Was war das für ein Jahr! Vor zwölf Monaten hätte niemand gewagt vorauszusagen, welche Ereignisse dieses Jahr 2022 bestimmen sollten. Mitten in der schwierigen Diskussion um eine Impfpflicht gegen das Coronavirus begann der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, und seitdem ist fast alles anders. Auch in einigen Jahren noch werden wir die Ereignisse einteilen in die Zeit vor dem Krieg und die Zeit seitdem. Es bleibt zu hoffen, dass es bald eine Zeit nach dem Krieg gibt, aber niemand weiß, wann sie beginnt.
Bis dahin werden wir mit dem Krieg und seinen Folgen noch viel zu tun haben.
In unserem Land steht die Energieversorgung im Mittelpunkt, und vor allem viele mittelständische Unternehmen kämpfen um ihre Existenz. Viele von ihnen haben schon aufgegeben, die Zahl der Handwerksbetriebe, unter ihnen vor allem die Zahl der Bäckereien, wird stark zurückgehen. Aber nicht die Statistik allein sollte uns beschäftigen, es sind vielmehr die menschlichen Schicksale, die uns berühren. Viele Familien stehen in diesen Tagen und Wochen vor schweren Entscheidungen, manche von ihnen mit Tränen in den Augen. Darunter zahlreiche Familienbetriebe, die in zweiter, dritter und vierter Generation – wenn nicht noch länger – bestanden haben.
In der Ukraine stehen Hunderttausende vor dem Nichts, sie wissen nicht, wie sie ihre Kinder und Familien über den Winter bringen können. Täglich sterben Menschen, im Raketen- und Drohnenangriff der russischen Streitkräfte, aber auch in der Kälte, an einem Mangel an Lebensmitteln und in zerschossenen Krankenhäusern.
Können wir mit diesen Bildern vor Augen Weihnachten feiern? Ich gebe zu, mir fällt dies schwerer als je zuvor. Aber der Glanz in den Augen der Kinder, die erwartungsfrohe Hoffnung auf das Weihnachtsfest bei denen, die die Welt da draußen noch gar nicht verstehen, sollten uns klar machen: Ja, es gibt Hoffnung. Hoffnung auf Frieden ist die Botschaft des Weihnachtsfestes seit über 2000 Jahren, und es gab nicht Jahre, sondern Jahrzehnte und sogar ganze Jahrhunderte, in denen die Menschen nicht wussten, ob es je wieder Frieden geben könnte. Aber diese Hoffnung ist immer wieder auch in Erfüllung gegangen, das Gebet für den Frieden ist immer wieder erhört worden.
So wünsche ich auch Ihnen und Ihren Familien, dass Sie in diesen Tagen des Weihnachtsfestes 2022 die Hoffnung nicht aufgeben. Die Hoffnung, dass es wieder bessere Zeiten nach größeren Belastungen in den Familien und schweren Entscheidungen in den Unternehmen geben möge, aber auch die Hoffnung, dass die Menschen in der Ukraine in ihrem mutigen Eintreten für Frieden und Freiheit Erfolg haben werden. Diesen Erfolg mögen sie auch für uns und unsere Freiheit erzielen, und deshalb müssen wir ihnen auch in den nächsten Wochen und Monaten in vielfältiger Weise helfen. Unsere Hilfe, sei es in der Ukraine selbst oder für die geflüchteten Menschen bei uns, ist das wichtigste Zeichen der Nächstenliebe und der christlichen Hoffnung, das wir in diesen Tagen geben können.
Quelle: MerzMail