Street-Art: Zwischen Kunst und Vandalismus

Unabhängig davon, ob es sich um Briefkästen, Straßenschilder oder Wände handelt – im öffentlichen Raum kann so gut wie jedes Objekt zu einem echten Kunstwerk werden. Das Stichwort in diesem Zusammenhang lautet: Street Art.

Dabei sind Street Art Werke heute überall auf der Welt in sämtlichen Städten zu finden, sowohl von international etablierten Künstlern, welche ihrer Kunst in Form von Auftragsarbeiten Ausdruck verleihen, als auch von subversiven Untergrund- und Jugendkulturen. 

Dennoch sind viele Menschen der Meinung, dass es sich bei der Street Art im Grunde um nichts anderes als um Vandalismus handelt. Allerdings steckt hinter der Kunstform wesentlich mehr. 

Das Element der Anarchie

Es existieren sogar Formen der Street Art, die fast so alt wie die Menschheit selbst sind. Beispiele dafür stellen etwa zahlreiche Varianten der Straßen- und Wandmalerei dar. Im Laufe der Zeit hat sich die öffentliche Kunst jedoch kontinuierlich zu vielen verschiedenen und überaus abwechslungsreichen Stilen und Formaten weiterentwickelt. 

Von den Künstlern werden stets aufs Neue amüsante, provozierende oder beeindruckend bildgewaltige Werke geschaffen, die auf öffentlichen Plätzen und Straßen bestaunt werden können. Anders als für andere Kunstformen ist für die Street Art dabei vor allem charakteristisch, dass ihre Entstehung häufig illegal ist und sie sich aus subversiven Jugend- und Untergrundkulturen entwickelt. 

Eine zentrale Rolle kommt dabei dem Element der Anarchie zu. Durch die Künstler wird eine bestehende Grenze bewusst überschritten, beispielsweise, wenn es sich um Paste-Ups aus Zeitungen oder Plakaten oder um Graffitis handelt. In der Regel werden diese im Schutz der Dunkelheit auf Gegenständen oder Wänden im öffentlichen Raum geklebt, gesprüht oder auch gemalt. Somit sind die Street Art Werke stets auch untrennbar mit einer politischen Botschaft verbunden. 

Der Ursprung der Street Art

Der französisch-jüdische Sprayer und Maler Gérard Zlotykamien gilt dabei als der Begründer der Kunstform der Street Art. Zu Beginn der 1960er-Jahre fing dieser an, Arbeiten an Wänden in der Öffentlichkeit anzubringen. Eine große Berühmtheit haben dabei seine Strichfiguren erlangt, die den Namen „Les Éphémères“ tragen. Erinnern sollen diese unter anderem an die Menschen, die im Holocaust der Ausgrenzung und der Verfolgung zum Opfer gefallen sind. 

An einigen Orten wurden die Strichfiguren von Zlotykamien als Schmierereien betitelt und entsprechend beseitigt. Zur gleichen Zeit wurden sie jedoch auf großen internationalen Festivals der Kunstszene gefeiert und gelobt.

Die Street Art bewegt sich jedoch auch noch heutzutage auf einem schmalen Grat zwischen dem etablierten Kunstmarkt und der subversiven Kultur. Doch gerade dadurch erhält sie ihre faszinierende Lebendigkeit. Es werden immer häufiger Projekte und Initiativen ins Leben gerufen, welche die weltweiten Street Art-Künstler zusammenbringen möchten, damit diese auf einem professionellen Niveau gemeinsam neue Kunstwerke schaffen können. 

Die mittelamerikanische Street Art

Im Frühjahr des Jahres 2012 wurde beispielsweise der deutsche Aktionskünstler und Musiker Kim Avignon von dem Goethe Institut in Mexiko beauftragt, ein internationales Großprojekt durchzuführen. 

Avignon reiste so im Rahmen der Street Art-Tournee mit dem Namen „De mi barrio a tu barrio“ für fünf Wochen durch Trinidad und Tobago, Jamaika, die Dominikanische Republik, Panama, Costa Rica, Nicaragua und Guatemala, um in allen Ländern riesige Wandgemälde mithilfe der einheimischen Künstler zu schaffen. 

Heute zeigt sich auf den dabei entstanden kunstvollen Wänden die gemeinsame Arbeit von 70 Straßenkünstlern, welche die verschiedensten kreativen und geographischen Wurzeln aufweisen. 

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