Wildfremd. Geheimnisse zwischen Bayern und Böhmen.

Das neue Buch von Berndt Fischer im Battenberg gietl Verlag

Bild von Gordon Johnson auf Pixabay

Berndt Fischer: Wildfremd. Geheimnisse zwischen Bayern und Böhmen, Battenberg Gietl Verlag, Regenstauf 2020, ISBN: 978-3-95587-075-1, 29,90 EURO (D)

In seinem neuesten Bildband führt Berndt Fischer den Leser in die wilde Landschaft „zwischen Bayern und Böhmen“. Also jenen Landstrich  im Bayerischen Wald und in Tschechien, das einstigen Niemandsland des ehemaligen Eisernen Vorhang im Kalten Krieg. Dort konnte sich fernab vom Menschen natürlicher Lebensraum entwickeln. Dieses Buch ist ein grenzüberschreitendes Projekt, mit tschechischen Naturschützern entwickelt. Von daher erscheint es gleichzeitig in deutscher und tschechischer Sprache. 

So sieht man Bilder zu allen Jahreszeiten, die in sechs Kapitel unterteilt sind und die von einem Text eingeleitet werden. Im ersten Abschnitt „Menschenleer und grenzenlos“ sieht man großformatige Abbildungen Landschaftsaufnahmen, Wasserwildnis an der Moldau oder das Schimmern des Sonnenlichtes durch die Lamellen eines Fliegenpilzes. Im nächsten Abschnitt „Vogelwild und ungezähmt“ entdeckt man einen nachtaktiven Otter, eine Nahaufnahme einer Kreuzotter, Waldkauze, Seeadler, Birkhähne in großem Format oder dunkle Fichtenwälder im Winter.  Im Kapitel „Höllenschwarz und himmelzart“ sieht man Höhlenspinnen, eine Sternennacht am Dreisesselberg, Nebellandschaften oder das Eiszeitrelikt Frühlingsküchenschelle. Das nächste Kapitel „Unbekannt und archaisch“ zeigt unter anderem das Liebesspiel der Moorfrösche, wilde Bergbäche, den seltenen Pilz Ästige Stachelbart oder eine Wasserspitzmaus. Das Kapitel „Baumstark und steinreich“ bietet zum Beispiel einen Buchenhochwald bei Böhmisch Röhren, Ahorne, uralte Eichen, Elche, Kraniche, Bergfichtenwälder oder einen Iltis. 

Die Darstellung von Sehnsuchtsorte der unverfälschten Natur wird beliebter. Die Wildnis Niedersachsens oder der Nationalpark Jasmund auf Rügen waren erfolgreiche Buchprojekte. Dieser Bildband fügt sich in diese Liste ein und zeigt Landschaften, in der die Natur ihren Lauf nehmen darf, selbstbestimmt und vom Menschen unbeeinflusst. Der Leser taucht ein in eine andere Welt, wo das Zeitalter des Anthropozäns weit weg zu sein scheint. Ursprüngliche Landschaften wie diese sind in Westeuropa kaum mehr vorhanden und sind daher auch besonders schützenswert, was auch ein Ziel des Bandes ist.

Ein toller Band, das ein Stück Wildnis im wahrsten Sinne des Wortes offenlegt und unter Umständen auch als Anregung für Ausflüge gut zu gebrauchen ist. Die Schönheit der vorgestellten Landstriche wird durch ausdrucksstarke, großformatige Bilder in hochwertiger Qualität festgehalten. 

Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.