Steve McCurry. Afghanistan

In den letzten Jahrzehnten prägten vorwiegend negative Schlagzeiten von Krieg und Massenmorden das Bild Afghanistans im Westen Nach dem Einmarsch der Sowjetunion 1979 besiegten – von den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien finanzierte – Mudschaheddin die von der Sowjetunion gestützte Regierung. Die Aufteilung der Machtbereiche scheiterte jedoch an Rivalitäten; die fundamentalistisch islamisch ausgerichteten Taliban-Milizen kamen an die Macht und setzten eine radikale Interpretation des Islam und insbesondere die Scharia mit aller Härte durch. Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten wurde das Taliban-Regime, das Mitgliedern von Terrororganisationen Unterschlupf gewährt hatte, im maßgeblich von den Vereinigten Staaten geführten Krieg gegen den Terror gestürzt. Seither bestimmen dieser Krieg und die Intervention auswärtiger Mächte das politische Geschehen, worunter die Zivilbevölkerung am meisten zu leiden hat.

Aber Afghanistan hat aber noch andere Seiten außer Krieg, Terror und Elend. Afghanistan ist ein Binnenstaat mit strategischer Bedeutung in der Region. Das Land ist größtenteils Gebirgsland mit außergewöhnlichen Landschaften und ruraler Vegetation. Weniger als 10 Prozent der Landesfläche liegen unterhalb von 600 m. Das zentrale Bergland besteht aus mehreren Gebirgszügen, deren höchster der Koh-e Baba (bis 5048 m) ist. Der Hindukusch (bis 7500 m) liegt im Nordosten, der Safed Koh (bis 4755 m) im Osten an der Grenze zu Pakistan.

Der Fotograf Steve McCurry reist seit fast 30 Jahren immer wieder nach Afghanistan, um über die Menschen und ihren Alltag zu informieren. Das Leid und den Krieg, aber auch die Reize und die Vielfalt des Landes.  Im Laufe der letzten Jahrzehnte gilt er als intimer Kenner des Landes und seiner Bewohner. Er sieht sich selbst nicht als Fotojournalist, sondern als „visueller Storyteller“.  So liefert er schockierende Bilder von Kindersoldaten beim Einmarsch der Sowjetunion,  aber auch Landschaftsportraits von wilder Schönheit oder auch sorglos ausschauende junge Mädchen in ihrem Alltag: „Diese Sammlung von Bildern bezeugt seine langjährige Liebe zu Afghanistan, seine Solidarität mit den Menschen dort und die Hingabe, mit der er die erstaunliche Vielfalt des Landes aufzeichnet. Darüber hinaus zeigt dieses Buch aber auch auf einzigartige Weise die Schönheit der afghanischen Landschaft und ihre großartigen Formation: (…)“ (S. 250)

McCurry deckt in seinen Bildern alle Facetten der Vielfalt Afghanistans ab und liefert einen realitätsnahen Einblick in ein Land, das Westeuropäer nur aus dem Fernsehen kennen und mit Leid, Tod und Krieg verbinden. Die sehr ausdrucksstarken Bilder sprechen zum Teil für sich und sind sowohl Kunst als auch zeitgeschichtliche Zeugnisse.

Steve McCurry. Afghanistan, Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch, Hardcover, 26,7 x 37 cm, Taschen Verlag, Köln 2017, 256 Seiten ISBN 978-3-8365-6936-1

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Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.

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