Nele Graf/Denise Gramß/Frank Edelkraut: Agiles Lernen. Neue Rollen, Kompetenzen und Methoden im Unternehmenskontext, Haufe Verlag, Freiburg/München/Stuttgart 2017, ISBN: 978-3-648-09529-4, 49,90 Euro
Traditionelle Organisationsformen in Unternehmen werden im Zeitalter der Digitalisierung immer mehr von agilen Prozessen und Methoden abgelöst. In klassisch organisierten Strukturen herrschen oft eine Kultur aus engen Regeln, standardisierten Vorgaben und wenig Entscheidungsfreiheit für Mitarbeiter vor. In agilen Organisationen wird Wissen offen weitergegeben, Fehler werden offen und konstruktiv angesprochen. Agile Organisationskulturen sind geprägt von Transparenz, Dialog, einer Haltung des Vertrauens sowie von kurzfristigen Feedbackmechanismen. In agilen Organisationen werden die Mitarbeiter stark in die Personalplanung einbezogen. Mitarbeiterentwicklung erfolgt nicht (nur) auf der Grundlage von Vorgaben, sondern (auch) innerhalb der Teams selbst.
Das gilt auch für den Bereich berufliche Bildung und Weiterbildung, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Innovative Lernkompetenzen entscheiden dann auch über die finanzielle Lage und in manchen Fällen auch über den Fortbestand des Unternehmens Wie Personalentwicklung zukunftsfähig gestaltet werden kann, darüber handelt dieses Fachbuch. Die Autoren vertreten die These, dass „Lernen zu den agilen Erfolgsfaktoren der agilen Welt gehört.“ (S. 11) Neue Denkweisen und Methoden des Lernens verändern dabei die Rolle von Weiterbildnern, Personalentwicklern, Führungskräften sowie Mitarbeitern: (…) die gesamte Logik der Personalentwicklung in Unternehmen (muss) neu gedacht werden.“ (S. 11) Eine Befragung von über 10.000 Beschäftigten zu deren Lernkompetenzen, die von Nele Graf und Denise Gramß durchgeführt wurde, und der daraus abgeleitete Handlungsbedarf für die Unternehmensführung floss in dieses Buch mit ein.
In den ersten beiden Kapiteln des Buches wird zunächst in einer theoretischen Abhandlung erklärt, was unter agilem Lernen verstanden wird und die notwendigen Konsequenzen daraus für das Lernen, die Beteiligten und der gesamten Unternehmenskultur dargestellt. Dabei wird die These vertreten, dass zum Verständnis der Wirtschaft und des Business die vier Faktoren Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit entscheidend sind. Im Englischen wird dies mit dem Akronym VUCA betitelt. Dieses Verständnis ist für die weitere praktische Ausgestaltung im Verlaufe des Buches als Grundlage wichtig.
Im den darauf folgenden praktischen Teil werden zunächst agile Lernformate und ihre Merkmalsdefinitionen vorgestellt. Anschließend geht es um die neuen Inhalte des Lernens wie neue Arbeitsumfelder, die Anforderungen an die Eigensteuerung sowie digitale Kompetenzen und das Lernen des neuen Lernens. Dann geht es um die an diesem Prozess beteiligten Gruppen: Es beginnt mit den neuen Anforderungen an die Mitarbeiter und unterstützende Tools für Lernkompetenzen, dann folgt die Personalentwicklung und deren neu definierte Rolle als Lerncoach für Mitarbeiter und Führungskräfte sowie als wichtiger Indikator des Unternehmenserfolges. Es setzt sich fort mit der Rolle der Führungskraft beim agilen Lernen und wird komplettiert durch die Rolle des Unternehmens, das für das agile Lernen die notwendigen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen schaffen sollte. Danach werden die Erkenntnisse in einem Fazit zusammengefasst. Im opulenten Anhang werden die Historie des Akronyms VUCA, Basisinformationen zu agilen Methoden und Personalmanagement, das Train-the-Trainer-Programm, die Studien Lernkompetenzen von Mitarbeitern analysieren und fördern sowie weiterführende Leseanregungen präsentiert.
Didaktisch und methodisch ist das Werk auf hohem Niveau anzusiedeln, auch von der Sprache her ist es nicht zu abstrakt und wissenschaftlich gehalten. Das Fazit fällt jedoch mit zwei Seiten viel zu kurz aus, eine ausführlichere Gestaltung der wichtigsten Erkenntnisse des Buches wäre besser gewesen. Das Buch ist klar strukturiert, ein einleitender theoretischer Teil ist die Grundlage für den praktischen Teil, wo vor allem die neuen Lernstrategien und die neuen Anforderung an alle daran beteiligten Gruppen und Personen genau erläutert werden. Das Buch ist somit für Führungskräfte, Personalentwickler, Personen aus der Aus- und Weiterbildung, Dozenten und Studenten der beruflichen Bildung und der pädagogischen Psychologie interessant.
Buch 2
Andreas Krebs/Paul Williams: Die Illusion der Unbesiegbarkeit. Warum Manager nicht klüger sind als die Incas vor 500 Jahren, Gabal Verlag, Offenbach 2018, ISBN: 978-3-86936-822-1, 29,90 Euro
Die insolvente Baumarktkette Praktiker ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das mit seinen Produkten im Markt unverrückbar verankert schien und doch unterging. Das Schicksal teilen viele einst klangvolle Namen – für die Generation der 40- bis 50-Jährigen etwa ist der Commodore Amiga der Ur-Computer, und trotzdem nur noch Erinnerung.
Bis Ende 1969 blieb Helmut Horten unbeschränkter Herrscher über die Warenhausgruppe mit den damaligen Horten-, Merkur- und Defaka-Häusern, die einen Jahresumsatz von mehr als zwei Milliarden D-Mark erzielten. im Nachkriegsdeutschland war er zum erfolgreichen Warenhaus-König und Milliardär aufgestiegen. Als Horten wandelte seine GmbH in eine Aktiengesellschaft umwandelte, um noch mehr zu verdienen, und mit der Deutschen Bank und der Commerzbank neue Großaktionäre einstiegen, ging es für seine Warenhauskette den Bach runter. Nach langen Verhandlungen gingen die Warenhäuser schließlich an Kaufhof und Kaufring über.
In den 1950er-Jahren war das Mittelklasse-Modell „Isabella“ ein echter Bestseller in Deutschland. Über 200.000 Fahrzeuge dieses Typs verkaufte Carl F.W. Borgward. Dieser Markenname und die Autos mit ihrem eleganten Design bleiben bis heute eng verbunden mit den beginnenden deutschen Wirtschaftswunderjahren, dann setzte auch hier ein Niedergang ein.
In der Wirtschaftsgeschichte gibt es unzählige solcher Beispiele von einst erfolgreichen Unternehmen und Weltmarktführern, die sich gänzlich vom Markt verabschiedet haben oder die es gar nicht mehr gibt. Dieses Buch blickt hinter die Fassade des Erfolges und beschäftigt sich mit den Gründen, die im Erfolg dazu führen, das Ende des Unternehmens einzuläuten. Es mahnt gleichzeitig die Entscheider und Tycoone gerade in Zeiten des scheinbar sicheren Erfolges, nüchtern und wachsam die weiteren Entscheidungen zu treffen. In diesem Buch vertreten die beiden Unternehmer Andreas Krebs und Paul Williams folgende These: „Ohne direkten Bezug zum Unternehmen erkennen wie einige Gesetzlichkeiten von Systemen, die offenbar über den Wandel der Jahrhunderte hinaus gelten: Jeder lange andauernde Erfolg birgt in sich schon den Kern des Scheiterns, weil die verantwortlichen Akteure zunehmend blind werden für neue, unbekannte Bedrohungen. Aufkommende neue Technologie können bewährtes Führungswissen innerhalb kurzer Zeit abwerten und die Schaffung neues Führungswissens erforderlich machen.“ (S: 11) Um die Fragen zu beantworten, was Wendepunkte auslöst und was den Niedergang verursacht, analysieren sie Führungswissen auch aus der historischen Perspektive von Aufstieg und Niedergang. Dabei nehmen sie sich das Schicksal der Hochkultur des Incas in der vorkolumbianischen zum Untersuchungsgegenstand. Als es innerhalb der Hochkultur zu inneren Streitigkeiten, zu Nepotismus und Fragen des eigenen Machterhalts ging, setzte die Destabilisierung ein, der in der Eindringung der spanischen Eroberer ihren endgültigen Niedergang fand.
