Alle Jahre wieder taucht die abgetakelte SED-Kommunistin Margot Honecker, die am17. April 2016 ihren 89. Geburtstag feiert, aus der politischen Versenkung in Santiago de Chile auf, wohin sie vor ihrer Verhaftung 1990 aus dem wiedervereinigten Deutschland geflohen ist, und verkündet abgedroschene Weisheiten über den Mauerfall 1989 und den Untergang des SED-Staats, die keiner hören will. Nun hat sie im Oktober 2015 zwei griechischen Nachrichtenagenturen ein Interview gegeben, das die einstige FDJ-Zeitung JUNGE WELT, die sich für keine Dummheit zu schade ist, am 11. November nachgedruckt hat. Nicht die DDR-Regierung war schuld an ihrem Untergang, so lesen wir, sondern die Amerikaner, die die friedliebende Sowjetunion „totrüsten“ wollten bis zu „Preisgabe aller sowjetischen Errungenschaften“. Niemand, auch die Oppositionellen nicht (die es doch offiziell überhaupt nicht gab!), hätten für die Abschaffung der DDR demonstriert im Herbst 1989, sondern der „deutsche Imperialismus“ sah damals seine Stunde gekommen und lockte mit der „glitzernden Warenwelt des Kapitalismus“. Nun wissen wir es aus höchstoffiziellem Mund: Der böse Imperialismus hat dem DDR-Sozialismus den Garaus gemacht, obwohl 17 Millionen DDR-Bürger ihren geliebten Staat gerne behalten hätten!
Als sie gefragt wird, ob sie noch bekennende Kommunistin sei, antwortet sie, der „Marxismus-Leninismus“, dem sie noch immer huldigt, sei „eine Methode, die Welt zu erkennen, zu begreifen, nach welchen Gesetzen sie sich bewegt, damit man sich in dieser Welt orientieren kann.“ In ihrem Fall allerdings scheint diese „Methode, die Welt zu erkennen“, versagt zu haben, sonst hätte sie wissen müssen, dass diese Gesellschaftsordnung, in der sie als Ministerin für Volksbildung und Mitglied des Politbüros gelebt hat wie die Made im Speck, dem Untergang geweiht war. Hatte sie nicht allen DDR-Schülern eintrichtern lassen, dass sich die Geschichte „gesetzmäßig“ in Richtung Sozialismus entwickelt? Nach der Urgesellschaft kommt die antike Sklavenhaltergesellschaft, die vom mittelalterlichen Feudalismus abgelöst wird. Danach kommen Kapitalismus und Bürgertum, in dessen Schoß sich die „Arbeiterklasse“ entwickelt. Die aber macht eine Revolution und schafft die „klassenlose Gesellschaft“, was nicht mehr rückgängig zu machen ist, weil das „konterrevolutionär“ und „reaktionär“ wäre. Und dann fiel die Mauer in Berlin, und der „Kapitalismus“ kam zurück. Für überzeugte Kommunisten wie Margot Honecker läuft nun die Geschichte rückwärts. Und nun sitzt sie in ihrer chilenischen Wohnung und hadert mit dem Weltgeist!
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