Schon seit Bekanntwerden des geplanten Austrittes Großbritanniens aus der EU schlägt das Ereignis hohe Wellen. In den letzten Wochen und Monaten wurde in Großbritannien, der EU und zwischen den Parteien hart verhandelt, um die nötigen Richtlinien für den Austritt des EU-Mitglieds aus der Union festzulegen. Da die englische Premierministerin May im britischen Parlament keine Einigkeit über den von ihr verhandelten Austrittvertrags erreichen konnte, wurde der Brexit nun auf den Herbst verschoben. Schon jetzt ist die europäische Wirtschaft verunsichert, da ein Austritt ohne Vertrag manche Betriebe und Wirtschaftszweige hart treffen wird. Wie weitreichend die Folgen wirklich sein werden, ist noch schwer abzusehen.
Auch die europäischen Fußballligen werden vom Brexit betroffen sein. Zwar gehen die meisten Experten nicht davon aus, das sich die Machtverhältnisse deutlich verschieben werden, allerdings könnte besonders die englische Premier League anfangs vor schwerwiegenden Problemen stehen. Schon direkt, nachdem sich die Mehrheit Großbritanniens für eine Abspaltung von der Europäischen Union entschloss, brach der Kurs des Britischen Pfunds ein. Die endgültige Trennung von Kontinentaleuropa könnte für einen erneuten Einbruch des Pfunds gegenüber dem Euro führen. Dies würde es für die englischen Fußballclubs schwerer machen, Spieler zu verpflichten, da Ablösesummen und Gehälter, die in Pfund gezahlt werden, deutlich ansteigen würden. Der Trainer von Tottenham Hotspurs, Mauricio Pochettino, begründete hiermit die Inaktivität seiner Mannschaft während der Transferperiode im Sommer 2018. Sportökonom Tim Markham sprach schon in einem 2016 veröffentlichten Interview davon, dass Spieler wie Mesut Özil wegen des bevorstehenden Brexits, während Vertragsverhandlungen mehr Geld fordern.
Besonders bei einem harten Brexit könnte es anfangs deutlich schwerer für die Clubs der Premier League werden, Spieler aus Europa zu verpflichten. Diese würden, wie schon heute die Nichteuropäer, eine spezielle Arbeitserlaubnis brauchen. Zudem überlegt der englische Fußballbund FA im Zuge des Brexits die Zahl der Ausländer pro Mannschaft einzuschränken, um den jungen britischen Spielern mehr Einsatzzeit zu schaffen. Die britischen Talente könnten dabei wirklich vom Brexit profitieren, da die englischen Fußballakademien, die heute sehr viele Spieler aus dem Ausland in ihren Reihen haben, in Zukunft vermehrt auf nationale Jungspieler setzen werden. Diese sind dann deutlich preiswerter.
Experten rechnen damit, dass sich die Auswirkungen des Brexits auf die europäischen Fußballligen im Rahmen halten werden. Anfangs könnte es den Teams aus England schwer fallen, die gleichen Bruttogehälter, wie die reichsten Teams aus Europa den Profis anzubieten. Da die Premier League aber so viel Strahlkraft hat und als beste Liga auf dem Kontinent gilt, werden weiterhin viele Profis den Weg auf die Insel suchen. Da die Chancen für britische Talente steigen, einen Platz in einer Akademie oder später einen Kaderplatz einer Profimannschaft zu ergattern, könnte der britische Fußball auf lange Sicht sogar profitieren.