Im ersten Kapitel stellen die Autoren anhand von vielen Beispielen aus Unternehmen und dem selbsternannten Auftrag der Inkas „Ordnung in die Welt“ zu bringen dar, wie ehrgeizige Zukunftsvisionen scheiterten. Unterschiedliche Gründe werden genannt: das Ziel ist zu hoch formuliert, Überforderung der handelnden Personen oder Überschatzung der eigenen Fähigkeiten. Im zweiten Kapitel geht es um die Personalpolitik des Unternehmens: Wenn man erfolgreich bleiben will, muss man Führungspositionen mit größter Sorgfalt besetzen und nicht an schlechten Managern festzuhalten. Dann beantworten die Autoren die Frage, wie es eine Führungskraft schafft, dass die Mitarbeiter ihre beste Leistung abrufen und damit das Unternehmen nach vorne bringen. Wie Werte ins Unternehmen transportiert werden und man sie kommuniziert, wird danach dargestellt; ebenso die Kosten des Werteverfalls von Unternehmen bei Skandalen (S. 109)
Danach wird anhand der Wirtschaftsgeschichte gezeigt, wie siegesgewisse, überhebliche und erfolgsverwöhnte Unternehmen in Bedrängnis geraten sind. Interne Machtkämpfe wie bei Nokia sind kontraproduktiv für das Unternehmen. Fusionen, Übernahmen und andere Transaktionen wie bei Daimler/Chrysler oder Mannesmann/Vodafone führten nicht selten zu Milliardenverlusten und Entlassung vieler Mitarbeiter. Was erfolgreiche Indikatoren bei Fusionen sind, wird hier erläutert. Die falsche Urteilskraft und falsche Entscheidungen haben gravierende Auswirkungen: Fehlende Voraussicht, das Festhalten an alten Überzeugungen und Egoismen werden anhand von Beispielen analysiert und bewertet. Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit dem Problem, wenn ein starkes Ego in Selbstherrlichkeit umschlägt und Statusdenken aufkommt. Im Anhang findet man die Anmerkungen, das Literaturverzeichnis und ein Personen- und Stichwortverzeichnis.
Das Buch fragt nach Gesetzmäßigkeiten des Aufstiegs und Niedergangs nicht nur in der Wirtschaftsgeschichte, sondern an Beispielen in der gesamten Historie, praktisch nach metaökomomischen Gesetzen von Systemen. Die Analogie der Inkas zu den Wirtschaftssystemen der Moderne ist nicht immer haltbar, die Unterschiede in der Mentalität und geistigen Vorstellungen können nicht weggeschoben werden. In den Bereichen Egoismus, Wertewandel und falsche Zukunftsvorstellungen haben die Autoren allerdings Recht. Daher sollten sich Manager, Personalentscheider und Führungskräfte dieses Buch unbedingt durchlesen, um Pannen zu minimieren und aus den Fehlern anderer zu lernen.
Buch 3
Gerd Aulinger/Mike Rother: Kata-Managementkultur. So macht ihr Unternehmen Unmögliches möglich. Aus dem Englischen von Jordan T.A. Wegberg. Illustration von Libby Wagner, Campus Verlag, Frankfurt/New York 2017, ISBN: 978-3-593-50709-5, 42 Euro (D)
Anhand des erfolgreichen Managementsystems von Toyota, das dazu geführt hat, dass sich die Marke schon seit Jahrzehnten als einer der Weltmarktführer hält, stellen Gerd Aulinger und Mike Rother die Denk- und Verhaltensmuster (Kata) in einem größeren Zusammenhang vor. Gerd Aulinger ist Management-Coach, Mike Rother schrieb das erfolgreiche Buch „Die Kata des Weltmarktführers“. Sie übertragen nun die grundlegenden Kata auf Managementstrukturen allgemein und erläutern in diesem Buch, wie Führungskräfte und Manager ihr Unternehmen zusammen mit den Mitarbeitern durch eine neue kundenorientierte Denk- und Handlungsweise voranbringen können.
Das Wort Kata kommt aus dem Japanischen und bedeutet sowohl eine Handlungsweise, um etwas zu tun, als auch eine strukturierte Übungsroutine. Der Begriff stammt ursprünglich aus der japanischen Kampfkunst, wo die Kämpfer in grundlegenden Bewegungsabläufen trainiert wurden. Diese Idee wird nun breiter angewendet: „In diesem Buch geht es um die Übungsroutinen der Verbesserungs-Kata und der Coaching-Kata, die dazu dienen, Menschen in einem praxisorientierten, universellen Muster wissenschaftlichen Denkens zu trainieren. (…) Wenn Sie durch Übung das ‚Warum‘ hinter einer Kata verstanden haben, können Sie beginnen, davon abzuweichen, indem Sie ihre eigene Version oder ihren eigenen Stil entwickeln –solange die Kernprinzipien davon unberührt bleiben.“ (S. 23) Es geht sich also nicht um eine bloße Kopie von Denk- und Verhaltensweise, die woanders schon erfolgreich waren, sondern um die Entwicklung von Automatismen, die dann nach einiger Zeit auf die individuelle Situation des Unternehmens angewandt werden kann. Dafür ist jedoch eine ständige Übung erforderlich.
Im weiteren Verlauf des Buches wird dieses Prinzip auch durch Schaubilder näher erklärt. Im ersten Kapitel geht es darum, den aktuellen Ist-Zustand zu beschreiben und das nächste Ziel zu definieren. Dann geht es um die praktische Umsetzung mittels eines Coaches, der durch Gespräche diesen Lernprozess für die kontinuierliche Entwicklung von Verbesserungs-Kata-Fähigkeiten in der Organisation fördert. Im dritten Kapitel wird erklärt, wie entlang den Hierarchieebenen ein routinemäßiger vertikaler Austausch stattfindet und wie dieser in der Regel aussehen soll. Anschließend geht es darum, dasselbe Coaching-Kata-Muster für eine verbesserte Teamkommunikation und –koordination anzuwenden. Im Fazit werden noch einmal die wichtigsten Schritte der Verbesserungs-Kata und Coaching-Kata zusammengefasst und wie man diese in der eigenen Organisation schrittweise umsetzen kann: „Darauf aufbauend können Sie anschließend über die strikte Ausführung der Starter-Kata hinausgehen, um ihren eigenen Stil zu entwickeln, der zu ihrer Organisation passt – wobei Ihnen die grundlegenden Prinzipien und Muster der Kata durch die vorausgegangene Übung erhalten bleiben.“ (S. 163) Im Anhang finden sich noch Vordrucke wichtiger Übungsblätter, wie die Fünf Fragen des Kata oder ein Coaching-Formular. Außerdem gibt es noch ein Stichwortregister.
