Warum verschweigt die New York Times ihren Lesern die Einlassung des ehemaligen CIA Agenten Bruce Riedel, zitiert von Al-Jazeera, der zufolge die „Nr. 2 von Al-Qaeda“, Aiman al-Zawahiri, den Agenten selbst auf die CIA angesetzt habe.
Bruce Riedels Karriere ist interessant: Er war eindeutig ein den US-Demokraten zuneigender Top-Spezialist in Terror-Fragen. Aus der Brookings Institution erfuhr ich noch 2005, dass sie von der Bush-Regierung nicht gefragt werde.
Zur Beurteilung der Angelegenheit sei kurz meine Analyse zusammengefasst: Ich gehe von einer engen Kooperation zwischen der CIA-Spitze und „Al-Qaeda“ über viele Jahre aus, die bis heute andauert. Für dieses System habe ich ganz offiziell als Coach ausgewählter Führungskräfte der deutschen ISAF-Truppe den Begriff „Terror-Management“ geprägt und umfangreich in meinem Buch „Brandherd Pakistan“ (Berlin 2008) erläutert.
Die Obama-Administration will jedoch die Macht dieses Terror-Kartells brechen, beziehungsweise dessen Mitglieder stärker disziplinieren oder austauschen – sowohl in den USA bei der CIA als auch in den weltweit verstreuten Verstecken der „Al-Qaeda“-Spitzenfunktionäre.
Dabei steht jedoch vor allem Aiman al-Zawahiri unter einem ganz besonderen Schutz, des höchsten US-Establishments. Der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld blockierte im Jahr 2005 höchstpersönlich und „letztinstanzlich“ eine Kommandoaktion zur Ergreifung des weltberühmten Spitzenterroristen.
Ich habe immer gesagt, dass das größte potenzielle Unglück (GAU) für das amerikanische Terror-Management sei, dass irgendwelche übereifrigen Unter-Agenten zufällig auf die geschützten Top-Terroristen zugreifen könnten.
Es ist aber nicht nur die „Vorgeschobene Operationsbasis Chapman“, die sich ausgerechnet Rumsfeld-Schützling Al-Zawahiri als Operationsziel gesetzt hatte, die jetzt einen herben Rückschlag hinnehmen musste. Es ist die ganze Obama-Politik, mit gezielten Indiskretionen (zuletzt: Vanity Fair über den geplanten CIA-Mord an dem in Hamburg lebenden Deutsch-Syrer Mamoun Darkazanli) die alte Bush-Clique langsam sturmreif zu schießen, anschließend zu entmachten – und nach und nach durch eigene, politisch nutzbringend lenkbare Leute zu ersetzen, die das Spiel selbstverständlich weiterspielen… Wer hier ein wenig weiterdenkt, wird feststellen, dass das Bush-System des Terror-Managements auch bis hinein in die inneramerikanischen politischen Machtkämpfe von höchster Macht und Sprengkraft ist.
Insofern könnte eine Lesart des erfolgreichen Terroranschlags bei Khost in der vergangenen Woche sein, dass wir es hier zumindest auch mit einem internen CIA-Agentenkrieg zu tun haben, der der ganzen Nato noch gewaltigen Ärger bescheren könnte…
Zusatz-Information: Direkt „gegenüber“ von „Chapman“ liegt auf der pakistanischen Seite der Grenze das kleine, staubige Örtchen Miranshah, Hauptstadt von Nord-Waziristan, einer der wichtigsten Basen der Taliban und ausländischer Kämpfer, einschließlich Al-Qaeda. Deren Spitzenfunktionäre haben in Miranshah ganz offen und der Bevölkerung bekannt ihre großen Anwesen. Es ist ausgeschlossen, dass dies ohne Duldung vieler in- und ausländischer Behörden so möglich wäre.
Ich bekräftige erneut meine Ansicht, dass die USA international erst dann wieder politisch „hoffähig“ sind, wenn die Spitzenkräfte der Bush-Administration, einschließlich ex-CIA-Chef George Tenet, sowie alle an Mordtaten beteiligten Führungskräfte (also auch General Stanley McChrystal, der jetzige NATO- und ISAF-Oberkommandierende in Afghanistan!) von ordentlichen US-Gerichten rechtskräftig verurteilt sind.
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