Drei Zentimeter hoch ist das goldene Miniaturkreuz, das der Bamberger Kunsthändler Christian Eduard Franke als sein Spitzenobjekt preist – Preis: 44.600 Euro. Das Sümmchen muss einer erst mal aufbringen wollen – für ein Kreuzerl, das „frau“ sich womöglich gar nicht umzuhängen wagt. Wie auch immer „man“ mit einem Spitzenobjekt umgehen will – zuerst muss es mal überhaupt „sein eigen“ werden. Das ist so schwierig nicht; denn die internationale Kunstmesse München 2013 „Highlights“ hat, vom 8. November an, sechs Tage lang geöffnet, liegt so zentral, dass es zentraler nicht ginge: erstmals seit ihrem Bestehen in der Residenz, und versammelt 51 Händler aus fünf Ländern, die obendrein durchweg Experten ihres Metiers sind.
Einer von ihnen ist Georg Laue, mit Konrad O. Bernheimer Geschäftsführer von „Highlights“. Laues Spezialgebiet: Kunst- und Wunderkammern und ihre immer wieder frappierenden Kostbarkeiten. Da steht etwa ein Madonnenfigürchen, lächelnd wie die Uta vom Naumburger Dom und etwa aus derselben Zeit, 12. Jahrhundert, der eine Hand – und dem Kind, das sie trägt, gar das Köpfchen fehlt: trotzdem ein rares Stück. – Man kann es, ein „Häuschen“ weiter, noch „antiker“ haben – die erstaunlichsten und weder von ihrer Größe noch Materialität, sondern von ihrer Schlichtheit her auffallendsten Stücke existieren schon gut 3000 Jahre: Bronzehirsche der Amlash-Kultur aus der Schweizer Sammlung Aaron, Höhe: 8,5 Zentimeter.
„Highlights“, im Herbst 2013 die vierte und letzte Kunstmesse Münchens (nach denen im Postpalast, Haus der Kunst und am Nockherberg), mischt in einem eigens im Kaiserhof der Münchner Residenz errichteten Schau-„Tempel“, sehr übersichtlich gegliedert und nobel installiert (mit viel Platz zum Nachdenken zwischen den Objekten), Antikes mit Postmodernem, Gemälde mit Skulpturen, Kunst auf Papier mit einer Sonderschau „Meißener Tabatièren des 18. Jahrhunderts“ der Galerie Röbbig, hochwertige Möbel mit Schmuck, Silber und einer Schau hinreißender gotischer Stundenbücher, die der Schweizer Heribert Tenschert zeigt, auf unaufdringlich einladende, kompetent konzipierte Weise.
Ein Hoch auf die Messe insgesamt, ein Hoch aber auch auf a) die toll mit Design-Mobiliar bestellte Café-Lounge und b) das glanzvolle Magazin. Im vornehmen Schwarz kommt`s daher, und ein Spaziergang durch die nächtliche Münchner Kurfürsten- und Königsresidenz (Fotos: Andreas Achmann, Text: Max Scharnigg) unterstreicht das distinguierte Ambiente. Und ruft dem Besucher seinen in diesen Kontext gar nicht passen wollenden Fund dieser Verkaufsmesse in den Sinn: eine Graphik von Egon Schiele, entstanden fünf Jahre vor seinem Tod 1918, Wasserfarbe und Bleistift, Titel: „Für die Armen vom Erzgebirge“. Ein Vertreter des Wiener Kunsthauses „W&K“: „Wir haben es erst seit ein paar Tagen. Wissen noch gar nichts darüber. Sind gespannt, in welchem Zusammenhang die Arbeit zu sehen ist.“
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