Es stellt sich die Frage, ob diese japanische Denk- und Verhaltensstruktur zur festgefahrenen Organisationskultur in Unternehmen, die in der BRD ihren Standort haben, übertragen werden können. Dazu gehören etwas Mut und die Offenheit für Neues. Wie diese Prinzipien angewendet werden können, erklärt das Buch in einer verständlichen Sprache und vor allem wegen der Schaubilder in informativer und eindeutigen Weise.
Buch 4
Christoph Wagner: Träume aus dem Untergrund. Als Beatfans, Hippies und Folkfreaks Baden-Württemberg aufmischten, Silberburg Verlag, Tübingen 2017, ISBN: 978-3-842-52039-4, 24,90 Euro
In den 1950er und 1960er Jahren entstanden viele subkulturelle Bewegungen in den USA, die sich von dort nach einiger Zeit auch in der BRD und DDR verbreiteten.
Die Beatniks lebten unkonventionell und zeichneten sich durch ihre Spontanität und ihre teils chaotische, aber meist kreative Veranlagung aus. Sie erhielt erst in den späten 1950ern regen Zulauf. Das maßgebliches Werk Unterwegs (On The Road) wurde erst 1957 veröffentlicht. Bis dahin hatte die Beat Generation schon im Mainstream Fuß gefasst. Ihr Einfluss als erste „moderne literarische Subkultur“ zieht sich durch die nachfolgenden alternativen und gesellschaftskritischen Kulturentwicklungen; direkte Nachfolger waren die politischen, intellektuellen Hippies der Ostküste, die Yippies. Die bekanntesten Werke waren Kerouacs Roman Unterwegs (On the Road), das lange Gedicht Howl, das Ginsberg 1955 beim Six Gallery reading vorstellte, und Naked Lunch von Burroughs. Howl und Naked Lunch standen wegen angeblicher Obszönitat im Mittelpunkt von Gerichtsprozessen und verhalfen durch Freisprüche zu freizügigeren Publikationsmöglichkeiten in den prüden USA. Nach und nach setzten sich auch die Lebensweise und Grundüberzeugungen der Beatniks in der BRD fest.
Die von San Francisco ausgehende Hippiebewegung stellte die ihrer Meinung nach sinnentleerten Wohlstandsidealen der Mittelschicht in Frage und propagierte eine von Zwängen und bürgerlichen Tabus befreite Lebensvorstellung. Im Vergleich zur 68er-Bewegung und den Gammlern dominierten dabei stärker gemeinschaftliche (Selbstverwirklichung) als gesellschaftspolitische Konzepte, teilweise überschnitten sich die Ideale der Bewegungen. Die Idee von einem humaneren und friedlicheren Leben wurde mit dem – oft synonym zur Hippiebewegung verwendeten – Schlagwort Flower-Power belegt, das 1965 vom US-amerikanischen Dichter Allen Ginsberg geprägt wurde. Diese Ideale wurden versuchsweise in neuartigen, oft ländlichen Kommunen umgesetzt. Die an Henry David Thoreau geschulte Naturverbundenheit und die Konsumkritik der Hippies führte zur Herausbildung einer eigenen Gegenkultur, die sich den bestehenden gesellschaftlichen und politischen Normen und Werten verweigerte und entsprechende Ansätze der Beat Generation seit den 1940er Jahren, William S. Burroughs, Neal Cassady, Charles Plymell, Jack Kerouac, Allen Ginsberg unter anderem weiterführte
Der Begriff Folk wurde unter dem Einfluss der US-amerikanischen urbanen Folk-Bewegung in den 1950er und 1960er Jahren in die deutsche Sprache übernommen. Die Popularität des nordamerikanischen, urbanen Folkrocks in den 1960er Jahren löste auch in der BRD und der DDR ein großes Interesse an eigenen musikalischen Traditionen aus. Allerdings waren nationalistische traditionelle Tendenzen in beiden Ländern nicht gewünscht, die Distanz nach dem Ende des „Dritten Reiches“ zu Nationalismus und „Deutschtum“ war offenkundig. Besonders seit den 1960er Jahren, einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs in den USA (schwarze Bürgerrechtsbewegung, Anti-Vietnamkriegsbewegung und seit etwa 1970 auch die Frauenrechtsbewegung), lag das Augenmerk des Folkrocks auf den politischen und sozialen Problemen dieser Zeit. Daraus hat sich in der BRD beispielsweise der Politrock entwickelt. Mit dem Abflauen der politischen Bewegungen in den 1970er Jahren verschob sich auch die Bedeutung der Folkmusik zur Unterhaltungsmusik wie dem Irish Folk.
Der Musikjournalist Christoph Wagner erzählt über diese wilde Zeit in Baden-Württemberg, auch aus eigenen Erfahrungen.
Als das „Wirtschaftswunder“ in den späten 1950er Jahren in Baden-Württemberg Fuß gefasst hatte und der Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg abgeschlossen war, wollte die Jugend wieder das Leben genießen und nicht auf die konventionellen Freizeitangebote von Jugendchor, Sportverein oder Tanzcafé angewiesen sein. Die englische und US-amerikanische Musikszene prägte eher das Leben vieler Jugendlicher und junger Erwachsenen. Da meist nur in den großen Städten Konzerte zu sehen waren und diese noch ziemlich teuer waren, ergriff die subkulturelle Jugendszene selbst die Initiative und sich selbst ihre Freiräume: „Von Jazzkellern über Beatschuppen bis zu subkulturellen Zentren und Jugendhäusern entwickelte sich seit Anfang der 1960er Jahre ein immer dichteres Netz aus Initiativen und Aktivitäten über ganz Südwestdeutschland, in dem die jeweils aktuelle Jugendkultur Ausdruck fand.“ (S. 9)
Diese Einrichtungen bildeten ein Forum für einheimische Talente und Bands, aber auch Musiker und Gruppen aus dem Ausland gastierten hier. Namhafte Bands oder solche, die später Starkult erhielten, waren hier präsent wie die Beach Boys, Black Sabbath, Juicy Lucy, der amerikanische Folksänger Phil Ochs, der Bluessänger Alexis Korner oder der schwarze Jazzmusiker Sun Ra. Größere Konzerte in Hallen in den größeren Städten wie Mannheim, Stuttgart oder Heidelberg mit Stars wie Genesis, Deep Purple oder Bill Haley werden auch thematisiert.
Im ersten Kapitel wird auf die Entstehung einer Jazzszene in den Katakomben eingegangen. Danach geht es um Beat und Soul-Musik, die Anfänge des Blues und einer lebendigen Folkszene. Anschließend wird die „Manufaktur“ in Schorndorf als Zentrum der Rock im Südwesten präsentiert. Die Konzerte von Black Sabbath und der Rolling Stones stehen danach im Mittelpunkt. Die Anfänge der Rockmusikszene und die ihre Ausdifferenzierung im „Ländle“ werden dann vorgestellt. In einem Gastbeitrag berichtet dann Werner Schretzmeier über das Konzert von Pink Floyd und die Stuttgarter Anfänge des Popvideos, bevor auf das „2. British Rock Meeting“ in Germersheim eingegangen wird. Eine kurze Darstellung über „Schwabenrock“, „Neckarblues“ und „Dialeklieder“ beenden das Buch.
Dieses Buch zeigt eindrucksvoll die musikalische Subkultur der 50er, 60er und 70er Jahre in Baden-Württemberg und beweist, dass man auch in Selbstverwaltung und Eigenregie sich seine Freiräume schaffen kann oder sogar muss. Die Aufmachung des Buches mit bunt gestalteten Seiten, Originalfotos oder Bildern sowie Eintrittskarten aus der Zeit transportiert das damalige Lebensgefühl in die heutige Zeit hinüber. Ein lohnenswertes Buch mit viel Retrospektive.
