Verbändebündnis warnt vor Folgen des dramatischen Einbruchs im Wohnungsbau

Initiative „Impulse für den Wohnungsbau in Bayern“

Bildquelle: Robert Tanania

Ein Verbändebündnis warnt vor den Folgen des dramatischen Einbruchs im Wohnungsbau und drängt auf konkrete politische Maßnahmen. Das neueste Positionspapier der Initiative „Impulse für den Wohnungsbau in Bayern“ stellt den dramatischen Einbruch bei Auftragseingängen und Wohnbaugenehmigungen dem nach wie vor ungebrochenen Bedarf, insbesondere an kostengünstigem Wohnraum, gegenüber. Dabei ist gerade Bayern als ein wirtschaftsstarkes und von Bevölkerungszuwachs geprägtes Bundesland auf ein ausreichendes Angebot an bezahlbaren Wohnungen vor allem in den Ballungsgebieten angewiesen. Doch die Realität sieht ganz anderes aus: von den ca. 70.000 neuen Wohnungen, davon 20.000 im geförderten Bereich, welche jedes Jahr gebaut werden müssten, ist man auch in Bayern weiter entfernt als denn je.

Krisengespräch

In einem Krisengespräch wiesen die an der Initiative beteiligten Verbände den bayerischen Bauminister Bernreiter auf die dramatische Situation hin, weil Wohnen die soziale Frage unserer Zeit ist. „Denn ohne ein adäquates Angebot an Wohnraum wird es immer schwerer, dringend notwendige Arbeits- und Fachkräfte für den Wirtschaftsstandort Bayern zu gewinnen. Auch für die Bevölkerung insgesamt ist vorhandener und bezahlbarer Wohnraum von sozialer Bedeutung“, so Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw e.V.

Sieben Maßnahmenpakete

Die sieben Maßnahmenpakete, die das Aktionsbündnis vorschlägt, gründen auf finanziellen Förderungen auf der einen Seite und bautechnischen und bürokratischen Vereinfachungen auf der anderen Seite. Das Aktionsbündnis begrüßt dabei ausdrücklich die bereits durch die bayerische Staatsregierung in die Wege geleiteten Fördermaßnahmen, seien es direkte Zuschüsse oder günstige Darlehen für den Mietwohnungsbau als auch das selbstgenutzte Wohneigentum. Doch alle diese Maßnahmen reichen nicht aus. „Derzeit können unsere Mitgliedsunternehmen so gut wie gar nichts mehr an den Mann oder die Frau bringen“, so Andreas Eisele, Präsident des BFW Landesverbands Bayern, dessen Verband die Interessen der freien Immobilienwirtschaft in Bayern vertritt. Diese Krisenstimmung erstreckt sich durch die gesamte Wertschöpfungskette am Bau, beginnend von den Planern über die Baustoffproduzenten, die Bauunternehmen bis hin zu den Vermarktern. „Kurzarbeit ist in der Ziegelindustrie bereits Realität, die Schließung von Werken droht“, so Yves Knoll, Geschäftsführer des Bayerischen Ziegelindustrieverbandes. Der mit dem Nachfragerückgang sich abzeichnende Kapazitätsabbau in der Bauwirtschaft könne zu einem Verlust an Fachkräften führen, der die demografische Entwicklung nochmals verschärfe, so Andreas Demharter, Hauptgeschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen. „Wenn die Mitarbeiter einmal weg sind, dann ist es unheimlich schwierig, diese gut ausgebildeten Leute wieder zurückzuholen, wenn es wieder besser läuft“, befürchtet Demharter. Auch der Deutsche Mieterbund, Landesverband Bayern, gehört zu den Unterzeichnern des Positionspapiers, denn „fehlende Bautätigkeit führt zu noch höheren Mieten und das in einer Zeit, in der viele Mieter bereits jetzt finanziell überlastet sind“, so die Geschäftsführerin Monika Schmid-Balzert.

Kostentreibende Vorschriften

Kostentreibende Vorschriften adressiert auch Professor Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurkammer-Bau: „Das Baurecht und die Normen sind an vielen Stellen sehr kompliziert und kostentreibend. Helfen würde eine Experimentierklausel, die es in gewissen Fällen ermöglicht, abweichend von Normen und Standards zu bauen – natürlich, ohne bei den Schutzzielen Abstriche zu machen. Der Gebäudetyp E wäre ein Schritt in die richtige Richtung – einfach und experimentell bauen“.

Die sieben Forderungen des Aktionsbündnisses

  1. Langfristige und transparente Förderinstrumente für den Wohnungsneubau.
  2. Deutlich höhere Mittelauslastung für den geförderten Mietwohnungsbau durch den Bund.
  3. Dynamisierte Förderhöhen für Schwellenhaushalte, abhängig von den regionalen Gegebenheiten.
  4. Mehr Anstrengung bei energetischen Sanierungsmaßnahmen.
  5. Mobilisierung von Bauland und Umwidmung von Bestandsgebäuden im öffentlichen Bestand.
  6. Baurecht vereinfachen und Bürokratie abbauen.
  7. Fachkräftemangel auffangen – auch durch mehr Automatisierung.

Über die Aktionsgemeinschaft „Impulse für den Wohnungsbau“

Bereits seit mehr als zehn Jahren adressiert ein Bündnis aus Verbänden der Bau- und Immobilienwirtschaft, Ingenieurkammer, Mieterbund und Gewerkschaft in der gemeinsamen Aktionsgemeinschaft „Impulse für den Wohnungsbau“ Defizite und Fehlentwicklungen gegenüber den politischen Verantwortlichen auf Landes- und Bundesebene. Damit spiegelt die Initiative die Aktivitäten des gleichnamigen Bündnisses auf Bundesebene, das u.a. den alljährlichen Wohnungsbau-Tag in Berlin verantwortet, in die Region. Auch wenn der Politik die dramatische Lage im Wohnungsbau parteiübergreifend bewusst ist, so werden die Mandatsträger vor den anstehenden Landtagswahlen durch das vorliegende Positionspapier abgehalten, noch mehr Initiative zu zeigen und vor allem den Druck auf den Bund und den Bundesrat zu erhöhen.

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Über Robert Tanania 21 Artikel
Robert Tanania, M.A., wurde im Jahr 1977 geboren. Studium an den Universitäten in München, Bonn und Augsburg. Er schreibt seit 2011 für verschiedene Online-Medien. Darunter sind www.weissblau.de, www.firmenpresse.de, www.muenchenfenster.de und https://monaco-de-luxe.de u.a. Seine Magisterarbeit wurde im Jahr 2009 vom Grin Verlag in München veröffentlicht.