Sie gibt sich gern als die coolste Stadt Deutschlands, wirbt mit Slogans wie „arm, aber sexy“, doch Berlin ist vor allem eins, eine Stadt, wo Single-Haushalte Konjunktur feiern und man sich lieber einen Hund als einen Partner anschafft. Zwar ist Berlin mit 3,8 Millionen Einwohnern buchstäblich ein Gigant unter den europäischen Hauptstädten und flächenmäßig neunmal so groß wie Paris, doch wenn es um Familie und Religion geht, ein trauriger Rekordhalter. Mit 200.000 Hunden steht die Spreemetropole ganz oben im Ranking der hundefreundlichsten Städte der Bundesrepublik und auch mit Blick auf die Single-Haushalte verbucht die Metropole traurige Rekorde. Jeder zweite Berliner lebt allein und glaubt, dass die Ehe für ein glückliches Leben nicht notwendig ist.
Auch in Sachen Scheidungsraten kann die grün-linke Berliner Republik zugleich einen Spitzenplatz verorten, denn genau die Hälfte der Ehen geht wieder zu Bruch, während es in Deutschland nur ein Drittel sind. Stolz ist man an der Spree darauf, nicht zum Mainstream und zur Spießerwelt zu gehören.
Und so gibt man viel auf Äußerlichkeiten: Auf 1000 „Spätis“ als Treffpunkt, Supermarkt und Seelentröster, die die woken Singles versorgen, auf die längste Open-Air-Galerie der Welt, auf 950 Dönerspieße à 63 Kilogramm Fleisch, die täglich verspeist werden. Man ist stolz, dass man mehr Brücken als in Venedig hat und auf mehr Museen als Regentage im Jahr verweisen kann. So wie Berlin bis in die frühen 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts im Ruf einer „Gay Capital“ stand, gilt die Spreemetropole heute als „LGBTQ-Hauptstadt“. Nicht von ungefähr hat Deutschlands erste Regenbogen-Kita in der ehemals preußischen Residenz eröffnet. Nirgendwo in der Republik feiert die LGBTQ-Bewegung ausgelassen in den vielen Clubs der Stadt ihre Feste. Laut Schätzungen haben 200.000 bis 300.000 LGBTQ-Personen in Berlin mittlerweile ihren Lebensmittelpunkt gefunden.
Selbst wenn sich die Berliner CDU und der regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) gegen den „linken Kulturkampf in Form von Identitätspolitik, Wokeness und Cancel Culture“ ausspricht, die Hauptstadt bleibt quirlig queer. In Sachen Geburtenhäufigkeit verbucht man in Berlin bereits seit dem Jahr 2017 die niedrigste Quote und bestätigt damit einen Deutschlandtrend.
Im Jahr 2022 kamen in der Bundesrepublik 738.819 Kinder zur Welt und damit sieben Prozent Neugeborene weniger als im Jahr 2021. Über 60 Prozent der Berliner sind keiner Religion zugehörig. 2020 war das Land Berlin eines von neun deutschen Bundesländern, in denen der Anteil der beiden großen Kirchen an der Einwohnerzahl unter 50 Prozent lag – auch damit war die Hauptstadt Vorreiter. Mit Stand Juni 2022 waren 13,0 % der Einwohner evangelisch und 7,5 % katholisch. 79,5 % gehörten einer sonstigen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.
Dass die Stadt so gottlos ist, hat seine Gründe. Vierzig Jahre gottlose DDR haben in den Ostbezirken nachgewirkt. Jede Menge sozial-ökologische Spinner und linker Etatisten haben nachgewirkt und der Stadt dreißig Jahre nach der Wende ein rotes Gesicht gegeben. Noch immer erzielt die LINKE als SED-Nachfolgepartei gute Wahlergebnisse. Und dass die AfD derzeit auch in der links-grünen Hauptstadt auf dem Vormarsch ist, belegt die Religionsferne der Stadt.
In einer Aufsatzsammlung der Hanns-Seidel-Stiftung aus dem Jahr 2020 kommen die Herausgeber zum Ergebnis, dass sich christlicher Glaube nicht mit der „menschenverachtenden Programmatik, Rhetorik und Praxis neurechter Spin-Doktoren und ihrer Adepten verträgt“. In Berlin dagegen sind das Bürgerliche und Liberale eine Fußnote der politischen Geschichte geblieben.