Buch 5
Gerd Aulinger/Mike Rother: Kata-Managementkultur. So macht ihr Unternehmen Unmögliches möglich. Aus dem Englischen von Jordan T.A. Wegberg. Illustration von Libby Wagner, Campus Verlag, Frankfurt/New York 2017, ISBN: 978-3-593-50709-5, 42 Euro (D)
Anhand des erfolgreichen Managementsystems von Toyota, das dazu geführt hat, dass sich die Marke schon seit Jahrzehnten als einer der Weltmarktführer hält, stellen Gerd Aulinger und Mike Rother die Denk- und Verhaltensmuster (Kata) in einem größeren Zusammenhang vor. Gerd Aulinger ist Management-Coach, Mike Rother schrieb das erfolgreiche Buch „Die Kata des Weltmarktführers“. Sie übertragen nun die grundlegenden Kata auf Managementstrukturen allgemein und erläutern in diesem Buch, wie Führungskräfte und Manager ihr Unternehmen zusammen mit den Mitarbeitern durch eine neue kundenorientierte Denk- und Handlungsweise voranbringen können.
Das Wort Kata kommt aus dem Japanischen und bedeutet sowohl eine Handlungsweise, um etwas zu tun, als auch eine strukturierte Übungsroutine. Der Begriff stammt ursprünglich aus der japanischen Kampfkunst, wo die Kämpfer in grundlegenden Bewegungsabläufen trainiert wurden. Diese Idee wird nun breiter angewendet: „In diesem Buch geht es um die Übungsroutinen der Verbesserungs-Kata und der Coaching-Kata, die dazu dienen, Menschen in einem praxisorientierten, universellen Muster wissenschaftlichen Denkens zu trainieren. (…) Wenn Sie durch Übung das ‚Warum‘ hinter einer Kata verstanden haben, können Sie beginnen, davon abzuweichen, indem Sie ihre eigene Version oder ihren eigenen Stil entwickeln –solange die Kernprinzipien davon unberührt bleiben.“ (S. 23) Es geht sich also nicht um eine bloße Kopie von Denk- und Verhaltensweise, die woanders schon erfolgreich waren, sondern um die Entwicklung von Automatismen, die dann nach einiger Zeit auf die individuelle Situation des Unternehmens angewandt werden kann. Dafür ist jedoch eine ständige Übung erforderlich.
Im weiteren Verlauf des Buches wird dieses Prinzip auch durch Schaubilder näher erklärt. Im ersten Kapitel geht es darum, den aktuellen Ist-Zustand zu beschreiben und das nächste Ziel zu definieren. Dann geht es um die praktische Umsetzung mittels eines Coaches, der durch Gespräche diesen Lernprozess für die kontinuierliche Entwicklung von Verbesserungs-Kata-Fähigkeiten in der Organisation fördert. Im dritten Kapitel wird erklärt, wie entlang den Hierarchieebenen ein routinemäßiger vertikaler Austausch stattfindet und wie dieser in der Regel aussehen soll. Anschließend geht es darum, dasselbe Coaching-Kata-Muster für eine verbesserte Teamkommunikation und –koordination anzuwenden. Im Fazit werden noch einmal die wichtigsten Schritte der Verbesserungs-Kata und Coaching-Kata zusammengefasst und wie man diese in der eigenen Organisation schrittweise umsetzen kann: „Darauf aufbauend können Sie anschließend über die strikte Ausführung der Starter-Kata hinausgehen, um ihren eigenen Stil zu entwickeln, der zu ihrer Organisation passt – wobei Ihnen die grundlegenden Prinzipien und Muster der Kata durch die vorausgegangene Übung erhalten bleiben.“ (S. 163) Im Anhang finden sich noch Vordrucke wichtiger Übungsblätter, wie die Fünf Fragen des Kata oder ein Coaching-Formular. Außerdem gibt es noch ein Stichwortregister.
Es stellt sich die Frage, ob diese japanische Denk- und Verhaltensstruktur zur festgefahrenen Organisationskultur in Unternehmen, die in der BRD ihren Standort haben, übertragen werden können. Dazu gehören etwas Mut und die Offenheit für Neues. Wie diese Prinzipien angewendet werden können, erklärt das Buch in einer verständlichen Sprache und vor allem wegen der Schaubilder in informativer und eindeutigen Weise.
Buch 6
Arnold Weissman/Stefan Wegerer: Digitaler Wandel in Familienunternehmen. Das Handbuch, Campus Verlag, Frankfurt/M./New York 2017, ISBN: 978-3-593-50825-2, 39,95 Euro (D)
Im Zeitalter der Globalisierung verändern sich die Herausforderungen für Unternehmen permanent. Die digitale Transformation ist für jedes Unternehmen unerlässlich und sorgt für neue Herausforderungen auch im Management. In den Führungsetagen sind Umdenken und neue Fähigkeiten gefragt, traditionelle Strategien der autoritären und hierarchischen Führung von Mitarbeitern gehört der Vergangenheit an. Zahlreiche Unternehmen experimentieren mit flexiblen Arbeitszeiten, flexiblen und mobilen Arbeitsorten, Teamwork ohne persönliche Präsenz, etc. Neben der Arbeitsgestaltung werden zunehmend auch Führungs- und Strukturprinzipien von Organisationen überdacht.
Dieses Handbuch will traditionellen Familienunternehmen gezielt helfen, sich gegen neue Start-Up-Unternehmen zu behaupten und ihr Unternehmen erfolgreich in das Digitalzeitalter zu führen. Schritt für Schritt erklären die beiden Unternehmensberater Arnold Weissmann und Stefan Wegerer (Weissmann & Cie) eine Strategie auf, wie man innovativ auf die neuen Herausforderungen reagieren kann. Familienunternehmen haben gegenüber Großkonzernen zwei wichtige Vorteile: Sie sind schneller und beweglicher und kennen ihre Kunden meist persönlich. Trotzdem sollten Geschäftsgewohnheiten hinterfragt werden: „Vor allem müssen Sie sich bewusst machen, dass Erfolg in der Vergangenheit und in der Gegenwart keine Garantie für den Erfolg in der Zukunft ist. Den eigenen Erfolg und das eigene Geschäftsmodell in Frage zu stellen, ist der erste Schritt auf dem Weg in den digitalen Wandel.“ (S. 9)
In den ersten beiden Kapiteln stehen die Digitalisierung der Wirtschaft und die damit verbundenen Wandlungen im Mittelpunkt. Dies sind mehr theoretische Kapitel, damit man die rasante Entwicklung und ihre Akteure verstehen lernt. Dann folgt der konkretere praktische Teil: Es werden vier Handlungsfelder des digitalen Wandels aufgezeigt. Handlungsfeld 1 beinhaltet das immer mehr wachsende Bewusstsein, dass der Kunde und seine Wünsche bei der Entwicklung des Produktes im Mittelpunkt stehen. Damit verbunden ist der notwendige Aufbau eines Customer Experience Managements. Handlungsfeld 2 beschäftigt sich mit dem Weg zum digitalen Geschäftsmodell und die Aufgabe alter, liebgewonnener Prinzipien. Im Handlungsfeld 3 geht es darum, welche neuen Anforderungen der digitale Wandel an die Wertschöpfungskette stellt und wie sie verändert. Eine Automation der gesamten Wertschöpfungskette durch Prozess-, System- und Datenharmonisierung betrifft sowohl die Entscheidungsebene als auch die Organisationsstruktur. Das Handlungsfeld 4 beinhaltet eine neue Mitarbeiterkultur weg von Hierarchien und hin zu einer flexiblen und agilen Mitarbeiterführung. Im Fazit wird noch einmal ein strategischer Phasenplan zum digitalen Wandel vorgestellt und eine neue Mitarbeiterführung gefordert. Im Anhang findet sich ein Register der wichtigsten Begriffe.
