Tiergeschichten – Der Förderverein Lenbachhaus e. V. erwirbt für das Museum eine Kommode von Franz Marc

Der Förderverein Lenbachhaus e. V. erwirbt für das Museum eine Kommode von Franz Marc, Quelle: PM
Das Lenbachhaus beherbergt die weltweit größte Sammlung zur Kunst des Blauen Reiter. Durch herausragende Schenkungen von Gabriele Münter 1957 und von Elly und Bernhard Koehler jun. 1965 mit Werken Wassily Kandinskys, Franz Marcs, Gabriele Münters und ihrer Künstlerkolleg*innen wurde das Lenbachhaus ein zentraler Ort für die Erforschung und Vermittlung der Kunst des Blauen Reiter.Der Förderverein Lenbachhaus e. V. erwirbt nun anlässlich seines 30-jährigen Bestehens eine Kommode mit Tierdarstellungen von Franz Marc für die Sammlung des Lenbachhauses.

Franz Marc (1880–1916) dekorierte die Kinderkommode um 1910/11 für die Nichte seiner Partnerin, der Künstlerin Maria Franck-Marc. Mit ihrer naturnahen Darstellung von heimischen Wald- und Feldtieren umgeben von zarten Blüten folgt sie einer volkstümlichen Bildsprache und geht damit seinen nur wenige Jahre später entstandenen modernistischen Tierdarstellungen voraus.

Ab 1908/09 zog es die Künstler*innen aus dem Kreis des Blauen Reiter ins bayerische Voralpenland. In lebensreformerischer Abkehr von industrialisierten Produkten wandten sie sich der regionalen Volkskunst zu, sammelten volkskundliche Objekte und verarbeiteten diese Anregungen in eigenen Werken. Ebenso wandten sie sich Kinderwelten und Kinderkunst zu, die sie als unverdorben und antiakademisch idealisierten.

Die Kinderkommode stellt innerhalb der Sammlung des Lenbachhauses eine wichtige Ergänzung zu Möbelstücken dar, die Kandinsky und Münter für das Haus in Murnau gestalteten, in dem sie seit 1909 ihre Sommer verbrachten und die sich nun im Besitz der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung befinden. Dort bemalten sie Stuhl, Schreibtisch, Bücherregal und das Treppengeländer mit floralen Elementen und symbolträchtigen Reitermotiven.

Franz Marcs Tierdarstellungen auf dem Möbelstück fügen sich in ländlich-pittoreske Darstellungstraditionen ein, lassen mit dem „piependen“ Hahn aber auch seine humorvolle Seite durchscheinen. Mit seinen späteren leuchtenden, kristallinen Tierbildern entwickelte Marc eine neue Sicht auf das Tier, das sich in einen kosmischen Rhythmus eingliedert. In „pantheistischer Einfühlung“ schuf er einen Tier und Landschaft verbindenden Grundklang und leistete seinen eigenen, bedeutenden Beitrag zu einer expressionistischen Ausdrucksform.

Seit 2018 unterstützt der Förderverein Lenbachhaus e. V. neben vielfältigen Programmen des Lenbachhauses vor allem die Erweiterung der Sammlung der Moderne. In nur wenigen Jahren konnten bedeutende Werke von Wassily Kandinsky, Marianne von Werefkin, August Macke und anderen erworben werden.

2022 erfolgten gleich fünf Neuankäufe, die das Ziel verfolgten, Lücken im Sammlungsbestand zu schließen und gerade Künstlerinnen und bisher vernachlässigte Positionen aus dem Kreis des Blauen Reiter zu stärken. Neben zwei bedeutenden Werken von Maria Franck-Marc konnten ein Gemälde von Elisabeth Epstein sowie zwei Terrakotta-Skulpturen von dem zu NS-Zeiten verfolgten und ermordeten Künstler Moissey Kogan erworben werden.

Mit dem Ankauf setzt der Förderverein e.V. seine Unterstützung auch in diesem Jahr fort. Die Neuerwerbung ist eine kleine Sensation, da die Kommode nicht nur direkt aus dem Familiennachlass stammt, sondern Objekte dieser Art kaum existieren oder auf dem Markt verfügbar sind.

Werke von Franz Marc sind momentan im Lenbachhaus in der Ausstellung „Der Blaue Reiter“ zu sehen, die auch das Interesse der Künstler*innen für Volkskunst und Kunst außereuropäischer Kulturen im kolonialen Kontext vor Augen führt.

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