Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk verdummt uns noch mehr

ARD-Berlin, SGL

In seinem Buch „Dummgeklotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet“, hatte einst der Journalist Alexander Kissler die mediale Verdummung kritisiert. Im Blick auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk, von dessen einstigen Glanz wenig geblieben ist. Einst standen ARD und ZDF für Qualität, waren Gradmesser für einen ausgewogenen Journalismus. Doch nach Flüchtlingskrise, Pandemie, Corona, Ukraine- und Israelkrieg sind die Sendeinhalte zur blanken Hochberichterstattung des politisch-medialen Komplexes geworden. Anstelle von einstiger Ausgewogenheit regieren Eindimensionalität, Bevormundung und Arroganz. Der moralische Zeigefinger regiert und eine quasi religiöse Besserwisserei formuliert sich die je eigene Wahrheit zurecht. Mit an Banalität kaum zu übertreffenden Küchenschlachten, Ratesendungen, die qua Niveau von Z-Promis nur so taumeln und einer nicht endenden Flut von Krimis, zeigt sich die ganze Ratlosigkeit der Programmmacher. Statt Qualität setzt man lieber auf Trash, anstelle eines niveauvollen Bildungsfernsehens, das Deutschland nach der letzten PISA-Umfrage nötiger denn je hätte, auf Quotenunsinn. Schon seit Jahren vermelden ARD und ZDF einen Einbruch bei den Zuschauerzahlen.

Über 8 Milliarden Euro fließen durch den Rundfunkbeitrag schon jetzt jedes Jahr in die Taschen der Sender. Für 2025 will das „Qualitätsfernsehen“ sogar noch mehr Geld vom Bürger, denn dann soll der Beitrag von 18,36 auf 18,94 Euro steigen, also um 58 Cent. Für die Funktionäre ist das Geld dringend nötig, haben sie auch die Taschen ihrer Topangestellten und ihre Klientel gut zu füllen. So klagte die Ende Juli 2022 fristlos entlassene ehemalige RBB-Intendantin Patricia Schlesinger eine Betriebsrente von monatlich 18 384,54 ein, zuvor erhielt sie ein jährliches Grundgehalt von über 360.000 Euro.

Talk-Gurus verdienen Millionen pro Jahr

Auch die mittlerweile austauschbaren Talk-Runden, ob „Anne Will“, „Maischberger“ oder „Hart aber fair“, mit ihren ewig gleichen Gästen kosten Unsummen. Laut Magazin „Business Insider“ verschlang „Anne Will“ allein 7,5 Millionen Euro, was umgerechnet auf die Sendeminute den Gebührenzahler mehr als 4.100 Euro kostete. ZDF-Urgestein Markus Lanz verursacht einen Kostenbeitrag von 14,6 Millionen Euro, „Hart aber fair“ 6,6 Millionen und „Maischberger“ schlägt mit 4,7 Millionen Euro zu Buche. Absahnen tun bei allem die Produktionsfirmen der Talkmaster, da die Öffentlich-rechtlichen die Redaktionsleitung abgeben und damit die protegieren, die ohnehin viel Gewinn machen. Sandra Maischberger hatte neben dem Produktionsvertrag für ihre Firma „Vincent Productions“ zugleich noch einen gesonderten Moderationsvertrag ausgehandelt. So bringt ihr der Deal insgesamt 795.000 Euro im Jahr ein.

Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk steigt in die Kreisklasse ab

Wie sehr die Produktionsfirmen im Hintergrund die Strippen ziehen, wird beim Nachfolger von Frank Plasberg deutlich. So wechselt Louis Klamroth zur Produktionsfirma von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Beide TV-Aufsteiger, die mit ihren Sendeformaten am Rand des guten Geschmacks Deutschlands Verblödungsfernsehen auf Pro 7 in neue Fahrwasser bringen, werden neben hohen Kosten dem WDR keineswegs kein höheres Niveau bescheren. Und wie sich bei der neuesten Pisa-Studie zeigt, steigt die Bundesrepublik auch im Fernsehen in die Kreisklasse ab.

Kein Wunder: OECD-Bildungsexperte Andreas Schleicher, der als Erfinder der Wissensstudie gilt, will das Gymnasium abschaffen und die Partei DIE LINKE zugleich die Noten und Hausaufgaben mit dazu. Und wenn die Schüler dieser Republik nicht mehr rechnen und schreiben können, bleibt ihnen zumindest die Welt des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks als inhaltsfreie Unterhaltungsshow.

Über Stefan Groß-Lobkowicz 2157 Artikel
Dr. Dr. Stefan Groß-Lobkowicz, Magister und DEA-Master (* 5. Februar 1972 in Jena) ist ein deutscher Philosoph, Journalist, Publizist und Herausgeber. Er war von 2017 bis 2022 Chefredakteur des Debattenmagazins The European. Davor war er stellvertretender Chefredakteur und bis 2022 Chefredakteur des Kulturmagazins „Die Gazette“. Davor arbeitete er als Chef vom Dienst für die WEIMER MEDIA GROUP. Groß studierte Philosophie, Theologie und Kunstgeschichte in Jena und München. Seit 1992 ist er Chefredakteur, Herausgeber und Publizist der von ihm mitbegründeten TABVLA RASA, Jenenser Zeitschrift für kritisches Denken. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena arbeitete und dozierte er ab 1993 zunächst in Praktischer und ab 2002 in Antiker Philosophie. Dort promovierte er 2002 mit einer Arbeit zu Karl Christian Friedrich Krause (erschienen 2002 und 2007), in der Groß das Verhältnis von Metaphysik und Transzendentalphilosophie kritisch konstruiert. Eine zweite Promotion folgte an der "Universidad Pontificia Comillas" in Madrid. Groß ist Stiftungsrat und Pressesprecher der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung. Er ist Mitglied der Europäischen Bewegung Deutschland Bayerns, Geschäftsführer und Pressesprecher. Er war Pressesprecher des Zentrums für Arbeitnehmerfragen in Bayern (EZAB Bayern). Seit November 2021 ist er Mitglied der Päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice. Ein Teil seiner Aufsätze beschäftigt sich mit kunstästhetischen Reflexionen und einer epistemologischen Bezugnahme auf Wolfgang Cramers rationalistische Metaphysik. Von August 2005 bis September 2006 war er Ressortleiter für Cicero. Groß-Lobkowicz ist Autor mehrerer Bücher und schreibt u.a. für den "Focus", die "Tagespost".