Die digitale Transformation ist für jedes Unternehmen unerlässlich und sorgt für neue Herausforderungen auch im Management. In den Führungsetagen sind Umdenken und neue Fähigkeiten gefragt, traditionelle Strategien der autoritären und hierarchischen Führung von Mitarbeitern gehört der Vergangenheit an. Familienunternehmen haben gewisse Vorteile auf dem Markt, müssen sich aber auch dem digitalen Wandel anpassen. Wie das geht, wird in diesem Buch in verständlicher Weise beschrieben. Es ist eine wirkliche Hilfestellung für mittelständische Führungskräfte, wobei natürlich jede individuell einen eigenen Weg finden muss, um diese Informationen auf das jeweilige Unternehmen und dessen spezifische Eigenheiten zu übertragen.
Buch 7
Andreas Goumelon/Michael Mroß/Sabine Seidel: Management im öffentlichen Sektor. Organisationen steuern – Strukturen schaffen – Prozesse gestalten, 3. vollständig überarbeitete Auflage, Rehm Verlag, Heidelberg 2018, ISBN: 978-3-8073-2644-3, 29,99 Euro (D)
Das digitale Zeitalter macht auch vor dem öffentlichen Sektor nicht Halt und erfordert eine Reihe von Umorientierungen, neue Denk- und Handlungsmuster sowie die Aufgabe alter traditioneller Methoden und Gewohnheiten. In den Führungsetagen sind Umdenken und neue Fähigkeiten gefragt, traditionelle Strategien der autoritären und hierarchischen Führung von Mitarbeitern gehört der Vergangenheit an.
Dieses Buch über Management im öffentlichen Sektor und der Verwaltung wurde von Andreas Goumelon, Professor an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW, Michael Mroß, Professor an der TH Köln und Sabine Seidel, Direktorin des Studieninstitutes Ruhr aus den eigenen Erfahrungen in ihrer Arbeit konzipiert und geschrieben. Das Buch soll dazu beitragen, „den Interessierten im öffentlichen Sektor grundlegende und aktuelle Managementtheorien, -methoden und –erkenntnisse nahezubringen. (…) Großen Wert haben wir auch darauf gelegt, die Darstellungen zu einzelnen Themen nicht unvermittelt nebeneinander stehen zu lassen, sondern Bezüge und Zusammenhänge zwischen einzelnen Konzepten und Methoden aufzuzeigem.“ (S. XIII)
Dies ist die mittlerweile dritte Auflage des Buches, die vollständig überarbeitet und ergänzt wurde. Die wichtigsten Neuerungen sind die weitere Präzisierung des Neo-Institutionalismus, die neue Entgeltordnung des Bundes seit dem 1.1.2017, Weiterentwicklungen in der agilen Verwaltung, project canvas, E-Government sowie die aktuelle Version der DIN-ISO 9001.
Das Buch wird eingeleitet mit Geleitwörtern von Herbert Reul, Innenminister von NRW, und Joachim Herrmann, bayrischer Staatsminister des Inneren, für Bau und Verkehr. Im ersten Kapitel werden das Management im öffentlichen Sektor und seine Veränderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung allgemein umschrieben (Good Governance, New Public Management, bürgerorientierte Kommune). Dann werden Grundlagen der Organisation sowie der unterschiedlichen Ansätze vorgestellt. Anschließend geht es um den Mensch und sein Handeln sowie Leistungsbereitschaft in Organisationen, bevor eine Aufgabenanalyse im öffentlichen Sektor vorgestellt wird. Dann geht es um Stellenbildung, Stellenbemessung und –bewertung. Weiterhin werden Strukturelemente der Aufbauorganisation und dazu passende Bestimmungsgrößen, Ziele, Aufgaben und Techniken des Prozessmanagements, E-Government sowie Projektmanagement präsentiert. Der organisatorische Wandel mitsamt seiner Theorien (Change Management, Drei-Phasen-Ansatz usw.) und dazu gehörige Organisationsuntersuchungen werden dann behandelt. Der Begriff des Qualitätsmanagements und deren Umsetzungsmodelle folgen anschließend. Neuere Organisations- und Finanzierungskonzepte auf betriebswirtschaftlicher Basis wie „Public Private Partnership“ (PPP) werden vorgestellt, bevor strategisches Management und strategische Planung den nächsten Schwerpunkt setzen. Zum Schluss gibt es noch einen Überblick über Managementinstrumente im öffentlichen Sektor wie Controlling, Balanced Scorecard, Benchmarking oder Risikomanagement. Im Anhang gibt es ein Abkürzungsverzeichnis und ein ausführliches Quellen- und Stichwortverzeichnis, jedoch kein Literaturverzeichnis.
Dieses Buch ist für Dozenten und Studierende der öffentlichen Verwaltung sowie für Führungskräfte geeignet. Für Dozenten in dem Bereich öffentliche Verwaltung gibt es ein extra Service: Der Qlink-Code am Anfang des Buches führt zu Abbildungen im Internet, die dadurch heruntergeladen werden können. Die dringend dem Stand des digitalen Zeitalters entsprechende Anpassung der Online-Serviceleistungen für Bürgerinnen und Bürger nehmen einen zu kleinen Platz ein. Insgesamt gesehen ist es aber ein fundierter, informativer Überblick über das Management im öffentlichen Sektor der Gegenwart.
Buch 8
Michael Hübler: Provokant. Authentisch. Agil. Die neue Art zu führen – Wie Sie Mitarbeiter humorvoll aus der Reserve locken, metropolitan Verlag, Regensburg 2017, ISBN: 978-3-96186-006-3
Der Mediator, Personalentwickler und Coach für Führungskräfte, Michael Hübler, legt ein Buch vor, in dem er sich bei der modernen Führung von Mitarbeitern für eine offene und faire Streitkultur ausspricht, statt sich hinter einem hierarchischen Verhältnis zu verstecken. Für ihn besteht das gesamte Leben aus „einem Wechselspiel zwischen egoistischem und kooperativem Miteinander“ und folgert daraus, dass Mitarbeitergespräche aus einem „Balanceakt zwischen Kampf und Kooperation bestehen. (S. 9)
Zunächst stellt er die Provokation und persönliche Kämpfe als grundlegendes Mittel dar, Mitarbeiter aus der Reserve zu locken und somit die Effektivität der Teamarbeit langfristig zu erhöhen. Dann werden die Grundlagen einer authentischen wertebasierenden Führung wie Storytelling, Vertrauen, einer positiven Fehlerkultur, Humor, einer achtsamen Streitkultur sowie Menschlichkeit und Mut präsentiert. Anschließend geht es darum, in Mikroprozessen das Selbstmanagement der Mitarbeiter entstehen zu lassen oder zu fördern. Dabei beruht er sich auf Roadmaps, also einen Rahmen mit abgesteckten Zielen und einen roten Faden durch diesen Rahmen hindurch, um „Mitarbeiter zu kompetenten, selbstreflexiven und –gestalterischen Mitspielern“ zu machen. (S. 134) Dann entwirft er ein beispielhaftes prozessorientiertes Gesprächsführungsmodell und deren Ausgestaltung. Zum Schluss plädiert er in einem sehr kurzen Fazit nochmals für ein „authentisches, greif- und streitbares Auftreten, ein mutiges Vorwärtspreschen und das flexible aufeinander Einlassen“ und eine offen ausgetragene und faire Streitkultur. Im Anhang finden sich Beispiele eines Gesprächsprozesses, eine Liste von Steckbriefen für die Führungskräfte, ein Methodenkoffer mit den dazu gehörigen Seitenangaben im Text sowie ein Literaturverzeichnis.
