„Warum gibt es alles und nicht nichts?“ oder „Warum ist das alles überhaupt da?“ Um Antworten zu der wohl ältesten und aller Wahrscheinlichkeit nach auch am meisten gestellten Frage der Philosophie war die Menschheit bisher nicht verlegen. In allerlei Büchern und Geschichten wurde versucht, den Anfang von Allem zu erklären. Aber irgendwie nicht befriedigend für Oscar, den Sohn von Richard David Precht, dem all die „komischen Götter“ irgendwie nicht suspekt sind. Vielleicht, so denken sich die beiden, versuchen sie es genau wie viele berühmte Philosophen, denen die besten Ideen beim Spazierengehen kamen. Precht und Precht machen sich auf den Weg und fangen ihr philosophisches Gespräch erst einmal im Kleinen an.
Bei der Gliederung seines Buches hält sich der Kölner Philosoph, ähnlich wie in seinem Bestseller „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ an Immanuel Kant, der die großen Fragen der Menschheit folgendermaßen unterteilte: „Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?“ Da das vorliegende Buch allerdings an eine andere Zielgruppe gerichtet ist – den jungen Leser ab 10 – wurden sie modifiziert. „Ich & Ich“, „Das Gute & Ich“ und „Mein Glück & Ich“ bilden den sogenannten roten Faden durch die 200 Seiten.
Oscar und sein Vater schlendern durch den Zoo, besuchen das Deutsche Technikmuseum, bummeln über die „Allee der Kosmonauten“ in Marzahn, um in die „Gärten der Welt“ zu gelangen oder vergnügen sich im Freibad am Plötzensee. Auch eine Bootstour auf dem Templiner See, der aufregende neue Hauptbahnhof, Potsdam mit Schloss Sanssouci oder die legendäre Currywurst bei Konnopke unter den S-Bahngleisen an der Ecke Schönhauser Allee sind Stationen ihrer philosophischen Wanderung.
Bei „Warum gibt es mich?“, „Wer ist ich?“, „Sind fünf Menschen mehr wert als einer?“, „Verderben Belohnungen den Charakter?“ oder „Worauf kommt es im Leben an?“ erarbeiten sich die beiden im wahrsten Sinne Schritt für Schritt alle wichtigen Punkte, um eine mögliche Antwort zu finden. Dabei geht es Precht vor allem um die Herausarbeitung und Abgrenzung, ob etwas sachlich richtig ist oder ob etwas nur gefühlt zusammenpasst: „Um das, wovon wir genau wissen, dass es stimmt, und um all die vielen Dinge, von denen wir nur ungefähr wissen, was stimmt. Sachen, bei denen wir aber ein Gefühl haben, was gut oder schlecht zusammenpasst.“, so der Autor. Er greift dabei größtenteils auf die Problematiken zurück, mit denen er sich bereits in seinen anderen drei Büchern beschäftigt hat. Allerdings wurden sie derart umgearbeitet, dass auch Kinder sie verstehen.
Jeder Abschnitt eröffnet mit einer kleinen Geschichte über den jeweiligen Ausflugsort. Danach folgt eine kurze Frage-Antwort-Sequenz, in der Vater und Sohn die Thematik diskutieren und in die jede Menge Wissen aus der modernen Forschung eingeflochten ist. Schlussendlich ziehen die beiden dann ihr Fazit. Entstanden ist ein charmantes Buch, das Kindern unsere Welt zeigt und sie ihnen auf unterhaltsame Weise erklärt. Die eingangs gestellte Frage kann sich Oscar, der am Ende mit seinem Vater auf dem Fernsehturm angekommen ist, ganz allein beantworten. Dass es nämlich im Leben „vielleicht gar nicht so wichtig ist, wo alles herkommt. Und wer es geschaffen hat. Und dass es gar nicht so wichtig ist zu wissen, warum alles existiert. Das wirklich Wichtige nämlich ist – das Leben selber!“
Richard David Precht
Warum gibt es alles und nicht nichts?
Ein Ausflug in die Philosophie
Goldmann Verlag, München (November 2011)
208 Seiten, Gebunden
ISBN-10: 3442312388
ISBN-13: 978-3442312382
Preis: 16,99 EURO
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