Die am 24. März 1902 in Oppeln, der Hauptstadt Oberschlesiens, geborene Hanna Jursch (1902-1972) erhielt 1948 als erste Frau eine Professur für Theologie an einer deutschen Universität. In Jena vertrat sie bis zu ihrer frühen Emeritierung 1962 das Fach Kirchengeschichte und Christliche Archäologie.
Nach dem Abitur 1922 studierte sie Religion, Germanistik, Kunstgeschichte an der 1558 gegründeten Universität Jena, um Lehrerin zu werden. Nach einem Semester studierte sie ausschließlich Theologie, davon ein Jahr an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, und legte 1926 in Jena ihr erstes theologisches Examen ab. Danach übernahm sie eine Assistentenstelle bei dem Kirchenhistoriker Karl Heussi (1877-1961), von dem sie 1933 mit einer Arbeit über „Schleiermacher als Kirchenhistoriker“ promoviert wurde. Der in Breslau geborene Theologe Friedrich Schleiermacher (1768-1834) gilt als Begründer der Hermeneutik im 19. Jahrhundert.
Ein Jahr später schon konnte sie sich, gerade 32 Jahre alt, mit einer Arbeit über „Das Bild des Judas Ischariot in der Alten Kirche“ habilitieren. Nach Abschluss des Habilitationsverfahrens wurden ihr von den NS-Behörden erhebliche Schwierigkeiten bereitet, weshalb sie erst 1939 zur Dozentin ernannt wurde. Im Mai 1956 übernahm sie den Lehrstuhl ihres akademischen Lehrers Karl Heussi, 1955 wurde sie mit der Ehrendoktorwürde der Universität Marburg ausgezeichnet.
Um ihr Andenken zu wahren und sie zu ehren, wurde 2001 der „Hanna-Jursch-Preis“ begründet, der am 22. April 2002 zum ersten Mal verliehen wurde. Preisträgerinnen waren die drei Theologinnen Hannelore Erhart, Ilse Merseburg-Haubold und Dietgard Meyer, Titel der Arbeit war „Katharina Staritz (1903-1953). Von der Gestapo verfolgt, von der Kirchenbehörde fallengelassen“ (1999). Katharina Staritz war eine schlesische Theologin, die sich für zum Christentum konvertierte Juden eingesetzt hatte und deshalb ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück (1942/43) eingeliefert worden war.
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