Traditionelle Organisationsformen in Unternehmen werden im Zeitalter der Digitalisierung immer mehr von agilen Prozessen und Methoden abgelöst. In klassisch organisierten Strukturen herrschen oft eine Kultur aus engen Regeln, standardisierten Vorgaben und wenig Entscheidungsfreiheit für Mitarbeiter vor. In agilen Organisationen wird Wissen offen weitergegeben, Fehler werden offen und konstruktiv angesprochen. Agile Organisationskulturen sind geprägt von Transparenz, Dialog, einer Haltung des Vertrauens sowie von kurzfristigen Feedbackmechanismen. In agilen Organisationen werden die Mitarbeiter stark in die Personalplanung einbezogen. Mitarbeiterentwicklung erfolgt nicht (nur) auf der Grundlage von Vorgaben, sondern (auch) innerhalb der Teams selbst.
Das Buch vereint verschiedene moderne Ansätze der Agilität, des Storytellings und wie es erfolgreich ins Marketing und in der Unternehmensführung eingesetzt werden kann, und einer Führung von Mitarbeitern mit flacher Hierarchie sowie die Steigerung von Selbstverantwortung von Mitarbeitern innerhalb eines Teams. Dies wird noch ergänzt durch das Mittel der Provokation und dem Postulat einer offenen Streitkultur. Allerdings fehlt die notwendige Weiterbildung von Führungskräften zu agilen Methoden und Personalmanagement, Train-the-Trainer-Programm oder wie man agile Lernkompetenzen von Mitarbeitern analysiert und fördert.
Ob dieses Konzept des fairen Streitgespräches und die Provokation sich in der Praxis umsetzen lassen, bleibt zweifelhaft. Ein faires Streitgespräch zwischen letztlich Führungskräfte in einer höheren Position und einfache Mitarbeitern ist schwer vorzustellen, das sich die Führungskraft in einer höheren Ebene der Hierarchie befindet. Provokationen und eine Streitkultur sind zwar wichtig für die Diskussionskultur, lassen sich aber nur bei charakterstarken Mitarbeitern in die Realität umsetzen. Daher kommt vieles auf die Persönlichkeitsstruktur jedes einzelnen Mitarbeiters an, wie man einen Zugang zu ihm findet. Auch innerhalb eines Teams bilden sich Hierarchien oder Gewohnheiten im Umgang miteinander heraus, gruppendynamische Prozesse lassen sich immer schwer steuern. Das kann man nicht aus einem Buch lernen, sondern nur durch Erfahrung und Menschenkenntnis.
Insgesamt lässt sich sagen, dass das Buch auf moderne Formen der Mitarbeiterführung beruht, aber die Notwendigkeit des agilen Lernens als Baustein der beruflichen Bildung und Weiterbildung außer Acht lässt. Viele der hier präsentierten praktischen Beispiele lassen sich gut umsetzen, einige wie ein gleichberechtigtes Streitgespräch eher nicht.
Buch 9
Tobias Teutemacher: Handbuch zur Kassenführung. Praxishandbuch für die rechtssichere Umsetzung, 2. Auflage, nwb, Herne 2018, ISBN: 978-3-482-65312-4
Die zweite Auflage des Buches ist vor allem eine Folge rechtliche Änderungen in den letzten Jahren. Statt Papierbelege zählen ab dem 1.1.2017 nur noch digitale elektronische Kasseneinzeldaten. Das Gesetz zum Schutz vor Manipulationen an digitalen Grundaufzeichnungen vom 28.12.2016 und der daraus resultierenden Kassensicherungsverordnung wurden neue Begrifflichkeiten und Regeln eingeführt. Ab dem 1.1.2018 gilt die neue Kassen-Nachschau, die das Entdeckungsrisiko erhöhen soll, die ihre digitalen Grundaufzeichnungen manipulieren wollen. Die Folgen einer falschen Kassenführung können für Steuerpflichtige existenziell gefährdend sein. Hohe Strafzahlungen, in manchen Fällen auch Haftstrafen für Unternehmer sind dann nicht auszuschließen. Somit will dieses Buch auch aus den eigenen Erfahrungen des Autors in der Praxis die davon Betroffenen und Fachleute der Kassenführung auf dem neuesten Stand des Wissens bringen.
Das Buch beginnt mit einem Abbildungs- und Abkürzungsverzeichnis, in der dann folgenden Einleitung werden Begrifflichkeiten geklärt und allgemeine Hinweise gegeben. Dann folgt eine kurze Einführung in das Thema, bevor dann die Rechtsgrundlagen der Buchführungs- und Aufzeichnungspflichten ausführlich beschrieben werden. Die Aufbewahrungspflichten nach Steuer- und Handelsrecht und bei der Gewinnermittlung werden dann besprochen. Die richtige Buchführung im Zusammenhang mit der Kassenführung und die korrekten Kassenberichte kommen dann zur Sprache. Die unterschiedlichen Arten der Kassen und deren Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflichten werden dann präsentiert. Weiterhin geht es um die richtige Aufzeichnung und Buchung von EC-Karten-Umsätzen und betriebliche Auswertungen (Finanzbericht, Transaktionsbericht usw.)
Dann werden Informationen zum Datenzugriff der Finanzverwaltung im Rahmen von Außenprüfungen und Kontrollen besprochen. Anschließend werden die Pflichten der Unternehmen in diesem Zusammenhang präsentiert, bevor die Möglichkeiten der Manipulation bei Kassen erörtert werden. Die weitreichenden Folgen einer nicht ordnungsgemäßen Kassenführung werden dann in Erinnerung gerufen. Als Fazit folgt eine Checkliste mit den wichtigsten Punkten für eine ordnungsgemäße Kassenführung. Im Anhang findet man neben rechtlichen Dokumenten, ein Literaturverzeichnis, ein Verzeichnis der wichtigsten Urteile sowie ein Stichwortverzeichnis.
Das Handbuch richtet sich vor allem an Unternehmer mit Betrieben, in denen überwiegend Umsätze mit Bargeld erzielt werden, Steuerberater, Prüfungsdienste der Finanzverwaltung, Kassenhersteller sowie Kassenaufsteller. Praxisbeispiele, Abbildungen und Checklisten liefern weitergehende Informationen für eine gesetzlich konforme Kassenführung. Als zusätzliches Bonbon gibt es die Möglichkeit, eine online-Version dieses Buches überall dort zu nutzen, wo es einen Zugang zu einem mit dem Internet verbundenen PC gibt.
Dieses Handbuch bietet alle Informationen über die Neuerungen und erklärt diese in verständlicher Sprache. Die Folgen einer nicht ordnungsgemäßen Kassenführung können finanziell hoch sein, schon aus eigenem Interesse sollten sich die Betroffenen dieses Buch zulegen.
Buch 10
Eugen Drewermann: Finanzkapitalismus. Kapital und Christentum Band 2, Patmos Verlag, Ostfildern 2017, ISBN: 978-3-8436-0818-3
Von 1979 bis 1991 lehrte Drewermann als Privatdozent für systematische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Paderborn und ist für seine kirchenkritischen Beiträge und pazifistischen Positionen bekannt.
