Vertreibung, Morddrohungen und Folter – das sind einige der Herausforderungen, denen Christen in den Regionen Mexikos ausgesetzt sind, die von den Drogenkartellen des Landes beherrscht werden. Vom 1. Oktober 2023 bis zum 1. April verzeichnete Open Doors 57 Übergriffe auf Christen oder christliche Einrichtungen durch das organisierte Verbrechen. Die folgenden Beispiele illustrieren die Lage und zeigen, wie wichtig unser Gebet ist.
Sie warteten darauf, dass jemand herauskommt
„Während wir uns mit einem Bruder zum Gebet trafen, hörten wir draußen Motorräder, deren Motoren ungewöhnlich laut aufheulten“, berichtet Pastor Sergio* aus Jalisco von einem Vorfall bei sich zu Hause. „Ich überlegte, ob ich nachsehen sollte, was vor dem Haus geschah; aber ich hatte den Eindruck, dass Gott nicht wollte, dass ich in diesem Moment hinausgehe. Also achtete ich nicht weiter darauf und wir beteten weiter.“
Stunden später rief ihn seine Nachbarin von der anderen Straßenseite in großer Sorge an und berichtete, sie habe vor Kurzem zwei Männer gesehen, die ihre Waffen auf Sergios Haus gerichtet hatten und offenbar darauf warteten, dass jemand herauskommt. Nachdem sie jedoch eine Zeit lang vergeblich gewartet hatten, gingen sie weg.
Die Gewalt hat das ganze Land erfasst. Von Norden bis Süden sind die Nachrichten voll von Berichten über Entführungen, Schießereien, provisorische Gräber und zahllose tätliche Angriffe. Viele Mexikaner, die in den von den Kartellen kontrollierten Regionen leben, haben sich notgedrungen auf einen derart gefährlichen Alltag eingestellt. Christen, die ihren Glauben offen ausleben und bekennen möchten, stehen jedoch vor besonders großen Herausforderungen.
Herausforderung: Das Evangelium weitergeben und trotzdem überleben
Die Pastoren und Missionare bemühen sich besonders um Kinder und alleinerziehende Mütter. Das bedeutet ein zusätzliches Risiko. Die Kartelle betrachten Kinder als potenzielle Kunden und künftige Rekruten, die die Reihen des organisierten Verbrechens auffüllen.
Pastor Marcos Lara* berichtete unseren lokalen Partnern, dass er Anfang dieses Jahres wiederholt Luxus-Vans mit getönten Scheiben beim Umrunden seiner Kirche beobachtet habe. Derartige Autos werden häufig von den Kartellen verwendet. Das geschah, während er einige Kinder im Glauben an Jesus unterrichtete. „Wir werden beobachtet, weil die Kinder, denen wir dienen, als mögliche menschliche Ressource für die Kartelle betrachtet werden. Darum könnten sie diese Treffen als Bedrohung für ihre Interessen ansehen“, erklärt Marcos.
Immer wieder sehen sich Christen durch das Ausmaß der Gewalt dazu gezwungen, ihre Häuser und Arbeitsstellen zum Schutz des eigenen Lebens aufzugeben. So war es auch bei Juan* und Rebeca*, die über 15 Jahre in einem vom Drogenhandel geprägten Gebiet lebten und den Menschen dienten. Sie sahen sich dazu berufen, das Evangelium Menschen zu bringen, die mit Drogen zu tun haben: Drogenabhängige, Dealer, Auftragskiller.
Im Februar wurde einer der von ihnen betreuten Jugendlichen gefoltert und dazu gezwungen, die Identität seines Pastors und geistlichen Leiters preiszugeben. Danach wurde Juan unter Druck gesetzt und mit dem Tod bedroht. Schließlich verließen Rebeca und er zusammen mit mehr als 150 Personen das Gebiet aufgrund der wachsenden Gefahr. Die Hälfte dieser Menschen hat erst vor Kurzem zum christlichen Glauben gefunden.
Pastor Marcos beschreibt die Herausforderung vieler Pastoren und Missionare so: „Wir müssen uns Strategien überlegen, die es uns ermöglichen, den Missionsauftrag zu erfüllen und gleichzeitig auf unsere Sicherheit und die unserer Familien zu achten.“
*Name geändert
Quelle: Open Doors