Wie Diana Krall als Jazz Pianistin und Sängerin weltweit die Menschen fasziniert, lässt sich im Regensburger Umfeld von Gloria Fürstin von Thurn und Taxis als besonderer Cocktail mit einem Schuß
Benediktiner Kräuterlikör erleben. Und das Lebensgefühl einer New Yorker Bar mit deren rauchigen Aromen verflüchtigt sich inmitten bayerischer Schlossmauern zu einem Hausgetränk voller naturnaher Ingredienzen. „Deep under the ocean- Tief unter dem Ozean“ verbreitet in der Nähe des berühmten Donaustrudels unter der Steinernen Brücke sicher eine andere Wirkung als wenn man diesen wiederkehrenden Refrain auf einer Kreuzfahrt erlebt. Und so bleibt die Wirkung all dieser Lieder, innig und emotional berührend vorgetragen und inszeniert, als Mahnwache an den heiligen Wänden kleben. Alle Fenster des Schlosses sind geschlossen. Kein Licht – mit Ausnahme der Beleuchtung der Bühne – soll die Konzentration nehmen von Diana und ihren Weltklasse-Jazzmusikern Saxophonist Joe Lovano, Bassist Robert Hurst und Drummer Karriem Riggins, die hingebungsvoll die Love Songs, last not least in memoriam Frank Sinatras, interpretieren. Und so lässt sich das einzige Deutschland-Konzert der weltweit berühmten Jazz Pianistin mit dem unverwechselbaren Timbre ihrer Stimme für die eingeweihten Fans als Exzellenz – Programm hautnah und intensiv genießen. Die Liebe wird in allen Variationen beschworen; und die Sehnsucht nach „under the skin“ mit dem melancholischen Unterton bleibt in allen anderen Melodien omnispräsent. Kein zugiger Lufthauch trübt das Gefühl, dabei zu sein. Ein Sommerabend wie gemalt von Wilhelm Kaulbach oder Anselm Feuerbach, ohne Platzregen, ohne Gewitter, mit einigen hundert gut gelaunten Gästen, die den harten Sitzplatz vergessen lassen, wenn man den Blick über das Publikum, zum Teil in eleganter Abendgarderobe, zum Teil in Jeans mit witzigen Oberteilen, wirft. Fast ausverkauft. Die Schlossfestspiele haben ihr Stamm-Publikum – nicht ohne Grund. Nach arbeitsreichen Aktiv-Wochen vor dem PC, bei Dienstbesprechungen rund um die Uhr und Reisen für die anstehenden digitalen Transformationen rund um den Globus, darf man sich vor dem Sommerurlaub noch einen festlichen Abend mit Gleichgesinnten gönnen. An den schicken BMWs – Sponsor des Abends – vorbeiziehend, kommt genußvolle Lebensfreude auf. Man kennt und schätzt sich, auch wenn nur einige wenige an der Tafel der Fürstin Platz nehmen durften. Exquisit und originell wäre es gewesen, wenn Weltstar Diana Krall einen ihrer Songs dem legendären Regensburger Bruckmandl und seinem Wettkampf mit dem Dombaumeister gewidmet hätte. Da wären die Regensburger sicher von den Sitzen gesprungen und hätten die weltberühmte Sängerin in ihr Herz geschlossen. So blieb letztendlich jeder in seiner eigenen Welt. Ohne Ansteckungsgefahr. Der Beifall für Diana Krall mit einer Zugabe war von bayerischer Herzlichkeit. Ein frenetischer Applaus sieht anders aus. Und solch ein Echo hätte nicht nur Nat King Cole wiederbeleben können. Ein Hausgetränk- Mix ohne Sprizz hat eben eine eher wohltuende Wirkung, wie es die Benediktiner an diesem ehrwürdigen Ort des Geschehens mit ihrem Leitspruch „Ora et labora“ jahrhundertelang praktiziert hatten. Selbst moderne Klangwolken und Hightech – Gerüste können im Wandel der Zeiten dem Heiligen Emmeram nicht die Stirn bieten. Fazit: Für den Grammy Wettbewerb ließe sich sicher eine bessere Location finden. Aber, Spaß beiseite, dieser Abend ist denkwürdig, zeigt er doch, welche Wogen die Stadt des Immerwährenden Reichstags noch in Bewegung setzen kann. Keine Episteme, aber geselliges Beisammensein unter dem Patronat einer Fürstin, fast wie in früheren Zeiten.