Vier mit Nesthäkchen: „Cellissimo“!

Sagte Brahms zum Verleger Fritz Simrock: „Der Dvorák ist ein Hund!“ Simrock war begeistert von dessen Slawischem Tanz und wollte gleich mehr davon. Darauf Dvorák: „Mein Herr, das braucht Inspiration.“ So erkläre sich die lange Zeit, die zwischen op. 46 und op. 72 der Dvorák`schen Slawischen Tänze Nr. 8 und Nr. 2 verstrichen sei. Mit solchen G`schicht`n würzte Hendrik Blumenroth das diesjährige „Cellissimo“-Silvesterkonzert in der Münchner Allerheiligenhofkirche, das erste um 17, das zweite um 20 Uhr. Keins länger als eine Stunde und 15 Minuten. Schließlich sollten die Zuhörer auf ausgiebige Jahresschluss-Feierlichkeiten nicht verzichten müssen.
Blumenroth ging ebenso wie Angela Chang, Indrek Leivategija und das Nesthäkchen Laura Szabo aus dem „Stall“ von Cello-Professor Wen-Sinn Yang hervor. Die vier Super-Kniegeigenden holten sich für das schon traditionell im Zweijahresrhythmus stattfindende „Cellissimo“-Silvesterkonzert diesmal den Ex-Solocellisten der Bayerischen Staatsoper Peter Wöbke als fünfte Kraft hinzu. Was keineswegs wirkungslos war. Denn mit Wöbke bekam der etwas dünn mit Rossini („Barbier von Sevilla“) einsetzende Cello-Non-Stopp-Parcours – über Ravel, Johann Strauss, Wilhelm Fitzenhagen, Bizet und die Tango-Größen Julio de Caro und Astor Piazzola bis zur „Polonaise brillant“-Zugabe aus der Feder David Poppers an Kraft und Saft.
Dass die eher elegisch bis melancholisch gestylten Stücke – darunter das Puccini-ähnlich softe „Ave Maria“ des weithin unbekannten Wilhelm Fitzenhagen, vor 170 Jahren geboren und 1890 gestorben – am stärksten berührten, war abzusehen. Da passte sich Maurice Ravels „Pavane pour une infante défunte“ gut ein. Wozu Hendrik Blumenroth wieder ein Histörchen parat hatte, diesmal ganz persönlich eingefärbt: Als Klavierschüler kam er über den Anfang nie so recht hinaus, bis ihm die Bearbeitung für vier Celli in die Hände fiel. Da wollte er das von ihm unvollendet belassene Werk auf diese Weise hinter sich bringen – „einfach, weil es so ein schönes Stück ist“. Es gelang auch „einfach … schön“, nicht deshalb, weil es ohne Nesthäkchen geboten wurde. Das „Ja“, mit dem der musikhistorisch beschlagene Blumenroth fast jede Moderation begann, wird er sich bestimmt noch abgewöhnen.
Foto / Hans Gärtner

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.

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