Dies ist der mittlere Band einer Trilogie, die sich um Drewermann Kapitalismuskritik dreht. Vorher erschienen „Geld, Gesellschaft und Gewalt“ und danach „Von Krieg zu Frieden. Kapital und Christentum “. In diesem Band geht es von folgenden Leitfragen aus:
Was bringt uns dazu, Gewinnsucht und Geldgier als eine unternehmerische Tugend zu betrachten und Geld und Gelderwerb in den Mittelpunkt unseres Lebens zu rücken?
Woran zu glauben lohnt sich wirklich?
Aus einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive legt er in diesem Band eine weitreichende Untersuchung des Finanzkapitalismus vor und nimmt dazu kritisch Stellung. Die Grenzen der marktwirtschaftlichen Konkurrenz will er bestimmen, wenn die Kapitalisten „den Rest der Menschheit in allen lebenswichtigen Belangen auf Gedeih und Verderben von ihnen abhängig machen.“ (S. 18) Die arbeitenden Menschen sieht er als Ausbeutungsobjekt der Kapitalisten ebenso wie die Natur, was zur Zerstörung des ökologischen Gleichgewichtes führt. Dabei will er den Kapitalismus „von einem Wirtschaftssystem der ungehemmten Selbstbereicherung Einzelner zu einem Dienstleistungssystem für die Allgemeinheit“ transformieren. (S. 27)
Seine Kapitalismuskritik geht sehr weit: „Die Gewalt gegen Mensch und Kreatur, in deren Ausübung der Kapitalismus besteht, setzte sich fort in dem nicht endenden Krieg um die Sicherung der Rohstoffe, Arbeitskräfte, Handelsrouten und Absatzmärkte. Endgültig langt es nicht mehr aus, die Fehler im Kapitalismus nachbessern zu wollen; der Kapitalismus selbst ist der Fehler. Ihn zu beseitigen, ist unerlässlich zur Beendigung von Unrecht, Elend und Krieg.“ (S. 304)
Die Sozialisierung der Produktionsmittel ist für ihn ein Mittel, um die Schere zwischen Arm und Reich zu schließen. Außerdem beruft er sich die Theorie des Schweizer Ökonomen Silvio Gesell. Dabei geht es um die Überlegenheit des Geldes als Tauschmittel gegenüber den Waren. Waren verlieren nach einer bestimmten zeitlichen Dauer ihren Wert durch Gebrauch. Das Geld aber besitzt die Ausnahmestellung, dass es nur in den Tausch eingeht, nicht aber in den Verbrauch. In einer anzustrebenden gerechten Tauschwirtschaft sollte dem herkömmlichen Geld nicht mehr so viel Bedeutung zukommen. Das Geld sollte gegenüber allen anderen Waren insofern gleichgestellt werden und den Doppelcharakter des Tausches und des Verbrauches tragen.
Silvio Gesell wollte das Geld zum Diener des Menschen machen und seinen bisherigen Zweck als Mittel zur Herrschaft von einigen wenigen Menschen über viele beenden. Gesell ging von der Annahme aus, Geld solle in seinem Wesen der Natur entsprechen und natürlichen Dingen nachgebildet werden. Das Geld in der Hand von Kapitalist*innen müsse wie menschliche Arbeitskraft und Waren mit der Zeit an Wert einbüßen; dann habe es keine Vormachtstellung mehr gegenüber den Waren. Durch den Ausgabedruck sollten „Geldsammler“ dazu gezwungen werden, das Geld nicht zu lange zurückhalten, sondern damit Waren oder Dienstleistungen zu kaufen, um so der Wertminderung zu entgehen. Diese neue Art von Geld nannte er Freigeld. Die Ausgabe des Freigeldes sollte dem Staat vorbehalten sein, der dafür extra ein Währungsamt einzurichten hätte. Bei Inflationsgefahr sollte das Währungsamt Freigeld einziehen, bei Deflationsgefahr solches ausgeben.
Drewermann schafft es, das Wesen des Kapitalismus und seine zerstörerische Kraft für die Beziehungen zwischen Menschen und für die Natur trefflich zu analysieren. Seine Kapitalismuskritik hat hohe Qualität genauso wie seine alternativen Vorschläge des gerechten Wirtschaftens. Vor allem sein Bezug auf Silvio Gesell und seine Freigeldtheorie ist gewinnbringend zu lesen.
Buch 11
Martina Brüßel: Die besten Bäder. Neue Trends zum Wohlfühlen, Callwey, München 2017, ISBN: 978-3-7667-2279-9
Das vermehrte Bedürfnis nach Komfort und Wohlfühlfaktor in der eigenen Wohnung ist merklich gestiegen: In einer Zeit, wo Wohnen und die Wohnungseinrichtung nicht nur rein funktionell gedacht werden, wollen sich viele Menschen in den verschiedenen Zimmern ihrer Wohnung eine Wohlfühloase schaffen, die mit vielen individuellen Extras verbunden ist.
Dieser Entwicklung trägt dieses Buch über die individuelle Gestaltung von Badezimmern Rechnung: „Kaum ein Raum im Haus hat sich in den letzten Jahrzehnten so sehr gewandelt für das Bad. Die Aufwertung des Badezimmers vom reinen Funktionsraum zum funktionalen Wohnraum brachte ganz neue Anforderungen an der Gestaltung mit sich. Ziel ist es heute, nicht mehr nur aktuellste Technik in modernen Design einzusetzen, sondern den Wohlfühlfaktor direkt in die Planung einzubeziehen.“ (S. 7)
Gemäß den neuesten Trends bietet es 40 individuell geplante Projekte mit bildlichen Präsentationen und will eine kreative Inspirationsquelle für Gestaltungsmöglichkeiten sein. Diese Gestaltungsideen stammen von der Marke Aqua Cultura, ein exklusiver Kreis von Unternehmen der führenden Badeinrichter in der BRD, die einen neues Design in allen Richtungen mit dem Wohlfühlfaktor zu kombinieren. Die Geschäftsführerin von Aqua Cultura, Martina Brüsel, ist für die Gestaltung und den Inhalt dieses Buch verantwortlich.
Zunächst werden die Trends in der modernen Badearchitektur wie Conceptual Living, Gesundheit, Harmonie sowie Natur im Bad. Dann werden die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten der Badearchitektur vorgestellt: die individuellen Badezimmer in Text, Bild, Grundriss sowie die verwendeten Produkte auf ca. 4-6 Seiten. Unterbrochen werden die Projekte von Essays über Farbwahrnehmung und Farbwirkung und über neue Materialien in der Badgestaltung von externen Fachleuten.
Insgesamt gesehen handelt es sich bei diesem Buch um eine fundierte Einführung von Experten zum Thema Badezimmereinrichtung und die dazugehörige Planung. Dieses Buch richtet sich an alle Art von Kunden, Architekten, Bauplaner und auch Studenten der Innenarchitektur. Altersgerechte und barrierefreie Bäder, wobei Komfort mit Funktionalität verbunden wird und auf die speziellen Bedürfnisse und Wünsche dieser Kunden eingegangen wird, werden leider nicht erwähnt. Kunden wird von einer puristischen Einrichtung mit einigen Extras bis zur individuellen Luxusvariante mit Verbindung von Sinnlichkeit und Wohlfühlfaktor alles geboten, wenn man bereit ist, eine bestimmte Summe zu investieren.
