„Wir gehen auf Ostern zu – da wünsche ich Ihnen jene Freude, die dieses Fest schon in der Vorbereitungszeit für uns bereithält“, so zu lesen in einem Dankesschreiben, das ich vor einigen Tagen von einem berühmten bayerischen Künstler erhalten habe. Gleich haben all die Glocken geläutet, die den Stimmungen vor den Feiertagen ihre ganz spezielle Note verleihen, auch wenn schon längst die Memos ihre Patina verändert haben. Gleichwohl, eine Osterkerze hat eine andere Form als die Kerze zur Weihnachtszeit. Und die Lieder klingen anders, die Aura eines vorösterlichen Spazierganges ist einfach anders als zur Winterszeit. Selbst wenn es donnert und hagelt. Einfach anders. Vom Aufbrechen, vom Neuanfang, von der Auferstehung nach dem Leid sprechen die Texte der Bibel. Und in der Natur rings herum spiegelt sich dies in den Knospen, die dieses Jahr früher als sonst aus der festen Umhüllung brechen. Und nimmt man ein altes Buch zur Hand, dann ist von hoppelnden Hasen und zuckersüßen Eiern die Rede, von summenden Bienen und Rezepturen mit Anleitungen zum Bemalen der Eier und wie man den Hannoveranischen Zuckerkuchen am besten selbst herstellt.
Die wahrhaft echte Belohnung nach 40 tägigem Fasten!
Beichten, Reue und Sühne, das feierliche Messopfer am Ostersonntag beim Morgengrauen. Es werde Licht! Und die Krönung solcher Entsagungen: die seelisch-geistig-leibliche Speisung danach. Und wo sonst so spektakulär? Unser christlich geprägtes Osterfrühstück, das symbolträchtig und verbindend ein Zeichen setzt für den kraftvollen Neuanfang nach überstandener Bewährungsprobe. Frage, die sicher auch Vegetariern und Veganern zwischen all den Dinkelflocken, laktosefreien Amaranthkörnernund Rosinenfladen aus tibetanischer Gerste gestellt werden dürfte: Und wo um Himmelswillen bleibt der geweihte Osterschinken mit Meerrettich? Dies kann ein echtes Problem sein; denn fleischlos hin oder her, wenn der Schinken die Lebensgrundlage für einen Menschen ist, dann heißt es darum kämpfen.
So die einfühlsame Geschichte von der 58 -jährigen Ladenbesitzerin Carmen in einem mitreissenden Film von Paco León, der in der Reihe von südamerikanischen und spanischen Filmen im Münchner Theatiner Kino die letzten Wochen sehr erfolgreich gelaufen ist… „Carmina o Revienta“ ist der Lieblingsfilm vom Verleiher Daniel O`Dochartaigh, der sich diesen auf einem Festival ausgesucht hat. Er liebt die Nähe zu dieser andalusischen Frau, die sich einfach nicht unterkriegen lässt. Nachdem all ihre 80 (!) Schinken einer Räuberbande zum Opfer fallen und die Versicherung nicht dafür aufkommt, ist sie selbst am Ende
„Aber wie sie es schafft, aus dem totalen Schlamassel rauszukommen, das ist ein wahnsinnig gutes Beispiel für jeden von uns“, sagt der engagierte Gründer von „Cineglobal“, spezialisiert auf spanische und südamerikanische Filme. Und so hat dieser Film eine Dimension und Tragweite, die den Zuschauer nachdenklich stimmt und gleichzeitig offensichtliche Wendemanöver initiiert. Eine neue Ära? Jedenfalls gehe ich ganz anders aus dem Kino in der Theatinerstrasse als ich hineingegangen bin. Auch wenn die Tage vor Ostern heute anderer Prägung sind als vor Jahrzehnten, es gibt menschliche Themen, die werden die Zeiten in jeglicher Form überdauern. Und nichts mag uns so überzeugen wie ein mutiger und siegreicher Überlebenskampf. So nimmt uns Carmen mit ihren Stoßgebeten an die Hand, und Ostern wird zum Fest der Freude; denn Carmen geht aus allem als Heldin des Alltags hervor.
Ein Film voller intuitiver Brillianz im Spiel, in den Dialogen und den atmosphärisch dichten Genrebildern zwischen großem Kino und lebendiger, zeitnah authentischer Dokumentation. Gottlob wird es diesen tiefsinnig ergreifenden Film auch über Ostern hinaus geben, alle weiteren Termine finden sich unter http://www.termine.cinespanol.de
Es wäre sicher nicht schlecht, wenn Pedro Almodovar selbst diesen Film seines Kollegen mal anschauen und kommentieren würde. Dann ginge er vielleicht ebenso fasziniert wie ich durch die Münchner Strassen und würde sich überlegen, was passiert, wenn es keinen Osterschinkenmehr gäbe, keine hoppelnden Hasen, keine Kirchenglocken. Allein die Vorstellung lässt einem erkalten und erschaudern. So greifen wir lieber gleich wieder zum nächsten Ticket für einen Film von Cineglobal oder am besten gleich als lebendige Osterüberraschung zu einem Schuber mit 4 spanischen und lateinamerikanischen DVDs mit deutschen Untertiteln, die man
unter http://www.dvds.cinespanol.de für € 33,-bis € 35,- bestellen kann.
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