Chefredakteur des Kulturmagazins „Die Gazette“. Davor arbeitete er als Chef vom Dienst für die WEIMER MEDIA GROUP. Groß studierte Philosophie, Theologie und Kunstgeschichte in Jena und München. Seit 1992 ist er Chefredakteur, Herausgeber und Publizist der von ihm mitbegründeten TABVLA RASA, Jenenser Zeitschrift für kritisches Denken. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena arbeitete und dozierte er ab 1993 zunächst in Praktischer und ab 2002 in Antiker Philosophie. Dort promovierte er 2002 mit einer Arbeit zu Karl Christian Friedrich Krause (erschienen 2002 und 2007), in der Groß das Verhältnis von Metaphysik und Transzendentalphilosophie kritisch konstruiert. Eine zweite Promotion folgte an der "Universidad Pontificia Comillas" in Madrid. Groß ist Stiftungsrat und Pressesprecher der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung. Er ist Mitglied der Europäischen Bewegung Deutschland Bayerns, Geschäftsführer und Pressesprecher. Er war Pressesprecher des Zentrums für Arbeitnehmerfragen in Bayern (EZAB Bayern). Seit November 2021 ist er Mitglied der Päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice. Ein Teil seiner Aufsätze beschäftigt sich mit kunstästhetischen Reflexionen und einer epistemologischen Bezugnahme auf Wolfgang Cramers rationalistische Metaphysik. Von August 2005 bis September 2006 war er Ressortleiter für Cicero. Groß-Lobkowicz ist Autor mehrerer Bücher und schreibt u.a. für den "Focus", die "Tagespost".

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