Wer schrieb die kürzeste Science-Fiction-Geschichte?

Das war wohl der US-amerikanische Krimi- und Science-Fiction-Autor Fredric Brown (*1906, †2011), ein Meister der kurzen Form und ein Witzbold. Nur zwei Sätze lang ist seine kleine „Horrorgeschichte“ mit dem Namen „Klopf!“. Die kürzeste Geschichte überhaupt hat übrigens Ernest Hemingway geschrieben, der in den 1920er Jahren um 10 $ wettete, dass er eine Kurzgeschichte in sechs Wörtern schreiben könne. Er erfüllte dies mit: „For sale: baby shoes, never worn.“ („Zu verkaufen: Babyschuhe, niemals getragen.“). Als Margaret Atwood aufgefordert wurde, ihre „Sechs-Wörter-Erzählung“ zu schreiben, lieferte sie: „Longed for him. Got him. Shit.“ („Wollte ihn haben. Kriegte ihn. Scheiße.“).

Die Weltliteratur ist voll von unbekannten und erstaunlichen Geschichten. Wussten Sie zum Beispiel, dass der SED-Generalsekretär Walter Ulbricht tatsächlich den 3. Teil von Goethes Faust entdeckt hatte? 1962 verkündete er jedenfalls bedeutungsschwanger: „Goethe hat ihn nicht schreiben können, weil die Zeit dafür noch nicht reif war. (…) Erst weit über hundert Jahre [danach] (…) haben alle Werktätigen der DDR begonnen, diesen dritten Teil des 'Faust' mit ihrer Arbeit, mit ihrem Kampf für Frieden und Sozialismus zu schreiben.“ Günter Grass wiederum verbreitet sich nicht nur literarisch auf der ganzen Welt. Eine 1992 in der Danziger Bucht von einer deutsch-polnischen Gruppe von Meeresbiologen entdeckte Kieselalgenart wurde kurzerhand zu Ehren des 1927 in Danzig geboren Dichters in „Fragilaria guenter-grassii“ getauft. Der zähe Meeresbewohner wurde inzwischen auch in der Nordsee, im Atlantik vor Argentinien und im Meer zwischen Australien und Indonesien nachgewiesen.

All das und noch einiges mehr erfährt man in dem ungewöhnlichen, witzigen und abwechslungsreichen literarischen Sammelsurium. Es eignet sich als Zwischenlektüre zwischen den großen Romanen und weckt die Lust am Lesen der Originalwerke. Das kleine, handliche Büchlein enthält knapp 200 skurrile, überraschende, zuweilen recht interessante Fakten und Anekdoten aus dem weiten Feld der Literatur. So erfahren Literaturliebhaber zum Beispiel, warum sich Frank Wedekind zeitweise von Maggi ernährte und von welchem Autor Gerhart Hauptmann derart besessen war, dass er seine äußere Anverwandlung mit seinem Idol so weit trieb, dass er diesem zum Verwechseln ähnlich sah. Man erfährt in welchem Roman ein einziger Satz aus 40.000 Wörter besteht und wann dieser am liebsten vorgelesen wird. Der Autor desselben war 1964 übrigens Namensgeber in der Atomphysik und zwar für die neu entdeckten Bestandteile der Protonen – die Quarks. In einem seiner Werke fand einer der Entdecker – Murray Gell-Mann – beim Blättern den Satz: „Three quarks for Muster Mark.“

Um noch einmal auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen… Diese wurde übrigens leicht abgewandelt. Sie zielte in dem witzigen Kompendium nicht nach dem Autor der kürzesten Science-Fiction-Geschichte, sondern nach dessen Inhalt: „Wie lautete die kürzeste Science-Fiction-Geschichte?“, war die Frage. Die Antwort: „Der letzte Mensch auf Erden saß allein in einem Zimmer. Plötzlich klopfte es an der Tür…“

Der Roman ohne E
Die unbekannten Seiten der Weltliteratur
Verlag F. A. Brockhaus/wissenmedia, (April 2012)
190 Seiten, Gebunden
ISBN-10: 3577091150
ISBN-13: 978-3577091152
Preis: 12,95 EURO

Über Heike Geilen 597 Artikel
Heike Geilen, geboren 1963, studierte Bauingenieurswesen an der Technischen Universität Cottbus. Sie arbeitet als freie Autorin und Rezensentin für verschiedene Literaturportale. Von ihr ist eine Vielzahl von Rezensionen zu unterschiedlichsten Themen im Internet zu finden.

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