Die konjunkturelle Lage in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie trübt sich weiter ein und die mangelnde Dynamik führt zu negativen Erwartungen der Unternehmen. Die Auftragslage ist zwar weiterhin gut, am aktuellen Rand zeigen die Auftragseingänge im Trend aber leicht nach unten. „Weit schwerwiegender sind die strukturellen Herausforderungen für unsere Unternehmen. Bereits 70 Prozent geben an, dass sich die Standortbedingungen deutlich verschlechtert haben. Beleg dafür sind die schwachenInlandsinvestitionen. Das gefährdet die Zukunftsfähigkeit unseres Standorts. Wir müssen dringend umsteuern, denn fehlende Investitionen heute sind fehlende Innovationen, fehlende Kapazitäten und fehlende Wertschöpfung morgen“, sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm zur aktuellen Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen, die heute in München vorgestellt wurde.
Die Salden aus positiven und negativen Urteilen zur aktuellen Geschäftslage haben sich seit dem Winter verschlechtert. Sie liegen für das Inlandsgeschäft bei +35,9 Punkten und im Auslandgeschäft bei +45,9 Punkten. Die Erwartungen für das kommende Jahr liegen weiterhin im negativen Bereich. Für das Inlandsgeschäft liegen sie bei -1,7 Punkten und für das Auslandsgeschäft bei -4,2 Punkten.
Verantwortlich für verschlechterte Standortbedingungen machen die Unternehmen vornehmlich die Energiekosten, die Arbeitskosten, die steigende Bürokratie und den Fachkräftemangel. Auch Rohstoffkosten und wachsende Umweltauflagen sind weitere belastende Faktoren. So haben von den 70 Prozent der Unternehmen, die eine Verschlechterung der Standortbedingungen sehen, bereits gut 17 Prozent Teile der Wertschöpfung ins Ausland verlagert. „Die Rahmenbedingungen werden schlechter und sind ein echtes Risiko für unseren Standort. Weitere 36 Prozent der Unternehmen planen zudem eine Verlagerung“, mahnt Brossardt und fügt hinzu: „Besorgniserregend sind die Auswirkungen auf die inländischen Investitionstätigkeiten. Bereits 58 Prozent der Unternehmen fahren diese zurück. Diese Entwicklung muss gestoppt werden“, so Brossardt.
Das zeigt sich auch bei den aktuellen inländischen Investitionsplänen. Die M+E Unternehmen werden zurückhaltender: Weniger als 19 Prozent wollen die Investitionen in den kommenden Monaten erhöhen, über 20 Prozent müssen sie senken. „Davon entfallen aber nur 21 Prozent auf Erweiterungen, der weit überwiegende Teil sind mit 29 Prozent Ersatzbeschaffungen“, erklärt Brossardt und ergänzt: „An den Auslandsstandorten steigen die Investitionspläne hingegen. Die Schere zwischen Inlands- und Auslandsengagement wird größer.“ Gleichzeitig sind auch die Produktionspläne der Unternehmen gesunken. „Das Jahr 2023 hat bisher keine Dynamik gezeigt. Die Produktion wird im Jahresdurchschnitt 2023 daher nur um ein Prozent über dem Vorjahr liegen“, prognostiziert Brossardt und ergänzt: „Dass die Produktion nicht ins Negative rutscht, liegt ausschließlich am Anstieg aus dem vergangenen Herbst.“
Die Ertragslage der Unternehmen hat sich gegenüber der Umfrage im Winter kaum verändert. Ein knappes Viertel der Unternehmen befürchtet für das Jahr 2023 eine kritische Ertragslage, bei fast 56 Prozent laufen die Geschäfte noch rund. Die Beschäftigungspläne der M+E Unternehmen sind unter Berücksichtigung der noch guten Ertragslage und des massiven Arbeits- und Fachkräftemangels weiterhin expansiv, liegen aber niedriger als noch im Winter. „Im Jahresverlauf wird die Beschäftigung in den bayerischen M+E Unternehmen um gut 10.000 Personen zulegen. Damit erreichen wir zum Jahresende trotz Fachkräftemangels und eintrübender Konjunktur mit 875.000 Beschäftigten einen neuen Höchststand“, erklärt Brossardt abschließend.