Durch die auf europäischer Ebene verabschiedete Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) werden die nichtfinanziellen Berichtspflichten für Unternehmen deutlich ausgeweitet. Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. kritisierte auf ihrer Veranstaltung „Politischer Dialog Brüssel – Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung“ die Ausgestaltung der Richtline. „Es steht außer Frage, dass die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit gelingen muss. Mit diesen Neuerungen schießt die EU aber über das Ziel hinaus“, so vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt und ergänzt: „Insbesondere für mittelständische Unternehmen entstehen so Belastungen, die gerade in der Krise nicht zu schultern sind. Von der derzeit bestehenden CSR-Berichtspflicht sind in Deutschland etwa 500 Firmen betroffen. In Zukunft könnten es etwa 15.000 Unternehmen sein. Die Richtlinie trifft damit gerade auch den Mittelstand massiv. Wir sagen klar: Statt ‚viel hilft viel‘ brauchen wir Maß und Mitte.“
Hinzu kommt, dass die Richtline die Erarbeitung eines europäischen Nachhaltigkeitsberichterstattungsstandards vorsieht, obwohl bereits verschiedene international etablierte Standards vorliegen. „Unternehmen orientieren sich schon heute an international anerkannten Berichterstattungsstandards. Wir sehen daher keinen Mehrwert bei viel Mehraufwand in einem eigenen europäischen Standard. Vielmehr befürchten wir eine Doppelbelastung der Unternehmen. Wir fordern daher Qualität statt Quantität“, so Brossardt.
Die vbw sieht auch die inhaltlichen Anforderungen, die in den Entwürfen für den Berichterstattungsstandard skizziert werden, als überzogen an. Brossardt erklärt: „Die Anforderungen an die Berichterstattung würden über die in der Richtlinie festgehaltenen Maßnahmen hinausgehen. So müssten Unternehmen über jegliche Nachhaltigkeitsbelange berichten, losgelöst davon, ob sie das Unternehmen mit seiner Tätigkeit überhaupt betreffen. Das Prinzip der Wesentlichkeit bei internationalen Berichterstattungsstands ist damit klar überstrapaziert. Es droht ein ‚information overload‘. Wir appellieren daher an die EU-Kommission, entsprechende Anpassungen bei den Vorschlägen für den europäischen Nachhaltigkeitsberichterstattungsstandard einzuleiten. Der politische Fokus muss auf einer zielgerichteten Unterstützung für Betriebe liegen, um deren Fortbestand auch in der gegenwärtigen Energiekrise zu sichern“, stellte Brossardt abschließend klar.