Spuren der Katharer im Baltikum
Die spirituelle Entwicklung der katharischen Eingeweihten schloss mehrere Proben ein. Während der Hauptphasen ihrer Vorbereitung wurden sie von ihrem jeweiligen Lehrer oder Meister auf einen windgepeitschten Berggipfel geführt, wo der Novize die Wind- und Sonnenfeuerprobe zu bestehen hatte. Danach musste er sich in eine der Grotten oder Höhlen zurückziehen. In diesen Einweihungsräumen musste der künftige Vollkommene mehrere Tage lang fasten und meditieren, um die Proben des Wassers und der Erde zu bestehen. Möglicherweise ließen sich die Katharer hierbei von den Visionen Jesaias, einer Schrift aus dem zweiten Jahrhundert, inspirieren. Das Sammelwerk berichtet von den Einweihungserfahrungen, in deren Verlauf der Prophet die verschiedenen spirituellen Reiche durchschreitet, bis hin zu jenem, das in der Überlieferung als „Siebter Himmel“ bezeichnet wird. Für die Vollkommenen befand sich die Wahrheit in der Natur, und durch die Meditation hatten sie Zugang zu jenen Ebenen des kosmischen Bewusstseins, die als „Akasha-Chronik“, „Weltgedächtnis“ oder „Buch der universellen Erkenntnis“ bezeichnet werden. Während ihrer häufigen und langen Meditationen konnten sie bewusst und willentlich jene Ebenen erreichen, die uns unbekannt sind und die wir Weltlichen allenfalls im Traum erfahren. […]