Wann lohnt sich eine Schuldnerberatung?

Wer Schulden hat, weiß oft im ersten Moment nicht, was jetzt zu tun ist. Oft schieben Schuldner deshalb ihre finanziellen Probleme vor sich her, bis dann plötzlich ein Vollstreckungsbescheid ins Haus flattert oder der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht. Dabei ist es gerade, wenn sich Schulden anhäufen, wichtig, so schnell wie möglich zu handeln und sich bei einem Schuldenberater Hilfe zu suchen. 

Wobei hilft eine Schuldnerberatung?

Ziel der Beratung ist es, Schuldenfreiheit zu erreichen und dabei dafür zu sorgen, dass die Lebenshaltungskosten trotz Verschuldung stets gedeckt werden können. Der Schuldenberater hilft einem bei der:

  • Erstellung eines Schuldenbereinigungsplans
  • Kommunikation mit den Gläubigern
  • Eröffnung und Durchführung eines Insolvenzverfahrens
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Erstellung eines Schuldenbereinigungsplans

Zunächst gilt es, sich einen genauen Überblick über die Schuldensituation zu verschaffen. Dafür muss man alle nötigen Unterlagen wie Rechnungen, Briefwechsel etc. bereitstellen. Nur so ist ersichtlich, welche Schulden bei welchen Gläubigern vorhanden sind.

Anschließend wird die finanzielle Situation analysiert: Welche Einnahmen stehen zur Verfügung? Welche Ausgaben fallen monatlich an? Basierend auf diesen Angaben wird Schuldenbereinigungsplan ausgearbeitet.

Kommunikation mit den Gläubigern

Die Schuldnerberatungsstelle nimmt Kontakt zu den Gläubigern auf und versucht, mit diesen eine außergerichtliche Einigung bezüglich der Rückzahlungen zu erwirken. Dabei wird ein konkreter Rückzahlungsplan erarbeitet.

Eröffnung und Durchführung eines Insolvenzverfahrens

Ist eine außergerichtliche Schuldenregulierung gescheitert, unterstützt einen der Berater bei der Beantragung der Privatinsolvenz.

Wann ist sie sinnvoll?

Verschuldete Verbraucher, die sich mit ihrer finanziellen Situation überfordert fühlen, sollten auf jeden Fall die professionelle Hilfe einer Schuldnerberatung in Anspruch nehmen. Die Beratung ist also immer dann sinnvoll, wenn jemand allein keinen Weg aus der Schuldenfalle findet.

Wie findet man eine seriöse Schuldnerberatung?

Erste Anlaufstellen sind:

  • Öffentliche Schuldnerberatung – Verbraucherzentralen, Kommunen oder gemeinnützige und karitative Organisationen wie Caritas, Arbeiterwohlfahrt
  • Gewerbliche Schuldnerberater – Steuerberater und Wirtschaftsprüfer 
  • Spezialisierter Anwalt – Fachanwalt für Insolvenzrecht 

Ob nun der Berater oder die Beraterin seriös ist, lässt sich oft nur im direkten Kontakt herausfinden. Das eigene Bauchgefühl kann da schon sehr hilfreich sein. Denn in Deutschland gibt es keine offizielle Ausbildung oder Zertifizierung für die Schuldner- und Insolvenzberatung. Vermutlich unseriös ist eine Beratungsstelle, wenn sie kein eigenes Büro hat und auf Hausbesuche besteht. Stutzig sollte man auch werden, wenn Vorkasse verlangt wird, wenn die Kommunikationswege mit der Stelle nicht transparent sind und wenn der Mandantin oder dem Mandanten im Beratungsgespräch keine klaren Zukunftsperspektiven aufgezeigt werden.

Kann jeder eine Schuldnerberatung in Anspruch nehmen?

Grundsätzlich kann jeder, dessen monatliches Einkommen akut oder dauerhaft nicht ausreicht, allen wesentlichen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, diese in Anspruch nehmen.

Welche Möglichkeiten zur Schuldentilgung gibt es?

Es gibt zwei Möglichkeiten, mit der sich überschuldete Personen aus der Schuldenfalle befreien und ihre Schulden tilgen können:

  • Außergerichtlicher Vergleich
  • Privatinsolvenz

Außergerichtlicher Vergleich

Durch die außergerichtliche Schuldenbereinigung erhält man die Möglichkeit, die Schulden ohne gerichtliches Eingreifen zu tilgen. Wer ausstehende Forderungen nicht mehr zurückzahlen kann, dem bietet den Gläubigern einen „Deal“ an: Man begleicht zumindest eine Teilsumme, leistet eine Einmalzahlung oder stottert die Schuldensumme in festgesetzten Raten ab.

Privatinsolvenz

Scheitert der außergerichtliche Vergleich, hat man die Chance, mithilfe einer Privatinsolvenz einen finanziellen Neustart zu schaffen. Im Privatinsolvenzverfahren kann man sich innerhalb von drei Jahren von seinen Schulden befreien, unabhängig vom Einkommen und von den tatsächlich geleisteten Rückzahlungen.

Ab wann macht eine Privatinsolvenz Sinn?

Sobald die Rückzahlung der Schulden zum Kraftakt wird, ist es sinnvoll, ein Insolvenzverfahren zu beantragen. Eine Privatinsolvenz lohnt sich immer dann, wenn die Schulden höher sind als der Betrag, der während der Laufzeit der Privatinsolvenz gepfändet wird. Bei der Entscheidung, ob man Privatinsolvenz anmelden oder die Schulden abzahlen soll, kommt es also maßgeblich darauf an, wie viel man monatlich verdient und wie viel gepfändet wird.

Fazit – Bei finanziellen Schwierigkeiten macht eine Schuldnerberatung Sinn

Selbst in finanziell scheinbar aussichtslosen Situationen gibt es Hoffnung. Es ist wichtig, dass man sich so früh wie möglich beraten lässt. Nur dann kann man eine Insolvenz noch vermeiden und einen alternativen Weg aus den Schulden gehen – zum Beispiel den eines außergerichtlichen Vergleichs. Auf alle Fälle sollte man nicht in eine Art Schockstarre verfallen und zusehen, wie der Schuldenberg immer weiterwächst.

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