Markus Lüpertz in Regensburg: Glasfenster in einem Festakt gesegnet

Markus Lüpertz, Foto: Dr. Dr. Stefan Groß-Lobkowicz

Regensburg ist um eine Attraktivität reicher. Am 13. Juli 2006 hatte die UNESCO das Ensemble „Altstadt Regensburg mit Stadtamhof“ als Welterbestätte in die Welterbeliste aufgenommen. Am 25. Juli 2023 wurden die neuen Glasfenster des Malers, Grafikers und Bildhauers Markus Lüpertz bei einem Festakt feierlich gesegnet.

Der Maler, Grafiker und Bildhauer Markus Lüpertz, der auch als Klavierpianist für Aufsehen sorgt, zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlern der Gegenwart. Seine Bildgegenstände zeichnen sich durch suggestive Kraft und archaische Monumentalität aus. Nun lässt der 82-Jährige die Ost- und Westrosette der frühgotischen Kirche im neuen Glanz erstrahlen. Mundgeblasenes Glas aus Waldsassen und die alte Technik der Bleiverglasung dienen ihm dabei als Handwerkszeug.

Maria Baumann: Lüpertz hat die Tür zum Himmel aufgestoßen

2019 hatte Maria Baumann, Leiterin der Abteilung Kunst und Denkmalpflege, Museumsleiterin und Diözesankonservatorin, die Idee, die Fenster im Stile Lüpertz‘ in neuen Glanz erleuchten zu lassen. Nun, vier Jahre später, funkeln die Fenster der Ost- und Westrosette in St. Ulrich im Sonnenlicht. Wie Baumann in ihrer Begrüßungsrede betonte, bewahrte der in Reichenberg geborene Künstler, der kein „Gibt es nicht“ akzeptiert, mit seinen kraftvollen Bildern stets Respekt vor dem kirchlichen Raum und der Tradition. Und damit hat er mit seinem „feinen und intensiven Gespür für Farben“ ein ganz individuelles Meisterwerk in eigener Expressivität geschaffen. „Es gibt dem 800 Jahre alten Kirchenraum ein neues Leuchten“. Lüpertz hat die Tür zum Himmel aufgestoßen und lässt in der Bildwelt die göttliche Welt aufscheinen. Diese Vorstellung der Gotik, in der „Glasfenster mit biblischen Szenen visionäres Licht in die dunklen Gotteshäuser brachten,“ belebt Lüpertz zwischen Transparenz und Transzendenz neu.

Regierungspräsident Jonas: Ein Ort des Dialogs

Auch Walter Jonas, Regierungspräsident und Schirmherr von St. Ulrich, war von der neuen Bildwelt angetan, demütig komme er sich in diesem Raum vor. Für ihn sind Lüpertz‘ Werke geistige Funken, die sich in einem Feuerwerk der Kreativität entladen und im wunderbaren Kunstwerk ihre „göttliche Schönheit“ entfalten. Wie der Politiker betonte, könne Regensburg und die Oberpfalz stolz darauf sein, dass in St. Ulrich ein Werk geschaffen wurde, das über den regionalen Bezug hinaus in die Welt greift. Museumsleiterin Baumann sei die Mutter, der Malerfürst der Vater des Projekts. Den Besuchern des Museums wünschte er, das man an diesem Ort Innehalten soll, damit die Kunst zum Nachdenken und Diskutieren anrege. Nur so könne ein Dialogfeld zwischen Betrachter und Kunstwerk eröffnet werden, ein dialogischer Prozess, der letztendlich die Offenheit für Kultur und die Erfahrung der sinnstiftenden Kraft der Kunst wieder neu belebt.

Bischof Dr. Voderholzer: Glauben ist der höchste Erkenntnisgewinn

Bischof Rudolf Voderholzer, der nach seiner Rede die Fenster segnete, sieht in Markus Lüpertz nicht nur einen genialen Künstler, der die Welt tiefer sieht, sie erspürt, ihr ein realistisches Gesicht verleiht und der gegen die sinnenfreie Abstraktion streitet, sondern auch einen feinsinnigen Theologen, der die christliche Tradition schätzt und der um die Bedeutung weiß, dass Kunst im Christentum immer gegenständlich sein muss, dass sie als Kunst zugleich von der Inkarnation, von der Fleischwerdung und von der Menschwerdung Gottes ermächtigt ist.

