„Westfalen. Geschichte eines Landes, seiner Städte und Regionen in Mittelalter und früher Neuzeit“ von Werner Freitag

Lausbergs buchtipp

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Werner Freitag: Westfalen. Geschichte eines Landes, seiner Städte und Regionen in Mittelalter und früher Neuzeit, Aschendorff, Münster 2023, ISBN: 978-3-402-24952-9, 44 EURO (D)

Nach Jahrzehnten liegt mit diesem Buch eine neue Landesgeschichte des Alten Westfalen vor. Sie umfasst das Mittelalter und die Frühe Neuzeit – von den Sachsenkriegen Karls des Großen 772 bis zur Säkularisation 1803. Im Vordergrund stehen die Stadt- und Agrargeschichte sowie für die Kirchen- und Alltagsgeschichte.

Doch keine westfälische Geschichte sollte ohne Geschichten sein. Anschauliche Beispiele, regionale Vielfalt und der Blick auf interessante Gestalten sowie an die 100 Karten und Abbildungen versprechen eine entdeckungsreiche Lektüre über ein Land, das reich an Geschichte ist.

In der längeren Einleitung werden die biografische Bedeutung einer Geschichte Westfalens, Westfalen als Teilbundesland, Westfalen als Mental Map, Heimat und Organisationsrahmen, Stereotype und Alltagshandeln und der Aufbau des Buches thematisiert. Danach werden die Sachsen im Westen mit den Schwerpunkten Siedlung, Gesellschaftspyramide, Kultur, Organisation und Kulturaustausch vorgestellt.

Danach wird die Geschichte Westfalen chronologisch präsentiert. Dies beginnt mit der fränkischen Eroberung und bereitwilliger Unterwerfung bis 900/950. Die Entwicklung bis 1250 mit Adelsstand, städtischen Siedlungen und gefestigtem Christentum folgen danach. Danach werden die verschiedenen Umbrüche zwischen 1180 und ca. 1250 und das „lange“ 15. Jahrhundert beschrieben. Weiterhin wird der verspätete Beginn der Frühen Neuzeit, die Reformation, angesprochen.

Weiter geht es mit der Etablierung von neuen Glaubenswelten in Stadt und Land und konfessionelle Kulturen sowie der inneren Staatsbildung. Anschließend steht das brandenburg-preußische Westfalen im Vordergrund. Die Gewinner und Verlierer der Städte in der Frühen Neuzeit und und die soziale Dynamik auf dem Land werden dann skizziert.

Anschließend werden in einem sozialgeschichtlich orientierten Kapitel Hungerkrisen,  Kriegsnöte, Polizeiordnungen gegen Verschwendung und der Umgang mit Außenseitern beleuchtet. Die Aufklärung in Westfalen folgt danach, ein Kapitel über das Ende des alten Westfalen beschließt den Band.

Analyse und Chronologie leiten dabei die einzelnen Kapitel. Quer durch die Kapitel gibt es Abbildungen, auch farbige. In mehreren Kapiteln wird untersucht, was die Menschen der Vergangenheit über Westfalen dachten und mit welchen Konstruktionen es von ihnen gefüllt wurde. Am Ende eines jeden Kapitels gibt es die jeweiligen Endnoten und eine bibliografische Einheiten.

Am Ende finden sich noch ein Abkürzungsverzeichnis und ein Register zum Nachschlagen.

Der Autor zeichnet die Geschichte Westfalens  zwischen Mittelalter und die Frühe Neuzeit präzise unter Verwendung zahlreicher Quellen nach. Viele Teildisziplinen der Geschichte werden angesprochen. Dennoch: Die Kulturgeschichte hätte etwas stärker betont werden können, auch mehr Kartenmaterial zu den einzelnen Kapiteln wäre wünschenswert gewesen.

Insgesamt gesehen umfangreiches Buch sowohl für den Fachmann als auch für den interessierten Laien.

 

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Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.