Sprachanalyse deutete schon länger auf Scheitern der Ampel hin

Eine ausführliche Analyse der Bundestags- und Parteitagsreden von Christian Lindner (FDP), seinen Koalitionspartnern Olaf Scholz (SPD) und Robert Habeck (Die Grünen) sowie weiteren deutschen Spitzenpolitikern zeigt, warum die Suche nach gemeinsamen Lösungen innerhalb der Ampelkoalition rhetorisch besonders schwierig war. Die Analyse gibt auch Aufschluss darüber, wie empathisch, optimistisch, aggressiv oder inklusiv die deutschen Spitzenpolitiker kommunizieren.

Analyse der Reden führender deutscher Politiker bestätigt Lindners geringe Bereitschaft, sich mit seinen Koalitionspartnern zu einigen

• Christian Lindner erwies sich als der am wenigsten nachgiebige Politiker der gescheiterten Regierungskoalition, wie eine linguistische Analyse seiner Reden der letzten zwölf Monate bestätigt.
• Robert Habeck und Olaf Scholz zeigten hingegen die größte Kompromissbereitschaft unter den analysierten Spitzenpolitikern der sieben Parteien.
• Lindner erwies sich in seinen Reden ebenfalls aggressiver als Habeck und Scholz. Die verbal aggressivste Politikerin ist jedoch mit deutlichem Abstand Alice Weidel.

Die Studie bewertete die politischen Reden, darunter die Parteitagsreden, auf Grundlage diverser sprachlicher Kategorien wie Kompromissbereitschaft, Aggressivität, Rhetorik und Stimmung auf einer Skala von eins bis zehn zueinander.

Nur die Oppositionsparteien zeigte rhetorisch noch weniger Kompromissbereitschaft als Lindner

Der Untersuchung zufolge stach Christian Lindner als Politiker hervor, der seine Standpunkte mit hohem rhetorischem Geschick und Beharrlichkeit verteidigte. Lindners kompromisslose Haltung zeigte sich unter anderem während den Haushaltsverhandlungen und Debatten um die Schuldenbremse. In einer seiner Parteitagsreden argumentierte er, dass: “die Schuldenbremse eine Inflationsbremse [ist], und deshalb sollten wir sie nicht ohne Not aufgeben.“ und kritisierte die Initiative von Kai Wegner, der eine Neuregelung der Schuldenbremse forderte: “Dafür muss nicht die Schuldenbremse aufgehoben werden, da braucht man nur Mut zu klaren Prioritäten, nicht mehr.” (FDP-Parteitag: Rechenschaftsbericht des Bundesvorsitzenden Christian Lindner vom 27.04.2024).

In seinen Reden zeigte sich der ehemalige Minister Lindner zudem aggressiver als seine Koalitionspartner Habeck und Scholz. In einem Kommentar zur Diskussion zur bezahlten Überstunden bezieht Lindner eine klare Haltung: “Verrückt ist nicht die Idee zu glauben, dass es Menschen gibt, die gerne arbeiten und auch sogar mehr bereit sind zu arbeiten. Verrückt ist zu glauben, es sei verrückt, dass es Menschen gibt, die gerne arbeiten […].” (FDP-Parteitag: Rechenschaftsbericht des Bundesvorsitzenden Christian Lindner vom 27.04.2024).

Bemerkenswert ist jedoch auch der Unterschied zwischen den Regierungsmitgliedern und der Opposition – während sich Habeck und Scholz in ihrer Sprache deutlich weniger aggressiv ausdrücken, positionieren sich Friedrich Merz (CDU), Sahra Wagenknecht (BSW) und insbesondere Alice Weidel (AfD) in ihren Reden als die aggressivsten Politiker.

Die häufigen Diskussionen und fehlender Zusammenhalt innerhalb der Ampelkoalition haben die Beliebtheitswerte aller drei regierenden Parteien negativ beeinflusst. Christian Lindners Entlassung als Bundesminister der Finanzen markiert das Ende der Koalition und dieser Phase der Bundesregierung.
Quelle: Lingoda

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