Wer die Statistik nicht ehrt

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Um Aussagen über die Zukunft treffen zu können, muss man die Vergangenheit kennen. In der Medizin werden hierzu deshalb so viele Stichproben wie möglich gesammelt. Falls es sich beispielsweise um rein politische, philosophische oder historische Aussagen handelt (Wunschdenken), darf auf diese lästige Arbeit – wie sie die Medizin als Naturwissenschaft verlangt – verzichten werden. Bei wissenschaftlichen Aussagen ist ein schludriges Vorgehen zum Leidwesen vieler Hobbyforscher nicht angebracht. Zumindest sollten sich seriöse naturwissenschaftliche Journale weigern, unwissenschaftliche falsche Aussagen zu verbreiten, auch wenn sie der Meinung sind, dass dies ihrer Karriere nützt.

Im Falle von großen und akuten Katastrophen sichern sich Politiker gern zuvor bei anerkannten Wissenschaftler ab. Nur wenige Wissenschaftler fühlen sich derart geehrt, dass sie das aussprechen, was der Politiker ihnen vorschreibt. Doch leider gibt es diese (nicht) wenigen Koryphäen, die anschließend hoch geachtet, mit Preisen überschüttet und zu bedeutenden Kongressen eingeladen und ausgezeichnet honoriert werden. Ich spreche hier von echten Wissenschaftler und nicht von Pataphysikern, die davon leben, dass sie die Menschheit mit Weltuntergangsszenarien ängstigen.

Um die Wirkung eines Schädlings (hier: Virus) zu bestimmen, der zum ersten Mal im Jahre 2020 auftaucht, darf man beispielsweise Ereignisse vergleichen, die ein Jahr zuvor liegen: also beispielsweise den 10. April 2020 mit dem 10. April 2019, den 11. April 2020 mit dem 11. April 2019, etc. Verglichen werden solche Ereignisse, die die Wissenschaftler im April 2020 für wichtig, ja entscheidend halten. Wichtig für die Wissenschaftler sind quantifizierbare Ereignisse und deren Gewichtung, die in Zahlen ausgedrückt werden. Wie viele Kinder, Erwachsene und Senioren sind vom Virus und wie heftig infiziert worden? Wie viele Menschen sind am (mit dem?) Corona-Virus gestorben?

Interessant sind Altersverteilungen (Alterspyramiden), die weiter verfeinert werden.
https://service.destatis.de/bevoelkerungspyramide/index.html#!y=2030

So wird beispielsweise die Bevölkerungszahl für jedes Alter an beliebig vielen Tagen pro Jahr berechnet. Wir können dann feststellen, ob es signifikante Veränderungen gibt, beispielsweise: Leben signifikant weniger 84-jährige im April 2020 als im April 2019? In welcher Altersgruppe gibt es 2020 gegenüber 2019 einen auffälligen, nicht zufälligen Unterschied? Die Daten liegen bereits vor, auch wenn sie aufgearbeitet werden müssen. Auf nicht ausreichend zuverlässig dokumentierte Erkrankungen wollen wir verzichten. Wir überprüfen nur die wissenschaftlich verkündeten Wahrheiten aus dem Jahr 2020 mitsamt ihren politisch-gesellschaftlichen Konsequenzen ein.

Zu Anfang der Pandemie werden wir belehrt, dass eher die über 70-Jährigen (60-Jährigen? 80-Jährigen?) als die Jüngeren am Virus aus China versterben. Es reicht somit nicht aus, dass die älteren Menschen vom Virus befallen sind, sie müssen zusätzlich daran sterben! Ist dies nicht der Fall, so ist die Aussage falsch, zumindest sinnlos. Damit die Aussage zutrifft, müssen signifikant mehr Menschen über ein gewisses Alter am Corona-Virus verstorben sein. Wir erwarten also einen signifikanten Unterschied zwischen früheren Alterspyramiden, wenn sie mit den April-2020-Pyramiden vergleichen werden.

Wenn wir keine signifikanten Unterschiede feststellen, wäre die obige Aussage bezüglich Patientenalter falsch! Es ist einfach festzustellen, ob signifikant mehr alte Patienten (Beispiele: >80, 80-90, 80-81 Jahre) im Jahre 2020 oder im Monat April 2020 als im Jahre 2019 oder im Monat April 2019 gestorben sind. Wenn solche Ergebnisse nicht publiziert werden, bedeutet es nicht, dass sie nicht vorhanden sind. Eher ist davon auszugehen, dass die Mortalität der Älteren zwischen beiden Zeiträumen sich nicht signifikant unterscheidet. Das kann auf ungenügenden oder ungenauen Zahlen basieren, was trotzdem wissenschaftlich nicht ausreicht, die o.g. Aussagen zu verschweigen. Denn wissenschaftlich wird festgestellt, dass Ältere im April 2020 trotz Corona-Virus-Infektion nicht signifikant (daran) sterben, was wohl glücklicherweise der Fall sein wird. Nicht einmal die Vereinsamung der alten Menschen durch Besuchsverbote verkürzt deren Leben, was als Corona bedingter Tod hätte uminterpretiert werden können.

Es werden keine Signifikanzen gefunden werden, weil das Corona-Virus ungefährlich ist, sondern weil nicht ausreichend verwertbare Daten vorliegen. Die Rate der „Unbekannten“, also nicht ausreichend Untersuchten, liegt laut seriösen Wissenschaftlern bei etwa 90%. Auch andere statistische Aussagen lassen sich nicht verifizieren, wenn die Zahl der „Unbekannten“ übermäßig groß ist. Wenn die Zahlen der Neu-Erkrankten heute langsamer zunimmt als vor zwei oder drei Wochen, dann bedeutet dies nicht zwangsweise, dass die Gesamtzahl der Neu-Infizierten zurückgeht, sondern eher, dass nicht genügend valide Zahlen vorliegen.

Eine nicht vorhandene Validität (unzuverlässige Zahlen) kann nicht einmal Politikern untergeschoben werden, selbst wenn sie zufällig ein naturwissenschaftliches Fach wie Physik studiert haben. Die widersprüchlichen politischen Entscheidungen bilden die Schwäche der Politik dienenden Naturwissenschaft ab. Die Gefahr der Pandemie durch ein neues unbekanntes Virus ist anfänglich weltweit nicht aus wissenschaftlichen, sondern aus politischen Gründen verdrängt worden. Hoffen wir, dass die Menschheit vom Corona-Virus lernen wird. Denn von China lernen, heißt siegen lernen …

Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.