Vulkanischer Instinkt – Plácido Domingo erhielt den „Menschen in Europa“-Award 2017

Plácido Domingo und Rolando Villazón

So wie es, besser: er aussieht, schafft er die 150. Opernpartie seiner Bühnenarbeit noch: Welt-Tenor Plácido Domingo (76) nahm, unter Freudentränen laudatiert von Rolando Villacón, energiegeladen, fit und zu Scherzen aufgelegt den „Menschen in Europa“-Award 2017 der Verlagsgruppe Passau entgegen. Mehr oder weniger geschickt ließ Patricia Riekel die mobile Vita des laut Villacón „größten Sängers aller Zeiten“ eine Stunde lang vor einem erheiterten Publikum Revue passieren.

Mit 148 Opernrollen – vom Spiel- über den Helden-Tenor bis zum Kavaliers-Bariton – dürfte der in Madrid geborene, in Mexiko ausgebildete Domingo längst ins Guinessbuch der Rekorde eingegangen sein. „Sie surfen sich durch alle Bereiche des Lebens …“, war einer der Gesprächs-Impulse der Moderatorin, auf welche Domingo nur bedingt einging. Zumal er anfänglich, allerdings amüsiert lächelnd, mit der ihm aufoktroyierten, aber lästig erschienenen Dolmetscher-Technik zu kämpfen hatte. Im Flieger studiere er schon mal eine neue Partie ein, man gebe ihm eine Woche, und er habe sie intus. Welche Rolle ihm „am nächsten“ sei – darauf hatte Domingo nur den Vergleich mit einem Vater und dessen -zig Kindern parat: Er liebe sie alle. Seine Stimme erlebe und schätze er, der Sohn zweier spanischer Zarzuela-Sänger, als „phänomenales Geschenk“. Nach 55 Jahren Ehe mit Marta fühle er sich noch immer bestätigt im Festhalten an einer tragfähigen Dauer-Beziehung. Nie habe, so eine der netten Geschichten, die Domingo als Antwort auf noch so platte Fragen gab, der seit 75 Jahren mit derselben Frau verheiratete Greis an Scheidung gedacht, nie, wohl aber öfters an … Mord.

Gegenseitiges Verständnis, Bereitschaft zur Vergebung und Hilfe Bedürftiger halte er, der sich über den „Menschen in Europa“-Preis 2017 sichtlich freute, für „important“. Daher auch die Rolle, die er nicht spielt, sondern mit Leidenschaft ausfüllt: Botschafter der SOS-Kinderdörfer zu sein. „Jeder kann etwas zum besseren Leben anderer Menschen beitragen“, ist Domingo überzeugt. Sein großer Bewunderer seit dem 12. Lebensjahr hielt die Laudatio: Rolando Villazón, Operntenor, Regisseur, Romancier und derzeit künstlerischer Direktor der Salzburger „Mozartwoche“. Das aus dem Herzen Kommende und vom Papier Abgelesene rührte den Belobigten nicht weniger als das Publikum. Villazón sprach enthusiasmierend vom vulkanischen Instinkt seines großen Vorbildes, von dessen Eleganz der Gesangskunst, Engagement und Generosität, vor allem aber seiner immensen Liebe: „Er liebt alles, was er ist und was er tut und die Kunstform, die er repräsentiert“. Am Ende seiner bewegenden Eloge konnte Villazón die eigenen Emotionen nur schwer hinter Tränen verbergen.

„Menschen in Europa“ – so heißt die von Verlegerin Angelika Diekmann („Passauer Neue Presse“) initiierte Veranstaltungs-Reihe, die seit 1996 auserkorene Welt-Berühmtheiten – vom Dalai Lama (2010) über Königin Silvia von Schweden (2008) bis zum Verhüllungskünstlerpaar Christo (2005) – zu einem pro-Europa eingestellten Publikum ins Passauer Medienhaus lockt. Wenn auch die Politik tonangebend ist, wird die Kunst einbezogen. Nach Anna Netrebko (2012) kann nun Plácido Domingo den zweiten „Menschen in Europa“-Award für Operngesang davontragen.

Foto (Hans Gärtner)

  • Freude über den „Menschen in Europa“-Award 2017: Preisträger Welt-Tenor Plácido Domingo mit seinem Laudator Rolando Villacón
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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.

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