Werte schaffen Werte: Warum wir Studiengebühren brauchen!

Stefan Groß: Herr Dr. Goppel, ich zitiere Sie: „Erst Bildung eröffnet dem Menschen Chancen für ein Leben in Freiheit, Selbstentfaltung und Verantwortung.” Wenn Bildung ein Gut erster Klasse ist, widerspricht dem nicht, dass Studierende für ihre Bildung zahlen müssen? Ein heftiger Streit um die Abschaffung der Studiengebühren führt derzeit zu einer angespannten Lage mit dem Koalitionspartner FDP.


Thomas Goppel: Wir finden eine verquere Gemengelage vor. Die FDP, die die Studienbeiträge erst nicht wollte, will sie jetzt beibehalten. Unser Ministerpräsident wollte sie nie, hat sie aber sozial so abgefedert, dass sie ohne weiteres beibehalten werden könnten. Einer wie ich hat immer von Studienbeiträgen gesprochen, nie – wie übrigens Sie auch – von Gebühren. Auch für Bayern gilt: Der Staat finanziert die Ausbildung aller. So, wie die jungen Meister wollten wir allerdings auch die Studierenden um die Spitzenfinanzierung ersuchen, die vor allem in unberechenbar großen Zulaufjahren – jetzt also auf Sicht – anfällt. Wir wollen also nicht schröpfen, sondern gezielt zusätzlich fördern, Gutes tun.
Wir wollen nicht verdienen an den Studenten und ihren Abgaben, sondern wir wollen gemeinsam mit ihnen ihr Studium besser und direkter gestalten. Im übrigen gilt auch hier: Etwas, für das nichts bezahlt wird, ist nichts wert, das wissen wir aus allen alltäglichen Begegnungen. Seitdem bezahlt wird, kümmern sich Studierende um den optimierten Ablauf ihres Studiums. Das aufzugeben, bin ich ehrlich gesagt auch nicht bereit. Studienbeiträge machen auch ein ganz klein wenig darauf aufmerksam, dass die Gesellschaft eine Unmenge dafür aufwenden muss, damit jeder einzelne sach- und anlagengerecht versorgt wird. Nicht nur die Akademiker wie bisher. Einen Ausgleich halte ich da für überfällig. Wenn morgen die Studienbeiträge wegfallen, bedeutet das einen Verlust von 100ten Millionen Euro, die den Hochschulen direkt abgehen. Der Finanzminister wird sie nicht ohne Gegenleistung aus seiner Kasse berappen. Er wird ausdrücklich darauf bestehen, dass ein Teil davon von den Studierenden selbst getragen wird, und wenn er es indirekt bei den Haushaltsverhandlungen durchdrückt. Überdies wird es viele Jahre dauern, bis das schon verausgabte Geld wieder da ist. Die dazugehörigen Studierenden sind dann längst nicht mehr vor Ort. Den ganz großen Vorzug, dass die Betroffenen zahlen und kontrollieren, was mit ihrem Geld (das ja mit einem zinsgünstigen Kredit für alle beschafft werden kann) geschieht, würde ich so oder so niemals wieder aufgeben wollen (ganz im Gegensatz zu den weit verbreiteten Sozialträumern, die sichtlich an den Geldesel für Selbstbediener glauben).

Dies ist ein Auszug eines längeren Interviews mit Dr. Thomas Goppel, das Dr. Dr. Stefan Groß führte.

Über Thomas Goppel 4 Artikel
Dr. Thomas Goppel, geb. 1947, ist der Sohn von Alfons Goppel. Er studierte in Würzburg, München und Salzburg für das Lehramt an Volksschulen. 1986 wurde Goppel Staatssekretär für Wissenschaft und Kunst, 1999 Generalsekretär der CSU. 2003 wurde er Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Er war der ehemalige Sprecher des Arbeitskreis Engagierter Katholiken in der CDU (AEK). 2009 erhielt er das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland.

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