Warum gerade dieser Satz von Albert Camus besonders häufig im Zusammenhang mit Resilienz zitiert wird, dürfte vertiefte Einsichten in dieses Phänomen bringen. Der „unbesiegbare Sommer“ symbolisiert die Kraftquellen und Ressourcen im Leben von Camus, die oben beschrieben wurden. Mitten im Winter des Jahres 1952 hat er vermutlich diesen Satz geschrieben, der dann später in „Heimkehr nach Tipasa“ zu lesen war. Im Jahr 1952 war der Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Jean-Paul Sartre – die bereits oben erwähnte „öffentliche Hinrichtung“ (Iris Radisch). Camus war tief gekränkt, frustriert und verzweifelt. Diesem Tiefschlag folgte eine lange Schaffenskrise. Nach dem Bruch mit Sartre im 39. Lebensjahr hat Camus nur noch ein bedeutendes Werk geschrieben, den Roman „Der Fall“. Als sich nun Camus in dieser schweren Zeit im Winter 1952 an seinen „unbesiegbaren Sommer“ erinnerte, fand er wieder Zugang zu seinen Kraftquellen und Ressourcen. Dies wurde ihm endlich bewusst. Viel Zeit hatte er dazu gebraucht, bis ihm dies gelang. Dieses Bewusstsein hat ihm neue Kraft gegeben und er hat diesen vielzitierten Satz vom „unbesiegbaren Sommer“ geschrieben. Lange hat dies leider nicht vorgehalten, seine Schaffenskrise holte ihn wieder ein. Aber in seinem Resilienz-Zitat taucht das Wort Bewusstsein auf. Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit sind wichtige Schritte auf dem Weg zur Resilienz. Dies hat die Resilienzforschung immer wieder bestätigt. […]