Bei der Bundestagswahl Ende September 2021 errang die SPD Platz eins, knapp zwei Punkte vor der Union und fast elf Punkte vor den Grünen. Acht Monate später ergibt sich ein völlig anderes Bild. Inzwischen liegt die Kanzlerpartei ein bis zwei Punkte hinter den Grünen und sieben Punkte hinter CDU/CSU. Aber auch die FDP verzeichnet massive Einbußen, verliert fast ein Drittel ihrer Anhänger.
Die Grünen und die Union legen zu, alle anderen verlieren, die SPD und die FDP deutlich
Auf 25,7 Prozent kam die SPD bei der Bundestagswahl am 26.09.2021 und lag damit 1,6 Punkte vor der Union und 10,9 Punkte vor den Grünen auf Platz eins. Seither hat sich das Bild aber doch deutlich geändert. Schon bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein vor vier Wochen und bei der NRW-Wahl vor drei Wochen war ein deutlicher Trend zu erkennen. In Schleswig-Holstein schoss die CDU auf über 43 Prozent nach oben (+11,4) und Die Grünen stiegen auf über 18 Prozent stiegen (+5,4). In Nordrhein-Westfalen stieg die CDU auf fast 36 Prozent stieg (+2,8) und Die Grünen schossen auf über 18 Prozent nach oben (+11,8).
Die SPD stürzte dagegen in Schleswig-Holstein regelrecht ein, fiel von 27,3 auf 15,97 Prozent (-11,3). Damit erreichte sie in SH ein einmaliges historisches Tief. Gegenüber der Landtagswahl 2017 verlor sie mehr als vier von zehn ihrer Wähler. In NRW war die SPD bereits 2017 auf einen damals neuen historischen Tiefpunkt von 31,2 Prozent gefallen, den sie vor drei Wochen nochmals um fast fünf Punkte unterschritt und nun sogar auf 26,7 Prozent fiel.
Noch dramatischer waren die Verluste der FDP. In SH stürzte die Freien Demokraten von 11,5 auf 6,4 Prozent (-5,1). Sie verloren vier von neun Wählern. In NRW sollte es sogar noch schlimmer kommen. Dort brach sie von 12,6 auf 5,9 Prozent (-6,7) vollkommen ein. Sie verlor von neun Wähler fast fünf, auf Grund der niedrigen Wahlbeteiligung in absoluten Zahlen 607 von 1.000 ihrer Wähler.
Auch die AfD verlor in beiden Landtagswahlen, flog in Schleswig-Holstein mit 4,4 Prozent (-1,5) sogar erstmals aus einem Landtag heraus und fiel in NRW noch deutlicher von 7,4 auf 5,4 Prozent (-2). Ganz massive Verluste sahen wir auch bei der SED-Nachfolgepartei „Die Linke“, die zunehmend in der politischen Bedeutungslosigkeit verschwindet. In Schleswig-Holstein stürzte sie von 3,8 auf 1,7 Prozent (-2,1), in NRW von 4,9 auf 2,1 Prozent (-2,8).
Genau dieser Trend ist seit vielen Wochen auch bundesweit klar zu erkennen: Die Union und Die Grünen legen massiv zu, SPD und FDP verzeichnen enorme Verluste und auch AfD und „Die Linke“ (SED) verlieren immer mehr Anhänger.
So würde Deutschland heute wählen
Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Aktuell liegen neun Umfragen von acht verschiedenen großen Meinungsforschungsinstituten vor, die diese Kriterien erfüllen. INSA veröffentlicht inzwischen jede Woche zwei verschiedene Erhebungen, einmal eine reine Online-Befragung von ca 2.000 bis 2.200 Personen und einmal eine Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von ca. 1.200 bis 1.500 Personen. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser neun einbezogenen Befragungen (immer nur die aktuellste) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller neun Werte.