Ausdrücklich würdigte Bischof Rudolf nicht nur die Verbindung zwischen figürlicher Kunst und guter Theologie, sondern befand: Das, was Lüpertz über das Phänomen des Glaubens als anthropologischem Grundphänomen gesagt hat, gehört zum Klügsten, was ich darüber gehört und gelesen habe. Die „Sachverhalte“ sind nicht das Wichtigste im Leben. Vielmehr sind es die Personen. „Die wichtigsten Dinge im Leben kann man überhaupt nur wissen, wenn man sie sieht, wenn man sich auf einen anderen Menschen, auf ein Gegenüber einlässt.“ Glauben, so der ehemalige Professor für Dogmatik, ist nicht – wie viele meinen – eine mindere Form des Erkenntnisgewinns, sondern eigentlich die höchste Form des Erkenntnisgewinns. „So habe ich Sie damals verstanden, und Sie haben auch für sich selber und Ihre Kunst diese Form des Wohlwollens immer in den Mittelpunkt gerückt.“

Markus Lüpertz: „Im Moment sehen Sie einen glücklichen Künstler – und das ist auch was“

Markus Lüpertz betonte, dass es nur wenige Momente im Leben eines Künstlers gibt, in denen er glücklich sei. Das augenblickliche Glück zwischen quälendem Selbstzweifel und unermüdlichem Schaffen, zwischen ewiger Unzufriedenheit und Überbietungsanspruch gleiche einem „Sonntag“. Der Genius, der lange eine Professur an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf innehatte, war an diesem Tag glücklich. Und wie Markus Lüpertz mit Blick auf die neuen Fenster in St. Ulrich betonte, wird man als Künstler auch gierig, wenn man einen freundlichen Zuspruch erhält, wenn man sieht, dass die Kunst angenommen und hoffentlich auch geglaubt wird. In diesem Moment erlebt der Künstler etwas, das ihn weiterbringt. Ausdrücklich bedankte sich der Superstar der deutschen wie internationalen Kunstszene für die Freundlichkeit, mit der Regensburg ihn empfangen hat.

Sowohl Dr. Baumann, Regierungspräsident Jonas, Bischof Dr. Voderholzer und Künstler Markus Lüpertz dankten in ihren Reden allen Spendern, allen Unterstützern und dem Derix Glasstudios Traunstein um Geschäftsführer Rainer Schmitt.

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Dr. Dr. Stefan Groß-Lobkowicz, Magister und DEA-Master (* 5. Februar 1972 in Jena) ist ein deutscher Philosoph, Journalist, Publizist und Herausgeber. Er war von 2017 bis 2022 Chefredakteur des Debattenmagazins The European. Davor war er stellvertretender Chefredakteur und bis 2022 Chefredakteur des Kulturmagazins „Die Gazette“. Davor arbeitete er als Chef vom Dienst für die WEIMER MEDIA GROUP. Groß studierte Philosophie, Theologie und Kunstgeschichte in Jena und München. Seit 1992 ist er Chefredakteur, Herausgeber und Publizist der von ihm mitbegründeten TABVLA RASA, Jenenser Zeitschrift für kritisches Denken. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena arbeitete und dozierte er ab 1993 zunächst in Praktischer und ab 2002 in Antiker Philosophie. Dort promovierte er 2002 mit einer Arbeit zu Karl Christian Friedrich Krause (erschienen 2002 und 2007), in der Groß das Verhältnis von Metaphysik und Transzendentalphilosophie kritisch konstruiert. Eine zweite Promotion folgte an der "Universidad Pontificia Comillas" in Madrid. Groß ist Stiftungsrat und Pressesprecher der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung. Er ist Mitglied der Europäischen Bewegung Deutschland Bayerns, Geschäftsführer und Pressesprecher. Er war Pressesprecher des Zentrums für Arbeitnehmerfragen in Bayern (EZAB Bayern). Seit November 2021 ist er Mitglied der Päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice. Ein Teil seiner Aufsätze beschäftigt sich mit kunstästhetischen Reflexionen und einer epistemologischen Bezugnahme auf Wolfgang Cramers rationalistische Metaphysik. Von August 2005 bis September 2006 war er Ressortleiter für Cicero. Groß-Lobkowicz ist Autor mehrerer Bücher und schreibt u.a. für den "Focus", die "Tagespost".