Das Goethe-Institut verleiht am 28. August 2009 in Weimar zum 55. Mal die Goethe-Medaille. Erstmals wird in diesem Jahr die Ehrung von Persönlichkeiten, die sich um den internationalen Kulturaustausch verdient gemacht haben, am Geburtstag des Namenspatrons und nicht an dessen Todestag überreicht. Der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann übergibt den offiziellen Orden der Bundesrepublik Deutschland im Weimarer Residenzschloss an den norwegischen Übersetzer Sverre Dahl, den schwedischen Schriftsteller und Philosoph Lars Gustafsson und den rumänischen Theaterkritiker und Übersetzer Victor Marian Scoradet. Ein Programm in Kooperation mit „pèlerinages“ Kunstfest Weimar bildet 2009 den kulturellen Rahmen des Festaktes.
Mit der Goethe-Medaille ehrt das Goethe-Institut den norwegischen Übersetzer Sverre Dahl für sein Lebenswerk: Dahl befasst sich seit über zwanzig Jahren in bislang 120 Übersetzungen mit deutschsprachigen Werken. Dahl übersetzte deutsche Klassiker wie Goethe, Novalis und Hölderlin, aber auch moderne Klassiker wie Franz Kafka, Hermann Broch, Robert Walser und Ingeborg Bachmann und Gegenwartsautoren wie Ingo Schulze, Daniel Kehlmann und Lukas Bärfuss sowie philosophische Texte von Max Weber, Norbert Elias und Rüdiger Safranski.
Für sein umfangreiches literarisches Werk erhält der schwedische Schriftsteller und Philosoph Lars Gustafsson die Goethe-Medaille. Seine zahlreichen Aufenthalte in Deutschland spiegeln sich immer wieder in seinen Werken, deutlich zum Beispiel in der Romanpentalogie „Risse in der Mauer“. Darin schickt Gustafsson den Leser auf eine Zeitreise durch die 60er und 70er Jahre Schwedens, die präzise und kritisch den Wandel im gesellschaftlichen Wertesystem verfolgt. Teile dieser Zeitreise entstanden Anfang der 70er während eines DAAD-Stipendiums in West-Berlin, wo er enge Kontakte zu den Autoren Hans Magnus Enzensberger, Max Frisch, Uwe Johnson und Günter Grass knüpfte. „Frau Sorgedahls schöne weiße Arme“, sein aktueller Roman, ist im März 2009 im Carl Hanser Verlag erschienen.
Ebenfalls mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet wird der rumänische Übersetzer Victor Marian Scoradet. Er erhält die Auszeichnung für seine herausragenden Übersetzungen neuer deutscher Theaterstücke, für deren Inszenierung er sich in Rumänien einsetzt. Scoradet übersetzt seit acht Jahren jährlich im Auftrag des Goethe-Instituts Bukarest drei neue deutsche Theaterstücke ins Rumänische und leistet so einen Beitrag dazu, dass deutsches Theater das am häufigsten gespielte ausländische Repertoire in Rumänien ist.
Die Festrede anlässlich der Verleihung der drei Goethe-Medaillen hält die österreichische Kulturjournalistin Sigrid Löffler. Die Laudationes auf die Preisträger halten der Übersetzer und Professor für Germanistik Per Øhrgaard, Wissenschaftlicher Leiter des Medienarchivs Günter Grass Stiftung (Sverre Dahl), der Literaturkritiker Heinrich Detering, Professor am Seminar für Deutsche Philologie und Direktor des Zentrums für komparatistische Studien der Universität Göttingen (Lars Gustafsson), und die mehrfach ausgezeichnete Dramatikerin und Bühnenautorin Dea Loher (Victor Marian Scoradet).
Gemeinsam mit „pèlerinages“ Kunstfest Weimar veranstaltet das Goethe-Institut 2009 erstmals ein kulturelles Rahmenprogramm zur Verleihung der Goethe-Medaille. Am Abend des Festakts findet in der Weimarhalle ein Konzert des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin unter der Leitung von Ingo Metzmacher statt. In einer Matinee in der Orangerie Schloss Belvedere diskutieren am Samstag, den 29. August, die drei Preisträger über das Umbruchjahr 1989. Die Journalistin Franziska Augstein moderiert das Gespräch, das die ganz persönlichen Erfahrungen der Preisträger nach dem Fall der Mauer in den Mittelpunkt stellt.
Programm:
Freitag, 28. August
11 Uhr: Festakt zur Verleihung der Goethe-Medaille im Residenzschloss Weimar
20 Uhr: Konzert des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin unter der Leitung von Ingo Metzmacher in der Weimarhalle
Samstag, 29. August
11 Uhr: Matinee mit den drei Preisträgern der Goethe-Medaille und der Journalistin Franziska Augstein in der Orangerie Schloss Belvedere
Thema: „Europa 1989“
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