- CDU/CSU: 26 – 30 % ==> 27,7 %
- GRÜNE: 20 – 25,5 % ==> 22,1 %
- SPD: 18 – 22 % ==> 20,6 %
- AfD: 7 – 11 % ==> 9,3 %
- FDP: 7 – 9 % ==> 7,9 %
- LINKE: 3,5 – 5,2 % ==> 4,1 %
- Sonstige: 7 – 9 % ==> 8,3 %
Gewinne und Verluste seit der Bundestagswahl
Erläuterung
Diese Werte sind so zu verstehen, dass es für jede Partei bzw. für jede Bundestagsfraktion ein Fenster gibt, innerhalb dessen sie derzeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit läge. Die aufgeführten Zahlen stellen die Mitte dieses Fensters dar. Kleine Abweichungen von dieser Fenster-Mitte von ein bis zwei Prozent sind also jeweils in beide Richtungen möglich, bei größeren Parteien auch drei Prozent oder etwas mehr, wobei die Wahrscheinlichkeit, je weiter man sich von der Mitte des Fensters weg bewegt, immer mehr abnimmt und zwar drastisch. Abweichungen von deutlich über fünf oder gar zehn Prozent sind daher nahezu ausgeschlossen. Dies läge weit außerhalb des Fensters.
Dabei sind diese Angaben selbstverständlich keine Zukunftsprognosen, wie die Wähler in einigen Monaten oder Jahren votieren werden, sondern wie sie heute votieren würden (empirische Erfassung der Gegenwart).
Die Erhebungen dieser Institute wurden von Wahl-O-Matrix ausgewertet
Die acht Umfragen, welche ausgewertet wurden, waren (Kriterium 1: bezogen auf den mittleren Tag der Befragung nicht älter als drei Wochen, Kriterium 2: von jedem Institut immer nur die jeweils aktuellste, sofern nicht verschiedene Erhebungsmethoden vorlagen, ansonsten von jeder Erhebungsmethode die jeweils aktuellste):
- Forschungsgruppe Wahlen (ZDF-Politbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 18.05.2022, telefonische Befragung von 1.162 zufällig ausgewählten Personen,
- Forsa (RTL/ntv-Trendbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 27.05.2022, telefonische Befragung von 2.004 zufällig ausgewählten Personen,
- GMS, mittlerer Tag der Befragung: 27./28.05.2022, telefonische Befragung von 1.005 zufällig ausgewählten Personen,
- Kantar/Emnid (FOCUS), mittlerer Tag der Befragung: 27./28.05.2022, telefonische Befragung von 1.428 zufällig ausgewählten Personen,
- INSA (BILD), mittlerer Tag der Befragung: 28./29.05.2022, internetbasierte Befragung von 2.056 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
- Wahlkreisprognose, mittlerer Tag der Befragung: 31.05.2022, Befragung von 1.500 Personen via Online Panel,
- Infratest dimap (ARD-DeutschlandTrend), mittlerer Tag der Befragung: 31.05.2022, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.337 Personen
- INSA (BILD am Sonntag), mittlerer Tag der Befragung: 01.06.2022, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.501 Personen,
- Civey vom 05.06.2022 (am frühen Morgen), mittlerer Tag der Befragung: 01./02.06.2022, Stichprobengröße: 10.011, stellvertretend für die Grundgesamtheit (volljährige Bundesbürger) in der Stichprobe zur Berechnung des repräsentativen Ergebnisses berücksichtigt wurden.
Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), das mit seiner Prognose bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, wie auch schon bei der NRW-Wahl, mit 0,76 Prozent mittlerer Abweichung erneut näher am Ergebnis lag als sämtliche Umfrageinstitute (in Rheinland-Pfalz am drittnächsten, bei der EU-Wahl ebenfalls am drittnächsten und bei der Bundestagswahl 2017 am zweitnächsten und bei der Bundestagswahl 2021 zusammen mit Allensbach am nächsten von allen) hat damit eine breite Datenbasis von insgesamt 22.004 Befragten.
Quelle: Jürgen Fritz