Das Ende der Ost-West-Konfrontation vor einem Vierteljahrhundert hatte die Chance eröffnet, das Modell der westeuropäischen Integration und damit den Friedensauftrag der Europäischen Einigungsbewegung auf den gesamten Kontinent auszudehnen. Heute ist das erfolgreiche Projekt der Währungs-, Wirtschafts- und Politischen Union jedoch durch die Rückkehr der Machtpolitik an den Grenzen der Union herausgefordert. Während an den südlichen Grenzen im Mittelmeerraum die Folgen der Umbrüche im Vorderen Orient durch Vertreibung, Flucht und Migration zum Ausdruck kommen, hat die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland im Osten Europas neue Probleme geschaffen und die europäische Friedensordnung in Frage gestellt.
Neben diesen gewaltigen Herausforderungen sind aber auch andere Fragen europäischer Ordnungsgestaltung, etwa bezüglich des Freihandelsabkommens mit den USA, hinsichtlich der Kompetenzverteilung im „Mehrebenensystem’’ der EU, bezüglich der funktionalen und regionalen Grenzen der Union und mit Blick auf die Nachbarschaftspolitik der EU noch nicht vollständig geklärt.
Diese Herausforderungen und Fragen stehen im Mittelpunkt einer Diskussionsveranstaltung mit zwei ausgewiesenen „Europäern“: Dr. Hans-Gert Pöttering, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, gehörte von 1979 bis 2014 als Abgeordneter ununterbrochen dem Europäischen Parlament an. In führenden Positionen, etwa als Fraktionsvorsitzender der Europäischen Volkspartei (1999- 2007) und als Parlamentspräsident (2007-2009), hat er die Entwicklung der Europäischen Union begleitet und mitgestaltet. Letzteres gilt auch für Dr. Ingo Friedrich, Vorstandsmitglied und Schatzmeister der Hanns-Seidel-Stiftung, der dem Europäischen Parlament von 1979-2009 angehörte, darunter von 1999-2009 als Präsidiumsmitglied, von 1999-2007 als Vizepräsident und von 2007 bis 2009 als Quästor.
Im Zuge der Veranstaltung wurden die vor kurzem veröffentlichten europapolitischen Erinnerungen Dr. Pötterings vorgestellt (Hans-Gert Pöttering: Wir sind zu unserem Glück vereint. Mein europäischer Weg. Böhlau Verlag: Köln, Weimar, Wien 2014).
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