Tötung von Rehen auf dem Zentralfriedhof in Fulda

Die Herzen der Rehe schlagen mit dem Herzen der Erde

Bild von -Rita-👩‍🍳 und 📷 mit ❤ auf Pixabay

Der Verein Rüsselheim e.V., die größte Nutztierrettungsorganisation in Deutschland, hat aufgrund der geplanten und bereits durchgeführten Tötung von Rehen auf dem Zentralfriedhof Strafanzeige gegen die Verantwortlichen gestellt.

Mit geradezu grotesker Argumentation rechtfertigen die Stadt Fulda und die hessische Tierschutzbeauftragte den Beschluss, die Rehe auf dem Fuldaer Zentralfriedhof ums Leben zu bringen, weil diese sich angeblich an einigen Grabbepflanzungen gelabt hatten.

Seit einigen Jahren leben auf dem Zentralfriedhof in Fulda fünf Rehe, die sich den Zorn unguter Zeitgenossen zugezogen haben, weil sie – angeblich – Blumenschmuck auf den Gräbern verzehrt haben. Offenkundig ist dies ein Sakrileg in den Augen von Menschen, die sich über Hunger und mangelnde Vielfalt im Lebensmittelangebot seit vielen Jahrzehnten nicht mehr beschweren brauchen. Statt also mit wenig schmackhafte Blumen die Gräber zu schmücken wird nach gewaltsamer Lösung gerufen. Angeblich durchgeführte Umsiedelungsversuche seien gescheitert, deshalb hat die Stadt Fulda nunmehr beschlossen, die friedlichen Tiere ums Leben zu bringen. Zwei Rehe wurden bereits erschossen.

Die dort beerdigten Tierfreunde würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüssten, wie ihr Ort der letzten Ruhe zu einem Kriegsschauplatz gegen friedliche Tiere verwandelt wird. Die faulen Ausreden und zusammengebastelten Behauptungen, mit denen der erkennbare Vernichtungswille rationalisiert wird, kann in keinem Falle rechtfertigen, die wenigen Rehe, die sich den Friedhof als Lebensraum ausgewählt haben, zu erschießen. Die behauptete Degeneration der Tiere durch Inzucht, die als Grund vorgeschoben wird, die Tiere nicht in die freie Wildbahn umsiedeln zu können, kann getrost bestritten werden. Auf dem Friedhof versorgen sich die Tiere offenkundig selbstständig und viel mehr fordert die „freie Wildbahn“ auch nicht ab. Dass es in den Hessischen Wäldern an Rehen „nicht mangelt“ ist ebenfalls kein Grund gegen eine Umsiedelung und vermischt in manipulativer Weise die Intention von Artenschutz mit dem Auftrag des Tierschutzes.

Der Tierrechtsverein Rüsselheim e.V., der in der Umgebung von Fulda ein Dutzend Lebenshöfe unterhält, schließt sich den Forderungen der protestierenden Tierschützer an, die Tötung der Rehe unverzüglich zu beenden. Wir haben begründeten Zweifel daran, dass eine unblutige Lösung überhaupt ernsthaft versucht wurde und gehen deshalb auch davon aus, dass die Tötung der Tierer rechtswidrig ist. Viel mehr erweckt das Vorgehen den Eindruck, die Sachlage für diejenigen passend zu machen, die ihre Tötungsgelüste auch auf dem Friedhof abreagieren wollen.

Besonders unangenehm fällt auch auf, wie hier subtil der nachlassende Protest empörter Bürger zum Argument für die Vernichtung der Rehe ins Feld geführt wird. Sehr viele Bürger haben sich entsetzt über den Pan geäußert, die Rehe zu erschießen. Es sind dies ganz normale Bürger, die aus gesundem moralsichem Empfinden empört sind und darüber hinaus aber in einer normalen Lebensführung eingebunden sind, die wenig Raum für ein Enagagement zulässt. Die Tötungsinteressierten hingegen werden nicht nachgeben, da sie hier ihr persönliches Interesse durchsetzen und entsprechend naturgemäß ganz anderes Engagement einbringen, für das normalen Bürgern schlichtweg die Zeit und Kraft fehlt. Deren Haltung aber ändert sich dadurch nicht.

Es ist jedenfalls kein Zeichen für Kultiviertheit, das Zusammenleben mit anderen Arten, die ohnehin unter uns genug zu leiden haben und kaum mehr Refugien finden, in denen sie ungestört leben können, blutig zu beenden. Für so viele Menschen ist die Begegnung mit Tieren Erfüllung und Freude, gerade auch für ältere Menschen, die sich über die Begegnung mit der lebendigen Unschuld dieser Tiere freuen und diese ihnen auch Trost schenkt, wenn sie die Gräber ihrer Verstorbenen pflegen.  Auch um ihretwillen hat der Tod auf dem Friedhof nichts verloren, sondern nur Andacht und Demut.

 

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