Buch 12
Douglas Smith: Und die Erde wird zittern. Rasputin und das Ende der Romanows, Theiss Verlag, Darmstadt 2017, ISBN: 978-3-8062-3574-6
Der Historiker und Übersetzer Douglas Smith bringt mehr als 100 Jahre nach seiner Ermordung eine sehr opulente Biographie über die oftmals verklärte und mythenumwobene Person des Grigori Jefimowitsch Rasputin heraus, der „wohl bekannteste Name des russischen Geschichte“. (S. 24) Selbst 100 Jahre nach seinem Tod „umgibt Rasputin ein Mythos, hinter dem seine eigentliche Person komplett zurücktritt. Hinter dem ganzen Gerede und Klatsch, den Verleumdungen und anzüglichen Anspielungen wird er selbst quasi unsichtbar.“ (S. 25) Diesen Projektionen trotzend wollte Smith den „wahren historischen Rasputin kennenlernen“ (S. 25) und durchforste zeitgenössische Archive in sieben Ländern.
In seiner Biographie will er lobenswerterweise die „tatsächlichen“ Handlungen von den „kolportierten“ trennen und so ein exakteres Bild von seiner Persönlichkeit zu geben: „Ich habe all das Gerede über Rasputin so weit zurückverfolgt, dass ich schließlich in der Lage war zu rekonstruieren, wie und warum der Mythos um Rasputin entstand und auf wen er zurückging.“ (S. 27)
Rasputin wurde in Westsibirien als Bauernsohn geboren. Im Alter von 17 Jahren begann er eine fünfzehnjährige Zeit als Pilger, um Näheres über Religion zu lernen. Dann machte sich dann 1903 nach St. Petersburg auf, wo er lange Zeit ein unbeachtetes Leben führte.
Erst als er an den Zarenhof gerufen wurde, in der Hoffnung, die Blutungen des an Hämophilie leidenden Zarensohns Alexei und durch sein Gebet zum Stillstand zu bringen, änderte sich dies schlagartig. Zeitzeugen wie auch Ärzte bestätigten, dass Rasputin einen damals unerklärlichen Einfluss auf den Zarensohn und dessen lebensgefährliche Blutungen besaß. Diese Fähigkeit Rasputins brachte die Zarin Alexandra zur Überzeugung, dass Rasputin ein Heiliger war, der ihr von Gott geschickt worden sei, um ihren Sohn zu beschützen. Für die Zarin war die Ankunft Rasputins die Antwort Gottes auf ihre leidenschaftlichen Gebete. Daher wies die Zarin jede Kritik an Rasputin stets strikt zurück. Trotz dieses hohen Ansehens bei der Zarin hat Rasputin den Zarenpalast nach anfänglich häufigen Besuchen bald nur noch selten betreten.
Die Erkrankung des Zarensohnes wurde geheim gehalten; daher blieb in der Öffentlichkeit das Ansehen, das der „ungebildete Bauer Rasputin“ bei der Zarenfamilie, besonders bei der Zarin, genoss, unerklärlich. Zusammen mit Rasputins Verhalten gab dieses Anlass zu Mythenbildung und auch Verleumdungen aller Art. Rasputin wurde stets ein sehr unmoralischer Lebenswandel mit permanenten Sexorgien vorgeworfen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass solche Eskapaden zwar vorkamen, etliches wurde bei einem Priester auch nie geduldet, die meisten Vorwürfe waren aber frei erfunden. Anders als oft berichtet betrafen sie nie Frauen der höheren Gesellschaft oder gar des Zarenhofes. Am Zarenhof wurde diese Verleumdungen Rasputins nie wahrgenommen.
Am 29. Juni 1914 wurde Rasputin bei einem Angriff mit einem Dolch in seinem Geburtsort Pokrowskoje schwer verletzt. Nach diesem Attentat begann Rasputin sich öffentlich zu betrinken, und so gab es im Winter 1915 einen landesweiten Skandal. Während des 1. Weltkrieges zeigte sich nach anfänglichen militärischen Erfolgen, dass das damalige Russland mit seinem unmodernen Militär, schwach ausgebautem Eisenbahnsystem und seinem gering entwickelten Industriesektor der deutschen Militärmacht nicht gewachsen war. Bei der Suche nach Schuldigen für die militärischen Niederlagen wurde Rasputin zum Sündenbock für die katastrophale Lage des russischen Reiches, obwohl sein politischer Einfluss in Wirklichkeit sehr gering war. Zwei Millionen Tote, vier Millionen Verletzte, keine Perspektive.
Die Niederlagen wurden auch nie mit den realen Transportproblemen, der schlechten Ausrüstung der Armee und fehlender Rüstungsindustrie begründet, sondern man suchte die Schuld bei dunklen Kräften und Spionen. Auch die Versorgungslage der Städte verschlechterte sich immer mehr. Die Arbeiter in St.Petersburg litten Hunger und demonstrierten gegen die hohen Brotpreise und weitere Truppenaushebungen. Es wurde nach einem Schuldigen gesucht, und die politische Klasse war sich im Herbst 1916 weitgehend einig: Schuldig war Rasputin mit seinem Einfluss auf die Zarin und den Zaren. Am 17. Dezember 1916 wurde Rasputin unter Führung von engen Verwandten des Zaren Nikolaus II. ermordet.
Buch 13
Tobias Amely/Christine Immenkötter: Investition und Finanzierung für dummies, Wiley- VCH Verlag, Weinheim 2018, ISBN: 978-3-527-70909-0
Die Investition und Finanzierung sind wichtige Teilbereiche der Betriebswirtschaftslehre (BWL) und der unternehmerischen Praxis. Hier in diesem Buch der beiden Hochschullehrer für BWL werden die wichtigsten Grundlagen des Finanzmanagements sowie die richtige und falsche Herangehensweise bei der Tätigung von Investitionen vorgestellt.
Im ersten Kapitel wird eine grundlegende Einführung der Investition und Finanzierung mitsamt Zielen und Entscheidungsproblemen vorgenommen. Dort werden auch die Basisbegriffe für das Finanzmanagement definiert und näher erläutert. Dann folgt die Vorstellung von verschiedenen Finanzierungsinstrumenten der Unternehmen wie Mezzamine-Kapital oder Eigenkapital. Im dritten Teil geht es um das Finanzmanagement: Planung, Analyse, Finanzrisiken und Derivate werden dabei untersucht. Es folgen die Grundlagen der Investitionsrechnung und deren Planung, die Vorstellung der statischen und der dynamischen Investitionsrechnungen sowie Programme der Entscheidungsfindung. Das nächste Kapitel behandelt die Investition in Wertpapieren (Anleihen/Aktien) und deren Vor- und Nachteile. Zum Schluss werden die zehn Fallstricke der Investition und Finanzierung und die wichtigsten zehn Begriffe im Zusammenhang als eine Art Fazit nochmals gebündelt. Im Anhang findet man noch ein Stichwortverzeichnis zum schnellen Nachschlagen wichtiger Begriffe. Neben dem umfangreichen Text enthält dieses Fachbuch noch Rechnungsbeispiele Tabellen und Grafiken. Es fehlt allerdings ein Verzeichnis der benutzten Literatur und für weiterführende Literatur zu wichtigen Einzelthemen.
Das Buch ist sowohl für Studierende der Fächer BWL, VWL und Wirtschaft als auch für Privatanleger, Unternehmer oder Personen im leitenden Management im öffentlichen Sektor geeignet. Es bietet einen umfassenden Überblick über die Themenbereiche Investition und Finanzierungsmanagement, schildert, wie Finanzmärkte funktionieren und was die wichtigsten Kriterien bei der Investition in Wertpapieren sind. Im Fazit werden noch einmal die wichtigsten Punkte der vorherigen Kapitel genannt. Das Buch ist insgesamt gesehen eine Art Einführungswerk in die Finanzwelt, erfahrene Fachleute dürften wenig damit anfangen können.