In politisch schwierigen Zeiten für die Europäische Union hat sich Jean-Claude Juncker als ein großer Brückenbauer Europas erwiesen. Das Vorantreiben des europäischen Einigungsprozesses ist für den ehemaligen luxemburgischen Premier nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern eine erfolgreiche Pflicht geworden. Er verkörpert eine Vision der Völkerverständigung jenseits von Nationalismus, Fremdenhass und Intoleranz. So hat er das Haus Europa in den letzten Jahren aktiv ausgebaut und dem Verbund von 28 Staaten und einer halben Milliarde Einwohner ein freundliches Gesicht verliehen.
Juncker, der mehrere Fremdsprachen fließend beherrscht, vermochte in Zeiten von Populismus, Flüchtlingskrise und Brexit die Einheit Europas im Geiste von Solidarität und Humanismus zu wahren. Der Krisenmanager bekennt: „Europa hat eigentlich alles, was wir brauchen, vor allem seine vielen Farben. Und nur das Miteinanderleuchten dieser vielen Farben wirft das richtige Licht auf Europa.“
Seit Jahrzehnten steht Juncker für die Idee eines geeinten Europas. Er gilt als Wegbereiter und einer der Väter des Euro. Maßgebend unter seiner Federführung wurde der Vertrag von Maastricht gestaltet. Historische Verdienste erwarb der studierte Jurist und mehrfache Ehrendoktor beim Zustandekommen des EU-Stabilitäts- und Wachstumspaktes. Als langjähriger Vorsitzender der Euro-Gruppe war der ehemalige Ministerpräsident Luxemburgs einer der Hauptarchitekten bei der Bewältigung der europäischen Finanzkrise. Sein europäisches Föderalismus-Verständnis wird von allen Mitgliedern der Europäischen Union und von internationalen Politikern im höchsten Grade geachtet.
Juncker gilt als versierter Gesprächs- und Verhandlungspartner. Beim Zollstreit mit dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump ist es der weisen und geschickten Verhandlungstaktik des Kommissionspräsidenten zu verdanken, dass der Handelsstreit zwischen Europa und den USA nicht weiter eskalierte.
Juncker ist als Politiker kein Hagestolz, der selbstverliebt Macht zelebriert, er bleibt aufmerksam und wachsam, wenn es um die Probleme und Sorgen der Bürger geht. Gerade hier erweist sich seine empathische Gabe des Zuhörens als Schrittmacher des Dialoges. Aus diesem Geist heraus versöhnte der Mister Euro Deutsche und Franzosen 1996 im Streit über den Grundkonflikt Haushaltsdisziplin versus Wachstumspolitik, denn wer „nur national denkt, sieht die anderen nicht mehr“. Den Multikulturalismus versteht Juncker nicht als rigide Abschottungspolitik, der Flüchtlinge vor den Toren Europas abweist, sondern er plädiert bei der Bewältigung des Flüchtlingsstroms für eine gesamteuropäische Lösung und Verteilungsquote. Der Blick auf die Ränder Europas, die Türkei inklusive, muss für den Europapolitiker, der selbst für die Werte des Konservativ-Marktwirtschaftlichen als auch Christdemokratischen steht, immer im Blickwinkel des Politischen präsent sein. Nur unter dieser Prämisse bleibt es möglich, für ein „soziales Europa“ der Gerechtigkeit mit Geduld zu arbeiten. Diese Vision aber lässt sich nicht durch einen falschen Nationalpatriotismus erreichen, sondern vermag nur im Geist der Versöhnung und des Aufeinanderzugehens gelingen. „Die Welt braucht mehr Zärtlichkeit, nicht mehr Einsamkeit“, das weiß niemand besser als der EVP-Politiker mit dem Herzschlag für das Soziale.