In der Sonntagsfrage, die wir wöchentlich erheben, erfahren wir jeweils die aktuelle Zustimmung zu den einzelnen Parteien. So ist sich aktuell nicht einmal jeder Zweite (48 Prozent) seiner Wahlabsicht sehr sicher und zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) können sich grundsätzlich vorstellen, für eine andere Partei zu stimmen. Es ist verständlich, dass Politiker gerne darauf schauen, welche Wähler noch zusätzlich gewonnen werden können. Dabei gerät jedoch in Vergessenheit, dass auch die Wähler, die sich ihrer Wahlabsicht nicht sehr sicher sind, schnell weg sein können, zumal sie meist schon eine andere Wahloption im Kopf haben. Gerade die kleineren Parteien – aktuell FDP und Linke – kämpfen dann um die parlamentarische Existenz.
Aber auch die „größeren“ Parteien haben allen Grund zur Demut: Keine der im Bundestag vertretenen Parteien hat mehr als 20 Prozent an sicheren Wählern. Und hier rechnen wir ausschließlich mit den Befragten, die eine Wahlabsicht nennen. Im Blick auf alle Wahlberechtigten sieht das Bild noch bitterer aus. Bezogen auf alle Wahlberechtigten ist die SPD bei der letzten Bundestagswahl bei rund 20 Prozent gelandet, die Union bei 18 Prozent, Bündnis 90/Die Grünen bei elf Prozent, die FDP bei neun Prozent, die AfD bei acht und die Linke bei lediglich vier Prozent. Die Parteien sind ein Stück weit Scheinriesen. Sie sind gut beraten, sich ihrer Wähler nicht zu sicher zu sein und nicht nur die potentiell zusätzlichen Wähler im Blick zu behalten, sondern auch die „Bestandswähler“. Es gab Wahlen bei denen es den beiden großen Volksparteien noch gelang, über 40 Prozent der Wahlberechtigten (!) für sich zu gewinnen. Derzeit erscheint das für alle Parteien unmöglich.